Nürnberg will Stadtmauer für zehn Millionen Euro sanieren

9.12.2017, 05:54 Uhr
Die Sanierung ist auf mehrere Jahre angelegt.

© Horst Linke Die Sanierung ist auf mehrere Jahre angelegt.

Wenn man auf der Fazuni-Bastei hinter der Burg steht, sieht die Schutzmauer mächtig, unverwüstbar und uneinnehmbar aus. Doch was riesig und trutzig wirkt, hält keineswegs für die Ewigkeit. Vor drei Jahren löste sich am Vestnertorgraben in Höhe des Busparkplatzes eine komplette Schale von der Wand. In der Nähe musste auch ein Schulsportplatz sowie ein Spielplatz im Maxtorgraben teilweise gesperrt und gesichert werden

Bei der Gaststätte "Hexenhäusle" hinter der Burg beulte sich 2002 die Mauer aus: Acht Zentimeter wurde die Sandsteinwand herausgeschoben, es bestand akute Einsturzgefahr. Etwas länger zurück liegt ein spektakuläres Unglück: 1971 stürzten 1000 Kubikmeter Quader und Geröll aus der Maxtormauer, der Erddruck war einfach zu stark.

Bislang reagierte man auf akute Notfälle oder sich anbahnende Problemlagen. Nun will man alle Schwachpunkte auf der Nordwestseite der Altstadt je nach Dringlichkeit beseitigen. Für die nächsten fünf Jahre sind jeweils eine Million Euro pro Jahr im städtischen Haushalt vorgesehen. Der Rest folgt wohl im nächsten Haushalt.

Elektronisches Monitoring für malade Mauer

Ein elektronisches Monitoring sollte einst einen Teil der äußeren Stadtmauer sorgfältig überwachen. Die Messfühler sollten melden, wenn sich dort etwas - für das Auge noch unmerklich - verändert. Doch die hohen Erwartungen haben sich während der zehnjährigen Laufzeit nicht erfüllt. Das System wurde vom Netz genommen, weil die Sensoren viele Veränderungen nicht mitbekamen. Die Gesamtkosten in Höhe von 330.000 Euro teilten sich die Landesgewerbeanstalt und die Stadt. 

Bei den Sicherungsmaßnahmen, die 2018 beginnen, arbeitet man zunächst die höchsten Prioritäten ab: Es geht um die statische Ertüchtigung am Fürther Tor, am Maxtor- wie am Vestnertorgraben. Dies kann auf zweierlei Weise geschehen: Entweder setzen die Ingenieure auf die Rückverankerung oder sie errichten eine Stützmauer. Letzteres ist die gängigere Methode. 

Wer durch den Stadtgraben mit den Mauern aus dem 15. Jahrhundert spaziert, sieht, dass im Laufe der Zeit an verschiedenen Stellen Vorsatzpfeiler errichtet wurden. Am Spittlertorgraben kurz vor dem Fürther Tor sind die Hilfskonstruktionen besonders gut erkennbar.

Die Entscheidung, die teure Aufgabe endlich zu beginnen, ist der Sicherheit geschuldet. Dauerhafte Sperrungen großer Abschnitte konnte man bisher vermeiden. Andererseits geht es neben dem wichtigen Aspekt der Sicherheit auch um ein Stück Nürnberger Tradition: Denn mit einem geschlossenen, historischen Mauerring können europaweit nur mehr wenige Städte aufwarten. 

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