Nürnberger Volksbad: Die Träume müssen sich rechnen

3.1.2015, 12:18 Uhr
Nürnberger Volksbad: Die Träume müssen sich rechnen

© Foto: Harald Sippel

Auf der Betriebskosten-Seite könnte das nach den bisherigen Daumenrechnungen funktionieren. Rund 100.000 Schwimmer und 40.000 Sauna-Besucher wären durchaus realistisch, meint Lächele. Unterstellt man Erlöse von 3,50 Euro pro Gast und legt Einnahmen aus Kursen und Vereinsschwimmen oben drauf, dann würde das Volksbad vielleicht mit einem Jahresverlust von rund 500.000 Euro davon kommen.

Kein schlechtes Ergebnis, denn öffentliche Bäder mit bürgerfreundlichen Eintrittspreisen arbeiten nun mal defizitär. Überdies: Die Sauna im Südstadtbad war mit 35.000 Besuchern jährlich kalkuliert. Tatsächlich sind in den vergangenen fünf Jahren jeweils gut 70.000 Sauna-Jünger an die Allersberger Straße gepilgert.

Bei den Sanierungskosten sieht es schon etwas schwieriger aus. 24 Millionen Euro standen bei den Überlegungen für ein „Arabisches Museum“ im Raum – für die reine Gebäude
kern-Sanierung. Dazu kämen weitere zehn bis zwölf Millionen für die technische Gebäudeausstattung. Andererseits hatte ja Heimatminister Markus Söder im jüngsten Landtagswahlkampf zehn Millionen Euro für das Volksbad versprochen . . .

Experten sollen das Volksbad unter die Lupe nehmen

Um belastbare Zahlen zu bekommen, soll der Stadtrat am 28. Januar nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Bauingenieure und Architekten, Statiker und Bauphysiker, Brandschutz-Fachleute sowie Fachingenieure für die Gebäudetechnik müssen dafür den Jugendstilbau unter die Lupe nehmen. Einerseits geht es dabei um den Zustand des Gebäudes und den notwendigen Sanierungsaufwand. Zum anderen sollen die Experten darstellen, mit welchen Kosten unterschiedliche Betriebsvarianten jeweils zu Buche schlagen würden.

Und da hat Lächele viele Ideen. Auf dem Dach könnte beispielsweise eine Sauna mit Liegeflächen entstehen – wenn die Gebäudestatik mitspielt. Eine der drei Schwimmhallen könnte in einen multifunktionalen Veranstaltungsort umgebaut werden: mit einem gläsernen Hubboden im Schwimmbecken, der neben dem Schwimmbetrieb auch Events ermöglicht – von Firmenfeiern und Lesungen bis hin zu Tanznächten auf dem Wasser. Die (in der Vergangenheit ungenutzten) Innenhöfe könnten etwa mit Sauna-Tauchbecken oder einem Lehrschwimmbecken ausgestattet werden. Auf Teilen des Dachs könnte man Glaskuppeln aufsetzen. Und so weiter.

Wobei die Wassernutzung im Zentrum stehen muss, so Lächele. Neben dem öffentlichen Badebetrieb und einer Saunalandschaft sollen Schulen und Vereine im Volksbad eine Heimat finden. Zwar wird das neue Schwimmzentrum in Langwasser 2015 eröffnet und bietet dann sowohl Schulklassen als auch Vereinsschwimmern jede Menge Wasserfläche. Doch im Stadtwesten wird es weiterhin an überdachten Wasserflächen fehlen. Und für umliegende Schulklassen wäre die Zeitersparnis für den kürzeren Weg zum Volksbad (statt nach Langwasser) enorm.

Dazu könnten Fitness- und Physiotherapie-Angebote kommen, meint der Bäder-Chef, der selbst über ein Ärztehaus und über Läden nachdenkt. Ebenso wie über eine „In“- Gastronomie im Volksbad, deren Angebot auf den Gostenhofer Kiez zugeschnitten sein müsste.

Denn es reicht nicht, nur das Volksbad zu sanieren, das seit nunmehr 20 Jahren praktisch ungenutzt vor sich hindämmert, meint Lächele. Er will das ganze Quartier städtebaulich betrachten. Dazu gehören die (sehr sanierungsbedürftigen) Wohnungen an der Ecke Rothenburger Straße/Beim Rochusfriedhof; sie befinden sich im Eigentum der N-Ergie und werden von der WBG verwaltet. Und dazu gehören die unbebauten Flächen auf dem Gelände der N-Ergie nördlich des Jugendstilbads. Dort könnte ein Parkhaus entstehen: für die Besucher des neuen Volksbads, für N-Ergie-Mitarbeiter und für Firmen und Anwohner im Umfeld des Badetempels.

Ergebnisse gibt es frühestens im September

Doch all das sind Träume – die sich rechnen müssen, sagt Joachim Lächele. Was davon sich betriebswirtschaftlich umsetzen ließe, soll nicht zuletzt die genannte Machbarkeitsstudie beantworten. Investitionsaufwand, Betriebskosten, Einnahmekalkulation und viele weitere Daten sollen bis September so detailliert vorliegen, dass der Stadtrat dann eine Grundsatzentscheidung fällen kann: Ob der denkmalgeschützte Bau tatsächlich wiederbelebt wird. Und wie ein neues Volksbad dann aussehen soll.

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