Nürnberg: Erzieher soll Jungen in Kindergarten verletzt haben

1.12.2017, 05:58 Uhr
Der Erzieher soll einen vierjährigen Jungen absichtlich gestoßen haben. Der Arbeitgeber hat das Arbeitsverhältnis nun beendet. (Symbolbild)

© Patrick Pleul/Symbolbild (dpa) Der Erzieher soll einen vierjährigen Jungen absichtlich gestoßen haben. Der Arbeitgeber hat das Arbeitsverhältnis nun beendet. (Symbolbild)

Petra B. war glücklich, im September 2016 Plätze für ihre Zwillinge in einer Einrichtung bekommen zu haben. Glücklich auch deshalb, weil die mit dem Klinikum Nürnberg kooperierende Kindertagesstätte ausgedehnte Öffnungszeiten hat. Denn die 25-Jährige ist selbst im Klinikum in der Ausbildung - und alleinerziehend.

Doch am 16. November 2017 war die Freude dahin. Die junge Frau wurde von der Kita-Leitung angerufen, sie solle schnell in die Einrichtung kommen, ihr Sohn sei verletzt. Dort wurde ihr gesagt, was passiert ist. Das Kind berichtete, dass der Erzieher es am Arm gepackt und in die Puppenecke geschleudert habe. Dabei sei der Vierjährige mit dem Kopf auf eine Kiste gestürzt und habe sich verletzt. "Er sagte, dass er nicht mehr in der Nähe des Erziehers sein möchte", berichtet Petra B. Sie fuhr dann mit dem Jungen zum Kinderarzt. In der ärztlichen Unfallmeldung, die der Redaktion vorliegt, heißt es zur Diagnose: "Riss-Quetsch-Wunde im Gesicht und Schädelprellung". Auf Empfehlung des Arztes suchte B. noch am selben Tag die Polizei auf, um Anzeige zu erstatten. Ermittlungen wegen Körperverletzung wurden eingeleitet.

Betreuungsverträge gekündigt

Die Zwillinge sind derzeit zu Hause, die Mutter will ihnen den Kontakt zum Erzieher ersparen. Zwei andere Kita-Plätze findet sie auf die Schnelle jedoch nicht. "Die Wartelisten sind lang", sagt sie. Die Großmutter hilft aus und nimmt ihre Enkel, wenn es geht. Denn die Oma ist selbst berufstätig. Petra B. ist dadurch manchmal gezwungen, ihrer Ausbildung fernzubleiben. "Ich will die Ausbildung aber unbedingt fertigmachen."

Am 28. November kam der nächste Schlag: Der Trägerverein der Kita kündigte die Betreuungsverträge für ihre Kinder fristlos. Begründung: Das Vertrauensverhältnis sei zerrüttet.

Klar ist: Die Mutter war nicht dabei, hatte den Vorfall auch nicht beobachten können. Für sie gibt es an der Darstellung ihres Sohnes, die er bei der Polizei wiederholte, aber keine Zweifel. Die Einrichtungsleitung stellte sich zunächst hinter ihren Mitarbeiter. Doch am Donnerstagabend wendete sich das Blatt. "Die Kindertagesstätte beendet das Arbeitsverhältnis mit dem betroffenen Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung", erklärt Bernd Siegler, Sprecher des Klinikums. "Aufgrund der Aussage der Mutter des Kindes, dass Strafanzeige gegen den Mitarbeiter gestellt wurde, gehen wir von einem laufenden Ermittlungsverfahren aus und können daher leider keine Stellungnahme zu dem Vorfall selbst abgeben."

Schließlich entspannte sich gestern Abend die Situation für Petra B. Der Leiter der Personalabteilung des Klinikums rief die 25-Jährige an. "Er hat sich bei mir entschuldigt und will die Sache so schnell wie möglich aufklären", sagt sie. Er wolle sich auch dafür einsetzen, dass die Vertragskündigung wieder rückgängig gemacht werde. Petra B.: "Endlich steht jemand hinter mir. Und meine Kinder können vielleicht schon bald wieder zu ihren Freunden in die Kita."