OB meistert Anstich mit zwei Schlägen

Nürnberger Volksfest ist eröffnet - das kostet die Maß Bier in diesem Jahr

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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26.8.2022, 20:41 Uhr
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König beim offiziellen Bieranstich. Rechts Ministerpräsident Markus Söder.

© Eduard Weigert, NNZ Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König beim offiziellen Bieranstich. Rechts Ministerpräsident Markus Söder.

So hatten sich die Schausteller und die ersten Besucher das nicht vorgestellt: Zwar strahlte am frühen Nachmittag, als Buden und Fahrgeschäfte öffneten, noch die Sonne. Doch bald wurde es richtig finster und zu Blitz und Donner öffnete der Himmel seine Schleusen. Freilich war es ein Unwetter mit Ansage - davon verschont zu bleiben, erwies sich auch auf dem Festplatz am Dutzendteich als bloß frommer Wunsch.

"Trotzdem ist keiner mit Schwimmflügeln gekommen", wunderte sich Moderator Flo Kerschner beim offiziellen Auftakt im Festzelt. "Wir wollten eine Fortsetzung zum 'Schatz im Silbersee' schreiben." Noch vor den Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und dem breiten Publikum hatten am Vorabend, auf Einladung der Stadt, Angehörige von Freiwilligen Feuerwehren bei einer Art Vorpremiere Volksfestatmosphäre schnuppern dürfen - eine glückliche Fügung. Denn am Freitagabend waren sie ganz anders gefordert.

"Wir Schausteller sind ja darauf eingestellt, mit Wetterkapriolen umzugehen", bemerkte Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands. Aber dass nun ausgerechnet auch der Festzug zum Auftakt abgesagt werden musste, der zuletzt vor drei Jahren möglich war, stimmte alle Beteiligten doch besonders traurig. Viele Akteure, etwa von den Altdorfer Wallenstein-Festspielen oder von den Noris Rams, waren trotzdem präsent. "Aber vier Monate Vorbereitung waren umsonst."

Gedränge am Prominententisch

Im Festzelt hielt sich die schwüle Wärme freilich länger - und auch aus dem Kreis der offiziellen Gäste verzichtete, wer konnte, schnell auf Sakko und Jacke. Mancher sehnte sich zurück ins Frühjahr, als der Bieranstich bei strahlender Sonne ganz entspannt und erstmal im Freien über die Bühne gegangen war. Nun drängten sich die Fotografen um den Ehrentisch mit Ministerpräsident Markus Söder, seinem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Nürnbergs OB Marcus König, Kulturbürgermeisterin Julia Lehner und dem Bundestagsabgeordneten Michael Frieser. Und nicht nur die Gredinger Schwarzachkönigin und einige weitere gekrönte Botschafterinnen, sondern auch die Musiker der BayernMän-Band wollten sich unbedingt noch mit dem CSU-Chef abbilden lassen.

Insgesamt ein eher trauriger Auftakt: Aber einige Unentwegte ließen sich auch während des Regens das Vergnügen nicht entgehen.

Insgesamt ein eher trauriger Auftakt: Aber einige Unentwegte ließen sich auch während des Regens das Vergnügen nicht entgehen. © Eduard Weigert, NNZ

Der Bayerische Rundfunk lud den Ministerpräsidenten auch noch zu einer Live-Schalte ein, ehe ihm Nürnbergs Oberbürgermeister die erste Maß überreichen konnte. Mit nur zwei Schlägen hatte er den Anstich gemeistert - und Söder cool Paroli geboten. Der hatte an alle möglichen peinlichen Anekdoten beim Anzapfen erinnert, was König mit der Bemerkung konterte: "In München kommt es auf die Schläge an, in Nürnberg zählt das Ergebnis." Schlagfertig erwies sich aber auch Söder, als ihn Flo Kerschner mit der Frage in die Enge zu treiben versuchte, was ihm wichtiger wäre: ein Aufstieg des 1. FCN oder weitere fünf Jahre als Ministerpräsident. "Da sage ich mit dem Fußballer Toni Kroos: Sie hatten doch wirklich genug Zeit, sich bessere Fragen zu überlegen. Beides ist mir natürlich gleich wichtig."

Wären noch lieber beim Festzug mit über den Platz gezogen als auf der Bühne zu stehen: die Musiker der Seubersdorfer Blasmusik.

Wären noch lieber beim Festzug mit über den Platz gezogen als auf der Bühne zu stehen: die Musiker der Seubersdorfer Blasmusik. © Eduard Weigert, NNZ

Als Vorsitzender des Schaustellerverbands und übrigens auch frisch gebackener Kronacher Schützenkönig hofft Kalb natürlich auf einen Besucherzuspruch wie im Frühjahr. Nicht nur die beliebten Familientage und Attraktionen wie drei Feuerwerke sollen dazu beitragen. Er wirbt auch noch mit ganz anderen Überlegungen: "Wer aufs Volksfest kommt, spart Strom, weil dann zuhause kein Fernseher und kein Netflix läuft und auch der Ofen kalt bleibt." Apropos Preise: Schon im Frühjahr hatte der Preis für die Maß Festbier die Zehn-Euro-Schwelle überschritten. Im Festzelt schlägt sie jetzt mit 10,80 Euro zu Buche, aber jeder Betrieb auf dem Platz ist in seiner Preisgestaltung frei.

Von "Herbst" will übrigens aktuell noch niemand etwas wissen, auch wenn die Familiengaudi am Dutzendteich offiziell unter dem Titel Herbstvolksfest läuft. Knapp 150 Betriebe sind auf dem Platz vertreten, unter ihnen etwa jeder zehnte zum ersten Mal. Gefeiert wird bis einschließlich Sonntag, 11. September - und hoffentlich auch an diesem Samstag nach dem Heimspiel des 1. FCN gegen den HSV.

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