Nürnberger Gastronomen suchen Alternativen für Strohhalme

27.4.2019, 14:47 Uhr
Auch auf der Öko-Fachmesse Biofach in Nürnberg sind Strohhalme, Becher und Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen ein Thema.

Auch auf der Öko-Fachmesse Biofach in Nürnberg sind Strohhalme, Becher und Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen ein Thema.

Hans Ortenreiter ist pragmatisch: "Wenn es einen nicht graust", sagt der Leiter der Lebensmittelüberwachung im städtischen Ordnungsamt, dann könne man Strohhalme zum Trinken schon nutzen. Er meint damit die Hygiene, die bei einem Naturprodukt nicht immer so gegeben ist wie bei einem industriell hergestellten Plastik-Trinkhalm.

Zudem fielen diese ohnehin nicht ins Gewicht, sagt Ortenreiter. "Da gibt es größere Probleme im Verpackungsbereich als Trinkhalme aus Plastik. Gehen Sie doch mal durch einen Supermarkt und schauen Sie, was da alles doppelt und dreifach verpackt ist."



Eine andere Philosophie verfolgt der Unverpacktladen Zero Hero. Die Kunden können dort komplett ohne Plastik einkaufen und ihre Waren in mitgebrachte Behälter füllen. Zeitweise gab es auch Trinkhalme aus Stroh, sagt Gründer Thomas Linhardt. "Wir haben sie aber wieder aus dem Sortiment genommen."

Die Strohhalme seien wenig gekauft worden, weil sie leicht brechen und sehr dünn seien. "Dickflüssiges wie Cocktails ging da nicht richtig durch, sie konnten nur für klare Flüssigkeiten genommen werden", sagt Linhardt. Außerdem setze der Laden auf Mehrweg statt Einweg – und Strohhalme könnten nur einmal benutzt werden. Zero Hero hat nun Trinkröhrchen aus Glas und Edelstahl, die mit einer Reinigungsbürste sauber gemacht und öfter benutzt werden können. "Die werden viel gekauft."

Die "Bar Celona" probierte es mit Makkaroni.

Die "Bar Celona" probierte es mit Makkaroni.

Auch die Kneipen und Gaststätten sind kreativ. In der Suppenküche "Regenzeit" werden die Getränke mit Makkaroni-Nudeln serviert. Die "Cafe und Bar Celona" testet derzeit Trinkhalme aus Zuckerrohr, sagt Geschäftsführer Harald Gaenicke. Vorher habe man es auch mit Makkaroni versucht, aber die weichten zu schnell durch. "Die Halme aus Zuckerrohr halten dreimal so lang und die Kunden mögen es."

Probleme in der Gastronomie

Röhrchen aus Glas oder Edelstahl seien privat in Ordnung, "in der Gastronomie bekommt man die aber nicht sauber in der Menge", sagt Gaenicke. Und einen Lieferanten für Strohhalme in der Stückzahl, die das "Celona" braucht, habe er noch nicht gefunden. In den Cafés der Naturkostkette Ebl gibt es keine Trinkhalme mehr, sagt Sprecherin Christine Fröhlen. "Die Kunden fragen auch inzwischen kaum noch danach, weil wohl jetzt ein Bewusstsein für Müllvermeidung wächst und Strohhalme eigentlich überflüssig sind."


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Robert Horka, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), sieht die Industrie in der Pflicht: "Wir würden jede Alternative nehmen, wenn wir eine hätten." Denn die Erfahrungen mit Trinkhalmen aus Maisstärke oder Nudeln seien nicht so gut: "Das weicht alles auf." Nur Glasröhrchen hätten sich bewährt. Die seien aber mit knapp zwei Euro teuer in der Anschaffung, schwer zu reinigen und gefährlich, weil das Glas brechen kann. Einen brauchbaren nachhaltigen Ersatz zu liefern, sei jedoch Aufgabe der Industrie – und nicht der Gastronomie, betont Horka.

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