Neue Studie: Wohnraum wird in Nürnberg immer teurer

23.4.2017, 07:40 Uhr
Neue Studie: Wohnraum wird in Nürnberg immer teurer

© Foto: Roland Fengler

In Nürnberg kostet eine Dreizimmerwohnung etwa halb so viel wie in München - so weit die gute Nachricht. Denn teuer ist das Wohnen in der Stadt trotzdem. In keiner Stadt mit rund 500.000 Einwohnern sind die Preise zuletzt so schnell gestiegen wie in Nürnberg. Capital hat für seine Studie erneut die Haus- und Wohnungsmärkte in zehn wichtigen deutschen Städten analysiert. Grundlage sind Daten des iib Dr. Hettenbach Instituts (iib-Institut), die die Qualität von Lagen sowie Preise und Entwicklungschancen aufzeigen.

Die Einwohnerzahl Nürnbergs ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, 530.000 Menschen leben laut aktueller Zahl hier. Für Wirtschaftsreferent Michael Fraas ist das kein Wunder: "Als Herz der Europäischen Metropolregion Nürnberg mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 123,8 Milliarden Euro zählt Nürnberg zu einem der zehn größten Wirtschaftszentren in Deutschland", schreibt er im Vorwort des städtischen Immobilienreports 2017. Ähnliche Erkenntnisse fördert auch die Capital-Studie zutage: Konzerne wie Bosch, Siemens, Adidas oder Puma aber auch Finanzdienstleister oder Unternehmen der Medizintechnikbranche würden der Stadt Arbeitskräfte und jede Menge Einwohner bescheren.

Die Preise haben sich verdreifacht

Ob diese es sich aber alle noch lange leisten können direkt in Nürnberg zu wohnen sei angesichts der rapide steigenden Wohnraumpreise nicht gewährleistet. In den innerstädtischen Lagen Tafelhof und Marienvorstadt, also entlang des Hauptbahnhofs mit seinen westlichen und östlichen Ausläufern haben sich laut Studie die Preise seit 2011 fast verdreifacht, auf ganz Nürnberg gesehen lag die Teuerungsrate bei 76 Prozent.

Selbst in Gostenhof, das noch zu den günstigeren Wohnlagen zählt, haben die Preise kräftig zugelegt. Von der "Nürnberger Bronx" über ein angesagtes Szene- und Kneipenviertel hat sich "Goho" zur gefragten Wohngegend gemausert. Im Schnitt muss man hier 3900 Euro für den Neubau-Quadratmeter einer Eigentumswohnung hinlegen, in der Spitze durchaus auch 5000 Euro. Experten prognostizieren für die kommenden Monate eine weitere Steigerung von über fünf Prozent. Und da muss sich Gostenhof gar nicht hinter Erlenstegen verstecken, das der Immobilien-Kompass als teuerste Wohngegend Nürnbergs benannt hat. Hier liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für die Neubauwohnung aber bei beachtlichen 4600 Euro.

Der Burgblick kostet deutlich mehr

Als Renner haben die Macher der Studie auch die Gärten hinter der Veste ausgemacht. Burgblick und architektonisch schöne Altbauten zögen aber vor allem zahlungskräftige Klientel an. Quadratmeterpreise bis 12,50 Euro für Neubaumieten oder Kaufpreise für Neubauwohnungen von mindestens 4400 Euro je Quadratmeter sind nichts für schmale Geldbeutel. Immer teurer wird das Wohnen auch in der Altstadt. Quadratmeterpreise von 2800 Euro aufwärts, vor allem in der Fußgängerzone, sind an der Tagesordnung. Für Mieten nennt die Studie Preise zwischen 8,10 und 16,60 Euro je Quadratmeter. Gewohnt wird vor allem im Bestand, für Neubauten gibt es rund um St. Lorenz keine Flächen mehr. Laut Immobilien-Kompass geht die Nürnberger Stadtverwaltung davon aus, dass die Einwohnerzahl in der Altstadt in den nächsten Jahren schrumpfen wird, weil immer mehr Menschen in günstigere Wohngegenden abwandern.

Jedes Jahr wird es teurer

Aus dem Grundstücksmarktbericht der Stadt Nürnberg geht hervor, dass allein im Vergleich zum Vorjahr die Immobilienpreise 2016 deutlich angestiegen sind. Bei Eigentumswohnungen lag der Anstieg zwischen acht (Neubau) und zwölf Prozent (Bestand). Sogar 14 Prozent teurer wurden Mehrfamilienhäuser (Bestand), deren Preise sich demnach seit 2010 verdoppelt haben.

Das zwinge Kaufwillige zu Abstrichen bei Wohnungsgröße und Ausstattung sowie zur Abkehr von Neubauobjekten, sagt die Capital-Studie. Zumindest sei der Trend zu Mini-Wohnungen bislang an Nürnberg vorbeigegangen. In München könnten sich Normalverdiener kaum mehr als ein oder zwei Zimmer leisten.

Günstiger Wohnraum fehlt

Das große Problem sei in Nürnberg, dass der Markt für günstigen Wohnraum nicht weiter wächst. Das kritisiere auch der Mieterbund. Die Stadt Nürnberg will bis 2030 den Bau von 33.000 Wohnungen ermöglichen, um den Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen und die Preise zu dämpfen.

Bis dahin, so das Urteil der Capital-Experten, werde es gerade für Selbstnutzer von Immobilien langsam eng in der Stadt. Denn die Einkommen würden längst nicht so üppig zulegen wie die Preise steigen. Für Kapitalanleger seien hingegen aktuell vergleichsweise stattliche vier bis fünf Prozent Rendite drin.

Und: Nürnberg soll voraussichtlich noch einige Jahre mit weiteren Preissteigerungen vor sich haben, ehe sich der Markt wieder beruhigen wird.

9 Kommentare