Nürnberger Hochhaus-Drama: Söder will mit Maly sprechen

21.1.2019, 06:00 Uhr
Nürnberger Hochhaus-Drama: Söder will mit Maly sprechen

© Foto: Stefan Hippel

Etwa 60 Bewohner beziehungsweise Eigentümer der um ihre Fassadendämmung beraubten Hochhäuser demonstrierten am Sonntagvormittag vor dem Arvena-Hotel in Langwasser. Dort fand der Neujahrsempfang der CSU-Langwasser statt – mit Ministerpräsident Söder. Gemeinsam mit Stadtrat Andreas Krieglstein und dem früheren Ministerpräsidenten Günther Beckstein nahm sich Söder tatsächlich annähernd 15 Minuten Zeit, um sich die Sorgen der Neuselsbrunner anzuhören.

Diese berichteten, dass der "überflüssige" und "unsinnige" Fassaden-Abriss "überstürzt in einer Hauruck-Aktion" erfolgt sei, ohne zuvor eine gutachterliche Gefahrenanalyse abzuwarten. Dass die Hausverwaltung sie erst eine Woche nach dem Beginn der Arbeiten erstmals informiert habe. Und dass sie jetzt faktisch in einem Rohbau mit nassen Wänden und massivem Schimmelbefall leben müssten. Nicht zuletzt fühlten sie sich von Oberbürgermeister Ulrich Maly allein gelassen und nicht ernst genommen, berichteten etliche Betroffene.

Söder sagte zu, er wolle die "verzwickte Situation", die "rechtlich vollkommen unklar" sei, genau prüfen lassen und zeitnah das Gespräch mit OB Maly suchen. Für ihn höre sich "das alles ziemlich seltsam an", meinte der Ministerpräsident. Vor einem Fassadenabriss "hätte man schon mal das Gutachten abwarten müssen". Und: "Im Winter baut eigentlich kaum einer." Die Demonstranten überreichten Söder eine Resolution, die von den rund 60 Teilnehmern unterzeichnet worden war.

"In Sicherheit gelebt"

Immer wieder unterstrichen Teilnehmer, dass die Hochhäuser seit gut 50 Jahren in Neuselsbrunn stehen und es nie Feuerprobleme gegeben habe. "Wir haben in Sicherheit gelebt", so Frank Rupprecht, einer der beiden Organisatoren der Aktion am Sonntag. Jetzt seien die Bewohner "Gefahren ausgesetzt, die es vorher nicht gab". Rupprecht verwies darauf, dass sich nach dem Fassadenabriss mit der Hilfe massiver Bohrhämmer zahlreiche Löcher in der Beton-Außenhaut der Hochhäuser fänden; immer wieder seien aus der Höhe Steinchen oder Betonteilchen auf die Straße gefallen.

Für eine Verbesserung des Brandschutzes hätten aus Sicht der Miteigentümer der Einbau von Brandriegeln sowie einzelne Nachbesserungen ausgereicht. Die Gesamtkosten hätten den Angaben zufolge lediglich im niedrigen sechsstelligen Bereich gelegen. Die Aufwendungen für die Fassaden-Erneuerung der fünf Hochhäuser werden aktuell mit bis zu 40 Millionen Euro veranschlagt.

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