Nürnberg und Erlangen streiten um Studenten

16.2.2014, 07:00 Uhr
Nürnberg und Erlangen streiten um Studenten

© Michael Matejka

Auch wenn jeder noch von ihr spricht, die EWF gibt es schon seit sieben Jahren nicht mehr. Damals strukturierte die Uni um und machte aus elf Fakultäten fünf. Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät in Nürnberg wurde mit den zwei Philosophischen und der Theologischen Fakultät in Erlangen zusammengelegt. Seitdem denken die Verantwortlichen darüber nach, die einzelnen Teile auch räumlich zusammenzuführen. Schon 2007 sagte die damalige Dekanin der aufgelösten EWF, Claudia Kugelmann: „Einen Umzug nach Erlangen würden wir befürworten.“

Zwar ist die Entfernung physisch zu überwinden, aber „in den Köpfen reißt sie die Lehrerbildung auseinander und macht Abstimmungen schwierig“, sagte Universitätspräsident Karl-Dieter Grüske am Freitag. „Für alle Beteiligten ist das eine schlechte Situation und seit langer Zeit ein Problem.“

Lehramts-Studierende müssen pendeln. Wenn sie beispielsweise Mathe, Deutsch oder Biologie studieren, lernen sie den Inhalt ihres Fachs in Erlangen. Wie sie es den Schülern beibringen sollen, bekommen sie in Nürnberg in der Regensburger Straße erklärt. Rund 5500 Lehramtsstudierende gibt es an der Universität. Etwa 1500 fahren regelmäßig zwischen den Standorten hin und her und ihre Dozenten auch.

Insgesamt ist die Philosophische Fakultät von maroder Bausubstanz und akuter Raumnot geplagt. Seit klar ist, dass die Siemens-Gebäude mit dem Himbeerpalast in der Erlanger Innenstadt freiwerden, und sie dort einziehen könnte, bekommt die EWF-Diskussion neue Aktualität. Denn Nürnberg klammert sich an seine Studenten.

„Die Verlagerung der EWF wäre eine Schwächung des Standortes und ein schlechtes Signal für Nürnberg“, sagte Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder am Freitag. „Der Himbeerpalast ist für die Gebäude gedacht, die innerhalb Erlangens umsiedeln sollen.“ Er soll vor allem die Studiengänge aus den drei Philosophen-Türmen in der Bismarck- und Kochstraße aufnehmen.

Ein angemessener Ausgleich muss sein

Grüske wundern die Bedenken: „Dass wir darüber nachdenken, die EWF zu verlegen, ist überhaupt nichts Neues“, sagt er. „Bislang sind auch noch keine Entscheidungen gefallen, weil ein Einzug in den Himbeerpalast frühestens 2020 möglich sein wird.“ Zuerst muss Siemens ausziehen, dann müssen die Gebäude für die Uni-Nutzung umgerüstet und ein zusätzliches Audimax- oder Bibliotheksgebäude im Innenhof geschaffen werden.

Für den Fall, dass die Erziehungswissenschaften mit ihren Studenten nach Erlangen umziehen, fordert Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas: „Dann muss es einen angemessenen Ausgleich für Nürnberg geben, denn der Hochschulstandort muss weiter gestärkt werden.“ Eine Möglichkeit sieht er im Ausbau der technischen Fächer auf dem ehemaligen AEG-Gelände: „Ich begrüße es sehr, dass die Staatsregierung Teile des Areals erwerben wird, um den Wissenschaftsstandort zu sichern und wachsen zu lassen.“

Söder ist das nicht genug: „Ich halte von dieser Art von Tauschgeschäften nichts. Darauf kann keine seriöse Planung basieren“, sagte der Minister. „Die technischen Fächer kommen ja sowieso – im Sinne der Studenten müsste man eher darüber nachdenken, die gesamte Lehrerausbildung nach Nürnberg zu holen.“

Unterstützung bekommt Söder vom CSU-Kollegen Ludwig Spaenle. „Ein Umzug der EWF in den Himbeerpalast ist ausgeschlossen“, ließ Bayerns Wissenschaftsminister mitteilen. Denn das sei weder sinnvoll noch tragfähig. „Die Oberste Baubehörde hat festgestellt, dass eine Verlagerung aus baulichen Aspekten sowie aus Platzgründen nicht möglich ist“, hieß es.

Trotzdem meint Grüske: „Alle Sachargumente sprechen dafür, die Lehrerbildung zusammenzuführen.“

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