König über Engagement und Glaube

Nürnberger OB will mehr staatliche Anreize: "Man kann nicht alles bei den Ehrenamtlichen abladen"

Franziska Holzschuh

Leitung Lokalredaktion Nürnberg

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23.1.2023, 15:00 Uhr
Politik muss alles tun, um ehrenamtliche Tätigkeiten zu erleichtern, glaubt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. 

© Michael Matejka, NNZ Politik muss alles tun, um ehrenamtliche Tätigkeiten zu erleichtern, glaubt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. 

Wenn Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Mittwoch, 25. Januar, um 11 Uhr in der Nürnberger Vesperkirche zu Gast ist, stehen zwei Themen im Mittelpunkt: das Ehrenamt und der Glaube.

König, so erzählt er es im Vorgespräch, besuchte als Kind St. Paul, ein katholisches Knabenseminar am Dutzendteich, heute ist dort ein Sportinternat untergebracht. Schuld war das „Fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner. Zumindest ein wenig. Marcus König war Fan, liebte die Geschichten vom Internat und den Abenteuern, die die Jungen dort erlebten. Und er lag seinen Eltern in den Ohren, er wolle selber auf eines gehen.

Acht Jahre lebte er dort, es war eine prägende Zeit für den jungen Marcus: Er war jahrelang Messner, zuständig für die Hostien und dafür, dass alle Ministranten anwesend waren. „Ich habe der Kirche das ein oder andere zu verdanken“, sagt er. Auch wenn er manches anders machen würde als die Institution. Doch Glaube ist ihm wichtig, „Ich ziehe aus meinem Glauben die Kraft für mein Amt und die Tätigkeit.“ Auch darüber wird Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König in der Nürnberger Vesperkirche sprechen.

Ebenso über das Thema Ehrenamt: Die Zeit im Internat war die seiner ersten Engagements. Als Messner eben, aber auch als Klassensprecher. Es folgte sein wohl längstes Engagement. Bei der Waldweihnacht des Tiergartens fragte man ihn, ob er sich beteiligen wolle. König, gerade 21 Jahre alt, sagte zu, half jahrelang und wurde Geschäftsführer. "Ich weiß, was es bedeutet ehrenamtlich tätig zu sein", sagt er. Und er sieht die Politik in der Pflicht: "Wir müssen alles tun, um ehrenamtliche Tätigkeiten zu erleichtern und nicht zu erschweren." Immer wieder gebe es gut gemeinte regulatorische Ansätze, die nicht praktikabel sein.

Einen Rentenpunkt mehr?

Man müsse das System so justieren, dass es jedem möglich sei, ehrenamtlich tätig zu sein. Etwa durch ein Entgegenkommen der Arbeitgeber. Und durch staatliche Lenkung: "Ich kann mir gut vorstellen, dass man dafür einen Rentenpunkt mehr bekommt."

In Nürnberg sind rund 100.000 Menschen ehrenamtlich tätig. Ohne sie bräche das soziales Gefüge auseinander, das weiß König. "Ohne Ehrenamt könnte unsere Gesellschaft nicht existieren." Trotzdem ist ihm bewusst: "Man kann nicht alles auf den Schultern der Ehrenamtlichen abladen."

König plädiert für die Einführung eines „Jahres für Deutschland", das im Dienst der Gesellschaft abzuleisten sei. Dies wäre eine Unterstützung etwa für soziale Organisationen und biete Möglichkeit zur Orientierung. "In einem solchen Jahr bekommt man einen anderen Blick auf manche Themen." Das könne die Attraktivität einiger Berufsfelder erhöhen - etwa im Pflegebereich. Er selber hat weder Zivil- noch Wehrdienst abgeleistet, König wurde ausgemustert. "Doch nach acht Jahren katholischem Internat hat man wichtige Erfahrungen gemacht. Das ist wie Bundeswehr und Zivildienst in einem."

Bei der Vesperkirche am Mittwoch, 25. Januar, wird König über wichtige gesellschaftliche Themen reden. Beginn ist um 11 Uhr in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in der Allersberger Straße 116. Die evangelische Gemeinde öffnet vom 15. Januar bis 19. Februar die Kirche für jedermann. Alle Besucher bekommen für einen symbolischen Euro eine warme Mahlzeit und warme Getränke. Immer mittwochs gibt es mittags einen vom Verlag Nürnberger Presse organisierten Talk. Mit dabei war bereits FCN-Vorstand Niels Rossow, es folgen Tiergartenleiter Dag Encke, Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein und die Pianistin Hilde Pohl.

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