Umwege für Anwohner

Nürnberg: Ärger um gesperrten Zugang zur U-Bahn vor "The Q"

18.1.2022, 12:00 Uhr
Kein Durchkommen: Der Zugang zur U-Bahn an der "The Q"-Baustelle ist gesperrt. Das ärgert die Anwohner und sorgt für Probleme.

© Stefan Hippel, NNZ Kein Durchkommen: Der Zugang zur U-Bahn an der "The Q"-Baustelle ist gesperrt. Das ärgert die Anwohner und sorgt für Probleme.

Die Fürther Straße trennt Eberhardshof in zwei Hälften. An manchen Stellen ist es schwer, von der einen auf die andere Seite zu kommen. Zwischen der ehemaligen Quelle und Auf AEG macht die U-Bahnlinie den Weg unpassierbar. Weil sie hier überirdisch verläuft und somit "keine U-Bahn im eigentlichen Sinne ist", ärgert sich Michael Ziegler. Aus heutiger Sicht sei das ein Planungsfehler, findet der SPD-Stadtrat aus Muggenhof.

Ausweichen auf Fahrspur

Immerhin: Durch den U-Bahnhof sind beide Seiten verbunden. Aber der Zugang sei nicht barrierefrei, weil es hier nur eine Treppe gebe. "Nur wer noch einigermaßen fit ist und keinen Kinderwagen hat, der kommt so auf die andere Seite."

Oder eher: kam. Denn seit Monaten ist der Weg versperrt. Der Grund dafür ist "The Q". Die Baustelle auf dem Quelle-Areal ist so groß, dass sie den Gehweg davor schluckt. Stattdessen ist eine der beiden Fahrspuren der Fürther Straße für Fußgänger und Radfahrer reserviert.

Michael Ziegler hat auf dem abgetrennten Provisorium ein Video aufgenommen. Die wenigen Meter, die ihn von den Stufen in den Untergrund trennen, sind mit einem Bauzaun abgesperrt. Bauschutt ist dahinter aber nicht zu sehen, der Weg ist frei. Warum wird er also nicht offen gehalten?

Umweg für Ältere beschwerlich

Das fragt sich auch Silvia Seitz. Die stellvertretende Vorsitzende des für Eberhardshof zuständigen Bürgervereins lebt seit 1964 an der Fürther Straße, ihre Eltern hatten hier eine Metzgerei. Seitz kennt viele. Und viele klagen. Seit September ist einer der beiden U-Bahnzugänge auf der Quelle-Seite inzwischen dicht. "Der Weg zum nächsten Verteiler ist vor allem für die vielen älteren Menschen beschwerlich", sagt Seitz. Das gilt auch für die Schulkinder aus der Wandererstraße, die hier jeden Tag verkehren.

Deswegen wendet sich Seitz schon im Herbst an die Stadt mit der Bitte, hier "dringend schnell nachzubessern". Aus ihrer Sicht ist auch der provisorische Weg viel zu schmal. Seitz hat hier schon erlebt, wie "eine Frau mit Zwillingskinderwagen einem entgegenkommenden Fahrradfahrer ausweichen wollte und gleichzeitig mehrere Laster vorbeidonnerten".

Immerhin: Seit kurzem gibt es auf dem Bahnsteig einen Hinweis.

Immerhin: Seit kurzem gibt es auf dem Bahnsteig einen Hinweis. © Timo Schickler, NNZ

Seitz ärgert, dass auf dem Gehweg eigentlich noch Platz ist. Wären da nicht die kleinen Betonpoller, die den Anwohnern und dem Bürgerverein schon lange ein Dorn im Auge sind. Die Stadt aber teilt mit, mit zwei Metern Breite entspreche der Weg den Vorschriften. Diese legen den Abstand zum Baufeld fest - weshalb der Zu- und Abgang zur U-Bahn samt Gehweg gesperrt bleiben muss.

Taxi statt Taschengeld

"Den Anwohnern in der Leiblstraße oder Sigmundstraße ist die einzige Querungsmöglichkeit genommen worden", sagt Seitz. Dem Bürgerverein wurde schon gemeldet, dass ein paar Jüngere über die Mauer geklettert seien und die Gleise überquert haben. Von einer älteren Anwohnerin weiß sie: "Sie fährt nun mit dem Taxi - und die Enkel bekommen kein Taschengeld mehr."

Für Baustellen in Nürnberg ist der Servicebetrieb öffentlicher Raum zuständig, allerdings "hat Sör das Baufeld für TheQ nicht festgelegt", gibt Christian Vogel zu Bedenken. Der Bürgermeister ist Erster Werkleiter beim Servicebetrieb.

Er verweist auf den U-Bahnzugang direkt am Hauptzugang zum Quellegebäude, der "weiterhin offen ist und auch offen bleibt". Der zweite Treppenabgang sei nicht nur gesperrt, weil er innerhalb des Baufelds liegt, weiß Vogel. Sondern, weil hier eine Zufahrt zu einer Tiefgarage entsteht, "musste die Decke in Teilbereichen abgebrochen werden, deshalb dürfen darauf keine Menschen laufen".

Außerdem betrage die Entfernung zum nächsten Zugang nur 191 Meter. "Ich meine das ist zumut- und verkraftbar", sagt Vogel. Zumal hier mit TheQ "etwas Wunderbares entsteht", findet der Sör-Chef. "Ich bin froh, dass sich dort etwas bewegt."

Hier fehlt noch immer ein Hinweis, dass der U-Bahnzugang auf der anderen Seite der Fürther Straße dicht ist.

Hier fehlt noch immer ein Hinweis, dass der U-Bahnzugang auf der anderen Seite der Fürther Straße dicht ist. © Timo Schickler, NNZ

Für Silvia Seitz klingt das so, "als ob man den Bauherren einfach machen lässt, weil man glücklich ist, dass sich was tut". Dass darunter Anwohner leiden, nehme man in Kauf. Zumal sich die Frage stelle, wie lange das noch so geht. "Bis auf Weiteres" steht auf den Hinweisschildern der VAG.

Hinweis am Eingang fehlt

Die wiederum seien nur unten im U-Bahnverteiler angebracht, beschweren sich Ziegler und Seitz. Tatsächlich fehlt ein entsprechender Hinweis oben an den Treppen. Einen solchen hat es anfangs auch am Gleis nicht gegeben, so dass regelmäßig Menschen aus der U-Bahn auf die falsche Seite gelaufen und plötzlich vor einem Holzverschlag gelandet sind. Inzwischen steht ein entsprechendes Schild oben am Gleis.

Immerhin hat die Stadt versprochen, dass der U-Bahnzugang am Ende der Bauarbeiten "schöner und behindertengerecht" werden soll, weiß Silvia Seitz. Sie würde sich trotzdem lieber einen überirdischen Übergang, einen Steg oder eine Brücke, wünschen, der die Kultur auf der einen und das Einkaufen auf der anderen Seite verbindet.

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