Explosiver Fund

Nürnberg: US-Fliegerbombe lag Jahrzehnte direkt an einer Grundschule

Alexander Brock

Lokales

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22.3.2022, 16:43 Uhr
Geglückte Entschärfung: Christian Sommer (li.) und Sebastian Kraatz vom Sprengkommando Nürnberg. Im Fahrzeug liegt das Weltkriegsrelikt. 

© Alexander Brock, NNZ Geglückte Entschärfung: Christian Sommer (li.) und Sebastian Kraatz vom Sprengkommando Nürnberg. Im Fahrzeug liegt das Weltkriegsrelikt. 

Die freie Fläche mit einer Baugrube liegt zwischen Bahndamm und Grundschule Maiacher Straße im Süden Nürnbergs. Ein Schulneubau mit Hort entsteht hier. Doch am Montagnachmittag müssen die Bauarbeiten abrupt stoppen: Die Arbeiter sind auf ein explosives Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen, eine 125-Kilo-Bombe der US-Luftwaffe. Stark verrostet mit zwei Aufschlagzündern liegt der Blindgänger mit einem Sprengstoff-Inhalt von 58 Kilogramm in der Baugrube.

Dass Bauarbeiter im Stadtgebiet auf Blindgänger stoßen, ist keine Seltenheit, zumal in jüngster Zeit hier verstärkt gebaut wird und Nürnberg im Zweiten Weltkrieg einer Vielzahl von Luftangriffen ausgesetzt war - so wie jetzt die Städte in der Ukraine durch den Beschuss des russischen Militärs. Auch dort werden die Menschen noch lange nach Kriegsende mit explosiven Hinterlassenschaften zu tun haben, sagen Kräfte am Einsatzort an der Maiacher Straße.

217 Kräfte im Einsatz

Die Stadt ist mittlerweile geübt. Noch am Montag laufen erste Maßnahmen an, Sprengmeister Michael Weiß von der Firma Tauber legt den Zeitpunkt der Entschärfung fest: Dienstag, 11 Uhr. Aber nicht nur das. Er gibt auch einen Evakuierungsradius von 300 Metern aus. Dieser endet kurz vor dem Frankenschnellweg und der Südwest-Tangente, die beide am Stadtteil Werderau vorbeiführen. Allerdings liegt eine Bahntrasse ausschließlich für den Güterverkehr im Evakuierungsbereich. Auch 1050 Bürgerinnen und Bürger sind hier gemeldet, die Grundschule und drei Kindergärten sind ebenfalls betroffen: der an der Grundschule, St. Gabriel, Resedenweg 3a und die Kita An der Marterlach 28.

Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Rettungsdienste sowie der Polizei sorgen dafür, dass sich bis zum Zeitpunkt der Entschärfung niemand mehr im kritischen Bereich aufhält. Insgesamt 217 Kräfte sind im Einsatz. „20 Bewohner haben wir zur medizinischen Betreuung in die dafür vorbereiteten Räume in der Helene-von-Forster-Grundschule in Röthenbach Ost gebracht“, sagt Thilo Könicke, Sprecher der Rettungsdienste. 14 von ihnen sind Covid positiv und isoliert.

Bahnverkehr wird gestoppt

Dienstagvormittag richten die Kräfte an der Wache der Freiwilligen Feuerwehr Werderau den Stützpunkt des Einsatzes ein. Betroffene Straßen werden gesperrt, auch der Luftraum. Die VAG stoppt die Buslinie 58, die durch die Siedlung führt. Auch die Bahn bremst den Güterverkehr auf dem Bahndamm, so dass während der Entschärfung kein Zug den kritischen Bereich passiert. Zum Schutz des geräumten Schulgebäudes, das sich in unmittelbarer Nähe zum Blindgänger befindet, haben die Einsatzkräfte eine Wand aus drei mit 15.000 Litern Wasser gefüllten Behältern aufgestellt. Sie sollen im Falle einer Explosion die Splitter der Bombe abfangen.

Zunächst sieht es so aus, als wäre die Entschärfung aufgrund des schlechten Zustandes des US-Blindgängers kompliziert. Doch dann geht alles ganz schnell. Kurz nach 11 Uhr startet der Sprengmeister – und um 11.32 Uhr ist die Entschärfung abgeschlossen. Aufatmen ist angesagt. „Wir schauen halt, dass wir sicher und schnell fertig werden“, sagt Sprengexperte Michael Weiß.

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