Nürnberg: Bei der Datev stimmt die Bilanz

12.7.2014, 06:00 Uhr
Hat Grund zur Freude: Datev-Chef Kempf.

© dpa Hat Grund zur Freude: Datev-Chef Kempf.

Nicht mehr jede Rechnung lochen, abheften und in einem dicken Ordner für viele Jahre aufbewahren müssen – davon träumen nicht nur Selbstständige. Auch wenn man das Papier oftmals nie wieder anschaut – schmeißt man es weg, kann es viel Ärger bereiten und auch viel Geld kosten. Datev-Chef Dieter Kempf sieht die Voraussetzungen dafür gegeben, dass die Digitalisierung von Belegen eine Alternative sein kann zu Regalen voller Aktenordner – zumindest die technischen Voraussetzungen. Das habe die Datev in einer umfassenden Studie geprüft. Was jetzt noch fehle, seien die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Kempf von der Politik einfordert.

Er wartet auf das erste Gerichtsverfahren, das ein gescanntes Dokument dem papiernen gleichstellt und damit einen Präzedenzfall schafft. Bis dahin könnten allerdings noch drei Jahre vergehen, sagte der Datev-Chef gestern in Nürnberg.

„Zahlungsverkehr nach alter Lesart“

In der Zwischenzeit hat die Datev genug andere Felder zu beackern. Als Nächstes müssen sich die Genossen einem Feld widmen, das schon bestellt schien: der SEPA-Umstellung. Die Verlängerung der Übergangsfrist bis Ende Juli habe dazu geführt, dass noch immer rund ein Drittel seinen „Zahlungsverkehr nach alter Lesart“ abwickelt. Ob es im zweiten Anlauf besser klappt? „Wir blicken mit Spannung auf den zweiten Umstellungsstichtag 1. August.“

Entspannt hingegen kann er auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurückblicken: „Mit dem stärksten Umsatzwachstum seit 1993 haben wir 2013 beim Umsatz erstmals den Sprung über die 800-Millionen-Euro-Marke geschafft.“ Genau waren es 803 Millionen und damit 42,3 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis betrug 51 (2013: 45,8) Millionen Euro – gut zwei Drittel davon werden an die Genossen ausgeschüttet. Nach Abzug der Steuer und sonstiger Belastungen blieb ein Jahresüberschuss von einer Million Euro.

Positive Erfolgsprognose

Ähnlich gut angelassen habe sich für das Unternehmen 2014. „Bereits heute trauen wir uns für das Gesamtjahr wieder eine sehr positive Erfolgsprognose zu.“ Nach einem Zuwachs von 5,4 Prozent auf 423,7 Millionen Euro Umsatz im ersten Halbjahr rechnet Kempf auch für das Gesamtjahr mit etwa plus fünf Prozent. Damit könnte die Datev wieder deutlicher wachsen als die Branche, die es auf gerade einmal 2,9 Prozent bringt. Auch die Zahl der Mitglieder stieg: Ende Dezember waren es 40.274, Ende Juni lag der Stand bei 40.286.

Die Zahl der Mitarbeiter mehrte sich noch deutlicher – von 6487 auf 6713. Während die Datev Nachwuchs findet, plagten die Mitglieder aufgrund des demografischen Wandels Nachwuchssorgen. Mit einer Initiative will die Datev nun zeigen, wie sexy der Beruf des Steuerberaters sein kann. Auf einer weiteren Plattform – der Datev-Kanzleibörse – will das Unternehmen zudem Verkäufer und Käufer von Steuer-, Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüferkanzleien zusammenbringen. Damit wolle man „dem Konzentrationsprozess der Branche etwas entgegensetzen“.

Die Datev selbst hingegen kommt mit ihrem räumlichen Konzentrationsprozess gut voran: Beim „Datev IT-Campus 111“ sei man mittlerweile beim Innenausbau. Um Anwohner in Gostenhof für die Belastungen durch die Baumaßnahmen zu entschädigen, will die Datev in dem Stadtviertel eine kleine Parkanlage schaffen.

Erst teilweise angelegt ist die „Vorausgefüllte Steuererklärung“, die von der Finanzverwaltung zu Jahresbeginn eingeführt wurde. Zu Kempfs Bedauern sei das Thema noch nicht so weit gediehen, dass das Erstellen der Einkommenssteuererklärung erleichtert würde. Der Vorteil erstreckt sich bislang vor allem darauf, dass Steuerpflichtige über sie gespeicherte Informationen beim Amt einsehen können – alleine oder mit Hilfe eines Steuerberaters.

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