Nürnberger Rauschgoldengel erstrahlen im neuen Glanz

22.11.2017, 21:03 Uhr
Nach rund 25 Jahren war es für Bärbel, Rosa und Kunigunde Zeit für eine aufwändige Restauration. Entstanden sind die Rauschgoldengel im jahr 1953 beim alteingesessenen Unternehmen Kunstmann.

© Stefan Hippel Nach rund 25 Jahren war es für Bärbel, Rosa und Kunigunde Zeit für eine aufwändige Restauration. Entstanden sind die Rauschgoldengel im jahr 1953 beim alteingesessenen Unternehmen Kunstmann.

Der Motor des mächtigen Hubsteigers tuckert vor sich hin. Noch eine kurze Ansprache des Wirtschaftsreferenten Michael Fraas, dann ist es so weit. Langsam und vorsichtig wird Bärbel an Seilen hochgezogen und auf die ausgefahrene Plattform befördert. Wenige Minuten später schwebt der 1,80 Meter große und 50 Kilo schwere Rauschgoldengel über der Fleischbrücke. Bärbel und ihre beiden „Kolleginnen“ Rosa und Kunigunde - sie sind 2,30 Meter groß und wiegen je 60 Kilo - weisen traditionell den Weg zum Christkindlesmarkt. 

Entstanden sind sie 1953 im alteingesessenen Unternehmen Konrad Kunstmann nach Vorlagen der Nürnberger Designerin Bertel Kuch. Namensgeberinnen für die Engel waren die Schwägerinnen des Firmengründers Georg Wittmann, dem Großvater von Konrad Kunstmann. Mittlerweile hat der Zahn der Zeit an den Wahrzeichen des Christkindlesmarktes genagt.

Ende der letzten Saison zeigte sich, dass sie nicht nur optisch in die Jahre gekommen sind, sondern auch technisch. Eine neuerliche Installation hätte das Marktamt aus Sicherheitsgründen nicht mehr verantworten können. Schließlich sind die Engel während der Adventszeit Wind und Wetter ausgesetzt, und das hätten sie womöglich nicht mehr ausgehalten. Sie mussten also restauriert werden. 

Innere Schönheit

Der Auftrag ging an die Firma Kunstmann. Und die setzte dafür ihren ehemaligen Mitarbeiter, den 55-jährigen Flaschner- und Kupferschmiedemeister und Künstler Peter Sußner ins Boot. Er hatte bereits vor 25 Jahren bei der ersten Restaurierung Hand angelegt. Jetzt verhalf der gebürtige Franke, der auch an der Restaurierung der Lorenzkirche mitwirkte, in mehr als sechsmonatiger Klein- und Feinarbeit den metallenen Engeln zu neuem Glanz.

"Die meiste Arbeit ist nicht zu sehen, sie ist im Inneren", beschreibt Sußner den Werdegang der Restaurierung. "Die Figuren mussten komplett auseinander genommen werden. Dazu war es erforderlich, die vielen verrosteten Eisenschrauben behutsam herauszulösen und durch solche aus Edelstahl zu ersetzen." Die ursprünglichen Flügel seien nicht zu retten gewesen. Sie wurden durch neue ersetzt.

Die Original-Holzköpfe hat Sußner überarbeitet. Jetzt leuchten ihre Wangen wieder in schönstem Rot. Überhaupt sehen Bärbel, Rosa und Kuni in ihren goldglänzenden Gewändern nun wieder so aus, als seien die 65 Jahre ihrer Existenz spurlos an ihnen vorübergegangen. "Es sind alles meine Kinder, und jetzt muss ich sie hergeben", sagt Sußner mit einem fast wehmütigen Blick auf Bärbel. Da er in der Eifel lebt, wird er die drei Nürnberger Rauschgoldengel wohl nicht mehr so schnell wiedersehen.

Die Restaurierung kostete etwa 20.000 Euro, finanziert wird sie über die Marktgebühren der Marktkaufleute. "Gut angelegtes Geld", findet Christine Beeck, Leiterin des Marktamtes, das auch den Christkindlesmarkt organisiert.

5 Kommentare