Trotz Pandemie-Minus

Nürnberg: Bäder verzichten auf Corona-Aufschlag

17.7.2021, 08:34 Uhr
Zwar hat auch das Stadionbad für Gäste wieder geöffnet, der Aufwand aber ist hoch. Und die Einnahmen gering.

© Eduard Weigert, NN Zwar hat auch das Stadionbad für Gäste wieder geöffnet, der Aufwand aber ist hoch. Und die Einnahmen gering.

Nürnberg geht baden, aber nicht unter. Im Gegenteil. Im Vergleich mit anderen Kommunen schneiden die Bäder in der Stadt "sehr gut ab", sagt Christian Vogel. Der SPD-Bürgermeister ist Nürnbergs Bäder-Chef und zufrieden mit den Bade-Möglichkeiten, die von den Menschen hier besser genutzt werden als die in anderen Städten.

Besser als Bremen und Hannover

Das hat eine Analyse der Besucherzahlen durch den Eigenbetrieb NürnbergBad ergeben. Als Grundlage dafür dient - coronabedingt - die Statistik aus dem Jahr 2019. Damals haben 769.850 Badegäste die sieben städtischen Schwimmbäder besucht - Vereins- und Schulschwimmer nicht mitgerechnet. Damit liegt Nürnberg über dem Niveau anderer deutscher Großstädte. Essen und Bremen scheitern im selben Zeitraum an der 700.000-Marke, Hannover hat 2019 nur 580.000 Besucher gezählt, Leipzig sogar nur 380.000.

Nur München schwimmt Nürnberg wieder davon, "die haben aber mehr Wasserflächen", sagt Christian Vogel. Deshalb kommt die Landeshauptstadt auch auf 2,4 Badebesuche pro Einwohner. Nürnberg liegt mit 1,7 vor vielen Kommunen. "Wir sind nicht perfekt", sagt der Erste Werkleiter von NürnbergBad im Bäderausschuss, "aber wir spielen ganz oben mit." Deshalb hat er sich über den Antrag der CSU gefreut. Die hat eine Bäderoffensive angeregt, um im Zuge der Volksbad-Sanierung mehr Menschen in die Bäder zu locken.

Wasserzeiten sind erschöpft

Das haben Vogel und sein Zweiter Werkleiter, Joachim Lächele, zum Anlass genommen, einmal genau hinzuschauen. Und dabei festzustellen, wo sich die Bäderbetriebe noch verbessern können. Eines wissen sie aber schon lange: Die Wasserzeiten, die für öffentliches Schwimmen, Schulen und Vereine reichen müssen, sind verbraucht.

Mehr Aktionen - auch das ist ein Ziel von NürnbergBad. Längst sehr beliebt ist dabei der Hundebadetag.

Mehr Aktionen - auch das ist ein Ziel von NürnbergBad. Längst sehr beliebt ist dabei der Hundebadetag. © Michael Matejka

"Genau deshalb sanieren wir ja das Volksbad", sagt Vogel. Die Stadt habe sehr viel für das Image des Eigenbetriebs getan, sagt er, "es gibt wenige Kommunen, wo Bäder auf so einem guten Sanierungsstand sind wie bei uns".

Potenzialanalyse soll helfen

Darauf ausruhen wollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NürnbergBad nicht. "Wir wollen neue Angebote schaffen", sagt Matthias Bach, Stellvertreter des Zweiten Werkleiters. Im Südstadtbad ist nach längerem wieder eine Physiotherapiepraxis eingezogen, im Langwasserbad wird es wieder Gastronomie geben. Auch eine schon vor Corona geplante Potenzialanalyse wird es geben, die die Stadträte noch einmal fordern.

Außerdem soll künftig bei den Haushaltsbefragungen des Amts für Statistik auch nach den Bädern gefragt werden. Geplant sind zudem mehr eigene Veranstaltungen und ein Gebäudemanagement, "um frühzeitig zu wissen, hier muss was getan werden". Außerdem sollen mehr Fördermittel nach Nürnberg fließen.

Ein Draufzahlgeschäft bleibt der Bäderbetrieb dennoch. Aber nicht nur in Nürnberg. Während viele Bäder die Kosten, die sie verursachen, nur zu bis zu 30 Prozent decken, sind es in Nürnberg 2019 immerhin 51 Prozent gewesen.

Anders vergangenes Jahr. Da hat NürnbergBad pro Badegast 17,78 Euro Zuschuss gezahlt und insgesamt einen Verlust von 7,9 Millionen Euro gemacht. Trotzdem nicken die Mitglieder des Ausschusses den Jahresabschluss ab und entlasten den Eigenbetrieb. Der Grund für das Minus liegt auf der Hand: Corona.

Neue LED-Beleuchtung

Die Pandemie hat die städtischen Bäder auch in diesem Jahr noch fest im Griff, "wir hatten über sieben Monate geschlossen", sagt Bach. Getan hat sich in den Einrichtungen trotzdem etwas, egal ob sie als Corona-Testzentrum für städtische Mitarbeiter hergehalten haben wie das Langwasserbad - oder für Tauch-Übungen und Prüfungen für Rettungspersonal. Außerdem hat der Eigenbetrieb die Zeit für Umbauten genutzt, zum Beispiel um LED-Beleuchtung zu installieren.

Volle Bäder: Darauf hofft man auch in Nürnberg bald wieder.

Volle Bäder: Darauf hofft man auch in Nürnberg bald wieder. © Stefan Hippel, NN

Jetzt aber ist Matthias Bach glücklich, dass alle Freibäder in Betrieb sind. Anfangs waren es nur zwei. Er freut sich über jeden der bislang 93.000 Besucher, die trotz teils miesen Wetters schwimmen waren. Und die zu 95 Prozent den Online-Ticketkauf nutzen. "Die Gäste haben Spaß – auch wenn es unwirtschaftlich bleibt." Wegen Zeitslots und Reinigung sei der Aufwand höher, durch die begrenzte Zahl der Besucher die Einnahmen geringer.

Mit oder ohne Zeitfenster?

CSU-Stadträtin Tatjana Körner weiß, dass manche Vereinsbäder mit einem Corona-Zuschlag arbeiten, das Club-Bad wiederum ohne Zeitslots. Christian Vogel aber will genau die Situation nicht, dass 1000 Menschen vor dem Westbad warten, bis einer rauskommt und einer wieder reindarf. "Dann haben wir in der Rudelbildung die schlimmste Gefahr der Ansteckung." Einen Corona-Aufschlag würde er aus Sicht des Eigenbetriebs gerne nehmen. "Aber das kommt nicht gut an", weiß er. Viele Badegäste ärgern sich jetzt schon wegen eingeschränkter Leistungen.

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