"Nürnberg wird nicht von Fernbussen überrollt"

28.10.2014, 06:00 Uhr
Am Zentralen Omnibusbahnhof in Nürnberg kommen und gehen die Reisenden. Ihnen fehlt dort vor allem ein Dach über dem Kopf, wenn sie im Regen auf ihren Anschluss warten müssen.

© Stefan Hippel Am Zentralen Omnibusbahnhof in Nürnberg kommen und gehen die Reisenden. Ihnen fehlt dort vor allem ein Dach über dem Kopf, wenn sie im Regen auf ihren Anschluss warten müssen.

Der ZOB ist begehrt: Weil er sich ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs befindet und die Altstadt nur ein paar Schritte entfernt liegt. Seit 2013 dürfen die Busse der Bahn Konkurrenz machen und sie tun das rege. Derzeit halten täglich 110 deutsche Fernbusse unterschiedlicher Anbieter am ZOB. 40 Unternehmen hat die Stadt die Erlaubnis erteilt, in Nürnberg Stopp zu machen. Damit sei der ZOB gut ausgelastet, so die Stadtverwaltung, der große Ansturm aber sei ausgeblieben. Es seien wohl auch Linien genehmigt worden, die nur sehr selten genutzt werden. „Die Befürchtungen, dass Nürnberg von einer Fernbuswelle überrollt werden könnte, haben sich bisher nicht bestätigt“, heißt es in einem Bericht der Verwaltung für den Verkehrsausschuss des Stadtrats, der am 6. November tagt. „Die Abwicklung der Fernbusse am ZOB hat bislang auch während der Spitzenzeiten in den Sommermonaten und in der Christkindlesmarktzeit funktioniert.“ Auch deshalb, weil der ZOB in den bayerischen Schulferien und im Advent durch eine von Sör beauftragte Firma bewirtschaftet werde.

Wirklich vorhersehbar war es für die Stadt nicht, wie viele neue Fernbusse Nürnberg ansteuern, wenn die alten Regeln erst aufgehoben sind. Um Problemen vorzubeugen, wurden Haltestellen in Langwasser Mitte zur Verfügung gestellt, der Flughafen bot Möglichkeiten zum Stopp an und der ehemalige Busbahnhof Rothenburger Straße kann ebenfalls angefahren werden. Diese Stationen, so die Verwaltung, würden aber fast nur von Bussen angesteuert, die Skifahrer in die Berge bringen oder Vereine zu ihren Ausflügen.

Und dann sind da auch noch die Touristenbusse. Die durften bislang zu Zeiten des Christkindlesmarkts am Königstorgraben und am ZOB halten. Der Königstorgraben bleibt ihnen, der ZOB nicht. Dort dürfen im Advent nur noch die Linienbusse halten.

29 Standorte hat die Stadt auf ihre Tauglichkeit als Fernbusbahnhof testen lassen. Wichtig: eine gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, überdachte Wartemöglichkeiten, eine ausreichende Fläche.

Am Ende blieben von den 29 ganze fünf Standorte übrig:

*der Flughafen wegen seiner optimalen Anbindung an den ÖPNV. Seit Oktober 2013 halten dort schon ADAC- und Postbusse.

*ein ehemaliges Kohlenlager an der Gebersdorfer Straße. Das Gelände liegt ganz in der Nähe des Ortes, an dem die U3 ihre Endhaltestelle bekommen soll. Den Planungen zufolge, soll sie im Jahr 2019 angekommen sein und böte den Busreisenden eine schnelle Fahrt in die Altstadt. Derzeit ist dort allerdings nur ein Bahnhof für VAG-Busse geplant.

*im Rennen als Fernbus-Stopp ist immer noch der Busbahnhof Rothenburger Straße, weil U-Bahn und S-Bahn gleich nebenan liegen. Allerdings hat der Standort einen Haken: Die Fläche ist für Baustelleneinrichtungen vorgesehen, wenn es mit den Arbeiten am Frankenschnellweg losgeht. Die werden dauern. Das heißt: Das Areal steht erst in ferner Zukunft als Haltepunkt zur Verfügung.

*die Endhaltestelle Thon. Wenn die Straßenbahnlinie 4 ab dem Jahr 2016 bis zur Station Am Wegfeld fährt, steht in Thon Platz für einen weiteren ZOB zur Verfügung.

*Am Wegfeld: Dort entsteht die neue Straßenbahnendhaltestelle, die Anbindung an die Fernstraßen ist gut, Platz ist vorhanden.

Nach aktuellen Informationen, so die Verwaltung, wollten die Fernbusunternehmen ihr Netz kontinuierlich ausbauen. Davon sei auch Nürnberg mit seinem ZOB betroffen. „Allerdings wird früher oder später mit einer Konsolidierung des Fernbusmarkts zu rechnen sein.“ Ein erstes größeres Unternehmen habe sich bereits vom Markt zurückgezogen. Es handelt sich dabei um das Unternehmen city2city, dessen Mutter National Express als Europas größter Fernbusanbieter gilt. Insgesamt erwartet die Stadt eine eher moderate Zunahme des Fernbusverkehrs. Deshalb schlägt sie vor, den ZOB so zu optimieren, dass die vorhandenen Kapazitäten besser ausgeschöpft werden können. Dazu soll Sör ein Konzept erarbeiten, das auch die Situation der Fahrgäste verbessert – indem unter anderem Barrierefreiheit geschaffen und die sanitären Anlagen verbessert werden.

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