Nürnberger ist Frankens schnellster Polizist

6.3.2015, 20:09 Uhr
Nürnberger ist Frankens schnellster Polizist

© Matthias Heibel/ go4it-foto.de

Die Bedingungen waren für den Nürnberger Polizeibeamten bei der 20. Auflage des Wettkampfes optimal. Die Temperaturen lagen am Start knapp über dem Gefrierpunkt und mit rund 800 Läufern gab es ein starkes Teilnehmerfeld. 282 von ihnen starteten bei der Meisterschaft über 50 km. Der Kurs führte an den Lahnwiesen entlang und durch die Außenbezirke der Universitätsstadt. Insgesamt mussten fünf Runden über je 10 km bewältigt werden. Stegner ging allerdings mit einem Handicap ins Rennen. Er hatte sich – wie Tausende gerade in Deutschland – zwei Wochen lang mit einem Infekt herum geschlagen und ging geschwächt den Wettkampf an: "Von meinem Ziel, die Strecke deutlich unter 3:10 Stunden absolvieren zu wollen, musste ich mich schon im Vorfeld verabschieden."

Stegner lief vom Start weg auf Platz vier und in Sichtweite zur Bronzemedaille. Zunächst zog er relativ gleichmäßig seine Runden und benötigte zwischen 37:20 und 38:15 min  für jeweils zehn Kilometer.  "Bis Kilometer 40 war ich zumindest noch auf Bestzeitkurs. In der letzten Runde musste ich dem hohen Tempo Tribut zollen. Die Trainingspause machte sich dann doch deutlich bemerkbar. Auf der letzten Runde büßte ich schließlich gut drei Minuten ein und wurde 200 Meter vorm Ziel noch von Platz vier verdrängt." Nun folgt die direkte Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer. Diese findet Mitte April im schwäbischen St. Leon-Rot statt.

Der Polizeibeamte hatte unlängst auch beim Ultramarathon im hessischen Rodgau den ersten großen Erfolg der neuen Laufsaison gefeiert. Dort waren fast 900 Starter aus 23 Nationen in den ersten großen Wettkampf der Ultraläufer gegangen. "Profisportler bis Hobbyläufer nehmen den frühen Termin im Jahr gerne war, um erstmals ihre Form zu testen oder ihren ersten langen Lauf des Jahres zu absolvieren", sagt Carsten Stegner. Dementsprechend ist auch die "Ausfallquote". Jeder dritte Teilnehmer gab vorzeitig auf, denn mancher Läufer nutzt den Wettkampf um in Gesellschaft auf der exakt vermessenen Strecke über 20 bis 35 km ein Marathontraining für die anstehenden Frühjahrsmarathons zu absolvieren.

(Ultra-)Marathon im Winter?

Für den Nürnberger Ultraläufer kam ein vorzeitiger Ausstieg allerdings nicht in Frage. Nach dem Startschuss machte er sich jedoch gleich zu Beginn ganz alleine an die Verfolgung des Ukrainischen Topläufers Oleksandr Holovnytskyy. Der Ukrainer ließ keinen Zweifel daran, das Rennen nach zwei gescheiterten Anläufen, als er gegen Florian Neuschwander jeweils Zweiter wurde, zu gewinnen. "Das verleitete mich, das Tempo etwas zu erhöhen. Ich hatte Schwierigkeiten meine Verpflegung zu greifen und bekam wegen eines Missgeschicks sogar Seitenstechen." Stegner musste für knapp zwei Kilometer deutlich Tempo herausnehmen. Nach 3:10:42 Std. lief er schließlich mit zwei Minuten Rückstand als ungefährdeter Zweiter ins Ziel. "Abgesehen von ein paar kleinen Fehlern, kann ich mit dem Rennverlauf sehr zufrieden sein." Stimmt:  "Ein Blick in die Statistik zeigt, dass im vergangenen Jahr weltweit nur 30 Personen die 50 Kilometer in einer schnelleren Zeit absolviert haben."

Ist es nicht viel zu früh für solche Distanzen? Ein Läufersprichwort besagt: "Die Meister des Sommers werden im Winter gemacht". Was für den Leistungssportler gilt, sollte auch der Hobbyläufer beherzigen. Insbesondere wenn einer der Frühjahrsmarathons, die im April und Mai stattfinden, in der Planung steht, sind lange Läufe - auch im Winter - unverzichtbar. "Hier wird der Grundstein gelegt, indem die Grundlagenausdauer trainiert wird", sagt Carsten Stegner. Die Ausdauer ist im übrigen nicht nur für den Marathon von Bedeutung. Bei diesem Training wird der Stoffwechsel trainiert, dies ist wichtig, egal ob das Ziel "Marathon, "10 Kilometer" oder "Abnehmen" heißt.

Zwiebelprinzip hält warm

Schon im Dezember und Januar bereitet sich Carsten Stegner daher mit Läufen zwischen 40 bis 60 km, sowie spezifischem Tempotraining auf die Wettkämpfe vor. Marathonis und alle die es werden wollen, sollten aber auch schon zur kalten Jahreszeit einmal in der Woche mindestens 90 Minuten im lockeren Tempo laufen. Natürlich kann dies mit Puls- und GPS-Uhr erfolgen, das richtige Tempo findet man aber auch mit folgendem Tipp: "Kannst Du dich mit deinem Laufpartner unterhalten und schaffst mühelos fünf Worte mit einem Atemzug, läufst Du genau richtig!". Um in seinem Training dem Körper auch mal einen notwendigen Reiz zu setzen, muss kein akribisches Tempotraining durchgeführt werden. Dies gelingt auch auf spielerische Weise durch ein zwangloses Fahrtspiel, indem man sich bestimmte Streckenabschnitte vornimmt, auf welchen man sein Tempo steigert, bzw. auch mal einen kleinen Berg einbaut und diesen flotten Schrittes bewältigt.

Die Temperaturen im Winter und in den nasskalten Tagen des anstehenden Frühlings sind übrigens kein Hinderungsgrund die Laufschuhe zu schnüren. Bei der Bekleidung sollte darauf geachtet werden, dass lieber mehrere Lagen als eine dicke Winterjacke getragen werden. Hierbei sollte die erste Lage eng anliegend sein und die Feuchtigkeit gut transportieren (keine Baumwolle), darüber ein bis zum Hals geschlossenes Funktionsshirt und gegen den Wind ein Windstopper-Jacke, das reicht in den meisten Fällen schon aus.

Beim Verlassen der Wohnung darf es Mann und Frau durchaus ein klein wenig frösteln. "Warm wird es dann gleich nach den ersten Schritten", lacht Carsten Stegner. "Also, auf was wartest du noch?"

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