NN-Kunstpreis: Lob und Dank beim Eröffnungsabend

26.7.2013, 07:00 Uhr
Unter den Gästen befanden sich unter anderem Toni Schnell (schwarzes Jackett), Leiter des Olympia-Verlags und Sohn des Preisstifters und Verlegers Bruno Schnell, sowie Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (schwarz-weißes Kleid)in ihrer Funktion als Juryvorsitzende.

© Michael Matejka Unter den Gästen befanden sich unter anderem Toni Schnell (schwarzes Jackett), Leiter des Olympia-Verlags und Sohn des Preisstifters und Verlegers Bruno Schnell, sowie Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (schwarz-weißes Kleid)in ihrer Funktion als Juryvorsitzende.

Zuvor hatte die Vorsitzende der Jury, Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Julia Lehner, das Publikum bestens auf die Ausstellung eingestimmt. „Der NN-Kunstpreis ist mittlerweile eine Ausnahme in Bayern“, sagte sie und würdigte damit das nun seit 21 Jahren dauernde Engagement des Verlegers und Herausgebers der Nürnberger Nachrichten, Bruno Schnell. „Dieses Mäzenatentum ist vom Reinsten“, sagte Lehner mit Blick auf die 37500 Euro Preisgeld, die heuer vergeben worden sind. Damit zählt der NN-Kunstpreis zu den höchstdotierten Auszeichnungen für bildende Kunst in Deutschland.

Und zu einer der „nachhaltigsten“, wie Lehner hervorhob. Dies ist umso bemerkenswerter, als NN-Herausgeber Schnell trotz der Krise der Printmedien uneingeschränkt am Kunstpreis festhält, wie der Moderator der Preisverleihung, Rainer Kretschmann, betonte. Der langanhaltende Applaus zeigte, wie sehr die nordbayerische Kunstszene dieses Engagement schätzt. Wie wichtig solche Unterstützung ist, verdeutlichte Lehner: Zwar sei „die Politik dafür zuständig, der Kunst Räume zu schaffen“, doch „ist dafür gesellschaftliches mäzenatisches Wirken notwendig“.

Freuen durften sich in diesem Jahr vor allem junge Maler, die allesamt an der Akademie der Bildenden Künste studiert haben - oder, wie der erst 23-jährige Christian Fichtl, dort noch studieren. Das Alter der Preisträger ist kein Zufall, wie Jury-Chefin Lehner betonte. Denn auch das Auswahlgremium hat sich heuer verjüngt, gleich vier Jury-Posten sind neu besetzt worden.

Mit zwei Sonderpreisen des Verlegers „glich sich das Generationenverhältnis wieder aus“, merkte Lehner an. Der eine ging im Rahmen der offiziellen Kunstpreisverleihung an den 1936 in Stettin geborenen Herwig Lewandowski. Mit einem weiteren zeichnete der NN- Herausgeber gestern den Nürnberger Bildhauer Wilhelm Uhlig für sein Lebenswerk aus. Der 83-jährige Künstler ist der Nürnberger Akademie ebenfalls engstens verbunden: Er hatte in den 50er Jahren hier studiert und ab 1972 als Professor auch viele bekannte Künstlerinnen und Künstler der Region gefördert und begleitet.

Keine leichte Entscheidung

In der Ausstellung ist er mit einer prägnanten, ausdrucksvollen weiblichen Figur vertreten. Auch dieser weitere Sonderpreis ist mit 8500 Euro dotiert - damit erhöht sich die Preisgeldsumme 2013 auf insgesamt 46.000 Euro.

Leicht hatte es das Fachgremium bei der Auswahl und Entscheidung für Preise und Präsentation wahrlich nicht: Immerhin 700 Arbeiten waren eingereicht worden, aus denen 70 den Sprung in die Ausstellung geschafft haben. Etwas weniger als in den Vorjahren, was eine luftigere Präsentation jedes einzelnen Kunstwerkes ermöglicht hat.

