Optimismus im Karl-Bröger-Haus

Nürnberger SPD-Parteichef Ahmed spricht von "historischem Tag"

26.9.2021, 20:58 Uhr
Pareteichef Nasser Ahmed (SPD) am Wahlabend im Karl-Bröger-Haus. 

© Roland Fengler Pareteichef Nasser Ahmed (SPD) am Wahlabend im Karl-Bröger-Haus. 

Freundlicher Applaus, aber kein frenetischer Jubel: So recht wissen die Genossen im Karl-Bröger-Haus auch bei der Hochrechnung um 18.45 Uhr noch nicht, was sie von den Zahlen halten sollen. Die ARD sieht einen Patt zwischen SPD und CDU/CSU.
Für Nasser Ahmed, den Nürnberger Parteichef der SPD, ist es gleichwohl "ein historischer Tag" – auch wenn nicht klar sei, ob die Sozialdemokraten den Kanzler stellen können oder nicht. "Aber wir wurden abgeschrieben. Die Hauptbotschaft lautet: die SPD ist zurück." Genau dasselbe sagt Generalsekretär Lars Klingbeil gerade in der ARD-Fernsehübertragung, die bei der Wahlparty zu sehen ist. "Das war nicht mit ihm abgesprochen", witzelt Ahmed.


Gut gelaunt zeigt sich auch Altoberbürgermeister Ulrich Maly, der an die kollektive sozialdemokratische Depression bei den Wahlabenden 2009, 2013 und 2017 erinnert. Noch vor einem halben Jahr habe niemand den Genossen zugetraut, dass man sich am Ende ein solches Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Konservativen liefern würde. "Da können wir, glaube ich, schon ein Glas Champagner öffnen", sagt Maly in Anlehnung an die eigenwillige Rhetorik des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU).

Demut statt Übermut

Man sei "demütig", weil man wisse, wo man herkomme, meint auch Vize-Parteichefin Kerstin Gardill. Andere wie etwa Stadtrat Harald Dix trauern zu diesem Zeitpunkt aber durchaus den rund drei Prozentpunkten hinterher, den die SPD in letzten Umfragen vor der Union hatte. "Ich hätte mir Rot-Rot-Grün gewünscht, das wird jetzt wohl nichts mehr", meint der Gewerkschafter.

Die Nürnberger Wahlkreiskandidaten Gabriela Heinrich und Thomas Grämmer dagegen sind zufrieden, dass die SPD sich auf diese Weise zurückgemeldet hat. Für Direktmandate, das zeichnet sich ab, wird es indes abermals nicht reichen.

Begräbnisreden kann man sich sparen

Günter Gloser und Horst Schmidbauer, die 1998 die letzten direkten Tickets in Nürnberg für die Genossen lösten, gehören ebenfalls zu den Gästen der aus Corona-Gründen auf 150 Personen beschränkten Wahlparty. Gloser spricht von einer "fulminanten Entwicklung", rufe man sich die Ausgangslage der SPD in Erinnerung. Die Konkurrenz könne sich fortan ihre "Begräbnisreden" auf die Sozialdemokratie sparen, sagt er trotzig.

Derweil bereiten sich die Genossen auf einen langen Abend vor. Noch einmal ist am Ende des Wahlkampfs Stehvermögen gefragt.

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