Nürnberger Expertin: "Neonazis arbeiten gezielt terroristisch"

22.12.2014, 05:57 Uhr
Nürnberger Expertin:

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Während sich in Dresden mehr als 15.000 Menschen den Märschen der Pegida-Bewegung angeschlossen haben, gab es in Bayern noch keine Demonstration der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Lediglich in Würzburg gehen bislang Menschen für ähnliche Themen auf die Straße, darunter viele Rechtsextreme.

Die Nürnberger Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair geht jedoch davon aus, dass das nicht mehr lange so bleibt. „Wir erwarten in Kürze eine ähnliche Veranstaltung in Nürnberg“ so die Leiterin des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in Nürnberg oder München nichts läuft.“

In Würzburg begleiteten in den vergangenen zwei Wochen bis zu 100 Menschen eine Demo unter dem Motto „Stoppt den Missbrauch des Asylrechts“, darunter viele aus der rechten Szene. Sie trugen Banner und Regenschirme mit der Aufschrift „Unser Land, unsre Werte“. „Die Rechten spielen auf jeden Fall eine Rolle. Die Parolen sprechen ja auch dafür“, sagt Mair. Das sei eine gezielte Flüchtlingshetze.

Zurückhaltung in Bayern

Ob tatsächlich die Pegida-Bewegung hinter den Demos in Würzburg steckt, ist nicht klar. In der Anmeldung der Versammlung bei der Stadt Würzburg beziehen sich die Veranstalter nicht darauf. Auch auf den Bannern und Plakaten ist Pegida nirgendwo zu lesen. Für die bisherige Zurückhaltung in Bayern fallen Mair mehrere Gründe ein: „Es kann sein, dass die Rechten ihre Kräfte aktuell in Dresden bündeln und erst später in Bayern starten.“

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Außerdem seien die Gegendemonstranten und bunten Bündnisse gerade in Nürnberg sehr gut vernetzt und hätten schon viele Anläufe für rechte Kundgebungen gestoppt. Es sei aber auch möglich, dass Anhänger der rechtsextremen Szene gerade nicht auf die Straße gingen, weil sie Anschläge planten. „Ich sehe ein Riesenproblem darin, dass die Neonazis derzeit gezielt terroristisch arbeiten. Das hat der Brandanschlag in Vorra ganz deutlich gezeigt. Und ich fürchte, dass es nicht beim Abbrennen von Asylbewerberheimen bleibt.“

Maly lobt Flüchtlingshilfe

Den Blick auf eine deutlich größere Gruppe als die der Pegida-Sympathisanten lenkt derweil Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Städtetags. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach er von einem „starken Signal“, das zehntausende Deutsche derzeit aussendeten, indem sie „große Hilfsbereitschaft“ gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern zeigen.

Das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen, so Maly, werde bei der Integration der Flüchtlinge sehr helfen. Allerdings warnte der Städtetagspräsident davor, die Probleme bei der Eingliederung der Neu-Bürger in die Gesellschaft zu unterschätzen.

Die Flüchtlinge unterzubringen sei erst der Anfang. Die weitaus schwieriger Aufgabe sei jedoch deren Integration. Ämter und Sozialarbeiter schafften das nicht allein. „Diese Aufgabe liegt erst noch vor uns“, sagt der SPD-Politiker.

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