Neun Mondkrater sind nach Nürnbergern benannt

25.6.2009, 00:00 Uhr
Neun Mondkrater sind nach Nürnbergern benannt

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Abgesehen von diesem epochalen Ereignis vor 40 Jahren, so könnte man glauben, bestehen nicht viele besondere Beziehungen zwischen der Noris und dem Erdtrabanten. Das stimmt allerdings nicht ganz, denn es gibt auf dem Mond einige Krater, die sogar nach in Nürnberg aktiven und aus der Noris stammenden Wissenschaftlern und Forschern benannt sind.

Wie kommt man überhaupt zu der Ehre, zum Namenspatron eines Mondkraters auserkoren zu werden? Die Antwort auf diese Frage kennt Hans Gaab, Gründungsmitglied der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft (NAG): «Als es durch die Entwicklung von Teleskopen möglich war, eine Karte des Mondes zu zeichnen, tauchte natürlich auch die Frage nach der Namensgebung auf.» Einer der Pioniere auf diesem Gebiet war der deutsche Astronom Johannes Helvelius (1611–1687). Der vielseitig begabte Mann (er war z.B auch noch Bierbrauer) gestaltete Mitte des 17. Jahrhunderts eine erste Mondkarte. Seine an die Geografie der Erde angelehnten Namensvorschläge wurden allerdings durch das System des Jesuiten Giovanni Battista Riccioli verdrängt, der den großen dunklen Gebieten Namen von Meeren und den Kratern Namen von Gelehrten gab.

1970 war auch die «Rückseite» dran

Auch in Nürnberg wurde der Mond genau beobachtet: Durch Tobias Mayer (1723-1762), der in vielen Studien die bisher bekannten Einzelheiten deutlich verfeinerte. Später fanden und benannten die «Mondforscher» Schröter, Beer und Mädler zwischen dem Ende des 18. und dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts noch weitere Details. Der nächste «Quantensprung» bei der Mondkarten- Benennung erfolgte erst 1970, als man dank der durch die Raumfahrt gewonnenen Erkenntnisse daran gehen konnte, die Strukturen auf der erdabgewandten Seite des Mondes zu bezeichnen. Damals wurden zum ersten Mal auch Astronauten als lebende «Vorbilder» auserkoren. Wer aber sind nun die Nürnberger Gelehrten, die auf dem Antlitz des Mondes verewigt wurden? Da wäre zum einen das «Nürnberger Dreieck», das sich aus den Kratern zu Ehren von Johannes Regiomontanus, Johannes Werner und Bernhard Walther zusammensetzt. Der erste in diesem Bunde gilt nicht nur als bedeutendster Astronom des 15. Jahrhunderts, er arbeitete, forschte und lehrte auch mehrere Jahre lang in Nürnberg. Der hier gebürtige Johannes Werner (1468–1522) war ein Geistlicher, der sich intensiv mit Astronomie, Astrologie und Geologie befasste.

Bernhard Walther (1430–1504) schließlich war ein Regiomontanus-Schüler, der für seine Zeit extrem genaue astronomische Beobachtungen anstellte und historisch auch dadurch bekannt ist, dass er 1501 das spätere Dürerhaus erwarb und teilweise umbaute, um dort seiner Wissenschaft nachgehen zu können. Er «besitzt» den größten Mondkrater mit einem Durchmesser von immerhin 140 Kilometern. Der «Benjamin» ist der Krater von Tobias Mayer mit «nur 33 Kilometern.

Neben Regiomontanus ist Martin Behaim mit Sicherheit der geläufigste Name in unserer «Krater-Galerie»: Der vor allem für den von ihm in Auftrag gegebenen Erdglobus berühmte Entdecker und Abenteurer, der von 1459 bis 1507 lebte, erscheint in der Riege der wohlangesehenen Himmels-Wissenschaftler fast schon wie ein Exot.

In der Nähe des Mare Crisium findet man den Krater von Georg Christoph Eimmart (1638–1705): Der Mathematiker und Künstler war auch ein begeisterter Astronom und Gründer der ersten Nürnberger Sternwarte, die er ohne akademischen Dünkel als Bildungs-Einrichtung für alle Bevölkerungsschichten betrieb.

Mathematik, Astronomie und Kartenkunde waren die Disziplinen von Johann Gabriel Doppelmayr (1677–1750), der in Nürnberg zahlreiche Erd- und Himmelskarten sowie -Globen produzierte. Aus seinem «Himmelsatlas» stammen auch die oben abgebildeten Mondkarten.

Drei Namen fehlen noch, um die Liste zu komplettieren: Da ist zum einen der Nürnberger Arzt und Hobbyastronom Johann Leonhard Rost (1690–1731), zum zweiten Tobias Mayer, der am Homannschen Landkartenverlag in Nürnberg in leitender Position arbeitete, und zum dritten Johann Philipp von Wurzelbau (1651–1725), der in seiner Nürnberger Sternwarte genaue Beobachtungen von Sonnen- und Mondfinsternissen anstellte. Sie alle sorgen dafür, dass es auf dem Mond auch ein wenig fränkisch zugeht.

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