Die gezeigten Werke fanden bei den Gästen eine sehr positive Resonanz: „Ich finde es super, wie hier Nachwuchskünstler unterstützt werden“, sagte Sebastian Brehm, Fraktionschef der CSU im Nürnberger Stadtrat. Auch Nürnbergs Alt-OB Peter Schönlein war tief beeindruckt: „Dynamisch und frisch“, fasst er seine ersten Eindrücke beim Rundgang durch die Schau zusammen. Dass „das hier in Nürnberg möglich ist, kann man gar nicht hoch genug schätzen. Während in München ein Museum neben dem anderen steht und viele private Förderer bis hin zum Prinzen von Bayern da sind, gibt es bei uns nicht allzu viel Unterstützung.“

Nostalgische Erinnerungen weckte die starke Präsenz der jungen Generation bei Udo Kaller. „Als das erste Mal drei Bilder von mir damals in der Kunsthalle ausgestellt wurden, war ich 24 - und stolz wie Oskar“, sagt der bekannte Maler, „ich hoffe nur, dass die Akademie-Absolventen von heute auch durchhalten, denn das ist bestimmt schwerer als damals.“

Interessante Naturfarb- und Lichtstudie

Neben der eindrucksvollen Landschaftsstudie von Lewandowski sah sich Ingrid Bierer, die Leiterin der städtischen Museen, vor allem von dem kleinen „TonSchrein“ von Georg Dinkel fast magisch angezogen. „Der Schrein gehört eigentlich zu uns“, sei ihr erster Gedanke gewesen. Beim genaueren Hinsehen entdeckte sie den kleinen iPad, der raffiniert in das gotische Gehäuse montiert ist - da gilt es, der Versuchung zum Wischen über den Bildschirm zu widerstehen.

Nicht weniger angetan zeigte sich Ellen Seifermann, Leiterin der benachbarten Kunsthalle und bekannt als Verfechterin der Avantgarde. Ihr Lob fasste sie in dem geradezu erleichterten Ausruf „Mehr Luft!“ zusammen. Die Gäste mit der weitesten Anreise kamen aus Südkorea: die Eltern und ein Bruder der Künstlerin Su Jung Baek.

Die angehende Akademie-Absolventin ist mit einer interessanten Naturfarb- und Lichtstudie in der Ausstellung vertreten - und ihre Angehörigen zeigten sich nicht nur erkennbar stolz auf die Tochter, sondern auch beeindruckt von der Vielfalt. Vielleicht hat die junge Koreanerin zumindest einen Teil ihres Talents von der Mutter geerbt, die in ihrer Freizeit in der klassischen Manier ihres Landes malt.

„Viele schöne Arbeiten“ sind Sabine Dichtler beim Rundgang aufgefallen; der Besuch der Vernissage war für sie eine Premiere. Auch die Mischung von Werken jüngerer wie bereits bekannter Künstler hat der Inhaberin einer Werbeagentur zugesagt. Sie hatte ihr Metier ursprünglich ebenfalls an der Akademie gelernt. Wenn sie sich etwas aussuchen dürfte, würde sie sich wohl für die Tierstudie von Jan Gemeinhardt entscheiden und für das filigrane Objekt von Renate Haimerl Brosch.

"Auffrischung tut gut"

Zu den Gästen, die sich keine Kunstpreisschau entgehen lassen und nicht nur staunen, sondern auch mal ein Werk erwerben, gehört beispielsweise Gertrud Kopf. „Ich finde es aber erst wichtig und interessant, sich in die Arbeiten zu vertiefen und sich auch mit der Technik zu beschäftigen“, sagt die Lehrerin. Und auch der Jurist Konrad Beirle, früherer Richter am Oberlandesgericht und zuletzt Leitender Oberstaatsanwalt, und seine als Künstlerin tätige Frau Irmingard waren sich einig: „Die Auffrischung tut jedenfalls gut und spricht uns an.“

Das meiste Schmunzeln dürfte das Bild von Günter Wangerin ausgelöst haben, das dem Besucher gleich am Eingang begegnet: Weiter, immer nur weiter lautet der nachdenklich stimmende Titel - und auch wenn sie nur von hinten gezeigt wird, ist doch klar: Hier läuft die deutsche Kanzlerin.

Im lauschigen Kulturbiergarten ließ es sich umso angenehmer feiern, als ein Schauer wenigstens für etwas Abkühlung gesorgt, sich zum Glück aber auch rechtzeitig verzogen hatte. Gute Laune verbreitete traditionsgemäß der Jazz-Musiker Häns’che Weiß mit Vali Mayer.

Die Ausstellung läuft bis 8. September im Nürnberger Kunsthaus, der Eintritt ist frei. Geöffnet sind die Räume von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr.

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