Nürnberg: Dubiose Vertreter klingeln an Haustüren

22.4.2021, 06:00 Uhr
In Nürnberg sind derzeit wieder verstärkt dubiose Vertreter unterwegs, die angeblich für Vodafone arbeiten und an Wohnungstüren klingeln.

© imago images/Becker&Bredel In Nürnberg sind derzeit wieder verstärkt dubiose Vertreter unterwegs, die angeblich für Vodafone arbeiten und an Wohnungstüren klingeln.

Ordentlich gekleidet, mit adretter Frisur – so standen zwei Herren vor der Wohnungstüre von Sonja W. in der Adamstraße. „Sie wirkten freundlich und seriös“, sagt die Nürnbergerin. Die beiden Herren waren in Zivil gekleidet, an den Jacken hingen Namensschilder, in den Händen hielten sie Klemmbretter mit Zettel, auf denen sie sich im Gespräch immer wieder Notizen machten.

Von Vodafone seien sie, gaben sie an der Türe an. Sie müssten an ein Kästchen, das im Wohnzimmer von W. montiert sei. Sie müssten am Internetanschluss etwas messen, dafür würden sie am nächsten Tag wieder kommen. Sonja W. war irritiert, weil es in ihrem Wohnzimmer kein „Kästchen“ gibt und sie mit Blick auf das Internet bereits einen Vertrag mit der Telekom hat. Auf die Frage, wer das veranlasst habe, antwortete einer der Männer: „Ihre Hausverwaltung.“ Doch die Verwaltung hatte Sonja W. darüber gar nicht informiert.

Es ist immer dasselbe Schema

Als die Männer weg waren, rief W. verärgert den Hausverwalter an. Der wusste allerdings von nichts und riet ihr, niemanden in die Wohnung zu lassen. Das dubiose Duo klingelte auch an anderen Türen im Haus. Eine Nachbarin rief anschließend bei der Polizei an. „Die haben ihr bestätigt, dass es schon mehrere Beschwerden über angebliche Vodafone-Mitarbeiter gab.“ Am nächsten Tag klingelten die Männer tatsächlich zum vereinbarten Termin an der Türe. „Ich öffnete nicht. Über die Sprechanlage sagte ich, dass ich mir jeden weiteren Besuch verbitte und dass ich von einer Betrugsmasche ausgehe“, erzählt sie und ist froh, sich nicht hat überrumpeln zu lassen.

Tatsächlich haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten solche fragwürdigen Hausbesuche wieder gehäuft, wie die Polizei bestätigte. Der Besuch läuft dann oft nach diesem Schema ab: Ein angeblicher Vodafone-Mitarbeiter klingelt und gibt vor, den Internetanschluss überprüfen zu müssen. In der Wohnung rät der Berater dann dringend zu einem neuen Anschluss. Auch wenn kein Vertrag abgeschlossen wird, erhält der Verbraucher später einen Anruf, bei dem ihm Informationen zur angeblichen Bestellung mitgeteilt werden.

Der Moment der Überrumpelung wird ausgenutzt

In der Verbraucherzentrale Bayern (VZ) kommen regelmäßig Beschwerden über solche Machenschaften an. „Die Taktik dabei ist, den Verbraucher zu überrumpelt, so dass er einen neuen Vertrag abschließt“, erklärt VZ-Juristin Julia Zeller. „Der Moment der Überrumpelung wird ausgenutzt, der Verbraucher unter Druck gesetzt, um schnell zu einer Unterschrift zu kommen. Man hat dann kaum Zeit, darüber nachzudenken. Am Ende ist der abgeschlossene Vertrag teurer als andere oder man hat sogar einen Kombi-Vertrag unterschrieben, der zudem ein Handy beinhaltet.“

In der Grauzone

Strafbar ist diese Vorgehensweise nicht, denn Haustürgeschäfte seien erlaubt. Das sagt auch Michael Konrad von der Polizeipressestelle. „Das ist kein klassischer Betrug, die Methode ist aber in der Grauzone, ähnlich wie bei Drückerkolonnen.“ Er rät dazu, niemanden in die Wohnung lassen, der dazu keinen Auftrag hat.

Laut Julia Zeller von der Verbraucherzentrale sind aber auch angebliche Vertreter von Telekommunikationsanbietern unterwegs, die andere Absichten haben: Sie fragen Daten ab: Name, Geburtstag, E-Mail-Adresse, Kontoverbindung. „Es gibt einen Schwarzmarkt dafür, dort werden die gesammelten Daten teuer ver- und gekauft - auch für betrügerische Absichten“, sagt die Juristin und gibt Verhaltenstipps: Niemanden in die Wohnung lassen, schon gleich gar nicht, wenn man alleine zu Hause ist; den Ausweis des Vertreters verlangen; sich nicht unter Druck setzen lassen und alles in Ruhe durchlesen; gegebenenfalls im vorgeblichen Unternehmen nachfragen, ob dieser Mitarbeiter auch wirklich einen Auftrag hat.

14 Tage Kündigungsfrist

In der Pressestelle von Vodafone geht man davon aus, dass es keine Berater ihres Hauses waren, die bei Sonja W. und weiteren Nachbarn geklingelt haben. „An diesem Tag hat kein Vodafone-Berater im Haustürgeschäft in der gesamten Adamstraße einen Auftrag erfasst. Es gab einen Mitarbeiter, der an diesem Tag einen einzigen Auftrag in der Feldgasse aufgenommen hat“, sagt Vodafone-Sprecher Volker Pentendorf auf Nachfrage. „Da die Berater ja von Tür zu Tür gehen und in der Feldgasse aktiv waren, ist es eher unwahrscheinlich, dass am selben Tag auch die 700 Meter entfernte Adamstraße im Vermarktungsfokus stand.“
Doch für den Fall, dass es zu einem Vertragsabschluss unter dubiosen Umständen kommt, hat Juristin Julia Zeller noch einen letzten Tipp: „Der Unterzeichner hat ein Widerrufsrecht und kann den Vertrag innerhalb von 14 Tagen kündigen.“