Nostalgischer Blick in die Welt der Raucher

22.9.2007, 00:00 Uhr
Nostalgischer Blick in die Welt der Raucher

© Sippel

Die Frage «Hast du mal Feuer» ist als Anmachspruch natürlich unoriginell. Aber es gibt wenige andere Wege, auf denen man derart unverfänglich Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen kann. Zumal viele Feuer-Frager wirklich nur rauchen wollen. Wenn der Gefragte dann ein besonders schönes Feuerzeug aus der Tasche zieht, ergibt sich vielleicht doch ein interessantes Gespräch.

NZ-Mitarbeiterin Kerstin Joswig kann jedenfalls einiges erzählen, wenn es um ihr vergoldetes Dunhill-Feuerzeug geht: «Es hat viele Schrammen und Narben, wie ein alter Wal.» Das gute Stück ist mindestens 35 Jahre alt, vor rund zehn Jahren hat sie es von ihrem Onkel geschenkt bekommen. «Der lebt in Mexiko, das Feuerzeug ist also schon oft über den Teich geflogen.» Und auch viel durch Europa gereist, zum Beispiel nach Budapest: «Dort habe ich es dann in einem Café liegen gelassen», erinnert sie sich mit Schrecken.

Weil Kerstin Joswig sich ihre Zigarillos als Genussraucherin eher selten ansteckt, hat sie den Verlust erst auf der Heimfahrt bemerkt. «Ich habe das Café im Internet gesucht, Kontakt aufgenommen - und das Feuerzeug war tatsächlich noch da, es kam dann per Post zurück nach Nürnberg.» Auch einen heftigen Sturz hat es schon überlebt: Vom Balkon im zweiten Stock auf den Steinboden im Hof. «Das ist passiert, als ich ein Tischtuch ausgeschüttelt habe.» Durch den Aufprall ist der Tank des Feuerzeugs geborsten, die Reparatur war recht teuer.

Solche Sorgen hat ihr Kollege Magnus Zawodsky nicht mehr: Obwohl sein Stilbewusstsein sonst sehr stark ausgeprägt ist, verwendet er meist billige Einweg-Produkte. «Ich hatte auch mal ein schönes, schweres Rowenta-Feuerzeug. Aber das habe ich verloren.»

Zuhause bewahrt er noch stilvolle Exemplare auf, unterwegs nimmt er nur «Verschleißartikel» mit: «Mit Feuerzeugen ist es wie mit Kugelschreibern, sie verschwinden.» Wo kommt das Zeug bloß hin? Zawodsky hat eine Theorie, die sich an das Science-Fiction-Kultbuch «Per Anhalter durch die Galaxis» anlehnt: «Es sammelt sich in der Lücke zwischen den Universen. Eines Tages kommen dann alle Feuerzeuge und Kugelschreiber gleichzeitig zurück, und die Erde geht unter.»

Manche Raucher haben eben ihre eigenen Vorstellungen von der Welt. In den sechziger Jahren war die noch in Ordnung, da durfte überall gequalmt werden. Und im Wohnzimmer stand auf dem Tisch ein Zigarettenspender - mitunter auch in Form einer Weltkugel. Thomas Susemihl, seit drei Jahren Ex-Raucher und schon immer großer Nostalgiker, hat so ein Exemplar. Mitsamt dazugehörigem Feuerzeug. «Die stammen aus Second-Hand-Läden. Den Globus hab’ ich in München entdeckt, das Feuerzeug in Nürnberg.» Aus der gleichen Epoche, aber weniger ästhetisch: Ein Packesel als Zigarettenspender. Drückt man seine Ohren nach vorne, dann kommt eine Zigarette zum Hintern des Esels hinaus. Nicht schön, aber sehr selten, dieses Sammlerstück.

Friedrich Stern besitzt einen Aschenbecher aus dieser Zeit, das Design erinnert an die Kugelsessel der Sechziger. Und dann hat er noch einen Taschen-Aschenbecher, winzig und aufklappbar. «Wenn ich etwa aufs Erlanger Poetenfest gehe, dort im Gras sitzen und den Rasen nicht verunreinigen will - dann kommt der zum Einsatz.»

Sein edles Gasfeuerzeug dagegen ist meist leer, weil es nur mit ganz besonderen Kartuschen aus dem Fachhandel aufgefüllt werden kann. «Das ist mein ,Feiertags-Feuerzeug’ für spezielle Anlässe», sagt er. «Aber die werden immer seltener, man darf ja nirgends mehr rauchen.»

Keine Kommentare