Nürnbergs kulturelle Großprojekte: Sanierungen haben Priorität

30.12.2020, 11:01 Uhr
Nürnbergs kulturelle Großprojekte: Sanierungen haben Priorität

© Foto: Edgar Pfrogner

Kein Konzertsaal, Ertüchtigung des Brandschutzes beim Opernhaus und die Suche nach einer Interimslösung für das 100 Jahre alte Opernhaus, wenn es saniert wird. Oberbürgermeister Marcus König sagt, wie es mit den kulturellen Großprojekten weitergeht.

Im Januar soll der Stadtrat sich auf eine Prioritätenliste verständigen, welche kulturellen Großprojekte von der Stadt weiter verfolgt werden und wie sie finanziell noch zu stemmen sind. Wie auch immer diese Liste im Detail aussieht, so steht für den Oberbürgermeister schon jetzt das entscheidende Auswahlkriterium fest: "Wir müssen uns auf die Pflege des Bestands konzentrieren und werden erst danach neue Projekte beginnen. Wir können keinen Konzertsaal bauen und haben dann kein Geld für die Sanierung des Opernhauses. Der Traum vom Konzertsaal würde dann zu einem Albtraum werden."

Der Charme des Konzertsaals bestand zunächst darin, dass er eine Ausweichspielstätte für das Opernhaus hätte sein sollen, wenn dieses saniert wird. Seit Januar 2016 stand allerdings fest, dass das nicht klappt, weil der neue Konzertsaal mit erheblichem Kostenaufwand zweimal hätte umgebaut werden müssen: einmal zur Opernspielstätte und dann der Rückbau in einen Konzertsaal. Dafür hätte es vom Freistaat keine Fördergelder gegeben. Für eine Mehrzweckhalle schon gar nicht. Auch stiegen die Kosten für den Konzertsaal von 30 auf 70, dann auf 90 und schließlich auf fast 200 Millionen Euro, erläutert König. Mindestens 75 Millionen Euro hätte davon die Stadt beitragen müssen. Zunächst waren es nur zehn Millionen Euro.


Nach fünf Jahren Planung: Neue Konzerthalle wird vorerst nicht gebaut


Bislang waren im städtischen Haushalt weder die Opernhaussanierung noch der Bau des Konzertsaals berücksichtigt. Beides parallel zu machen, ist für die Stadt finanziell nicht möglich. "Das Opernhaus wird uns finanziell sehr viel abverlangen", sagt der OB. Im Gespräch sind derzeit mindestens 500 Millionen Euro. Doch die Suche nach einem Interimsbau für die Oper gestaltet sich schwierig und teuer. Die Meistersingerhalle kommt nicht in Frage, weil auch sie zweimal umgebaut werden müsste.

Raus aus den Plüschsesseln!

Derzeit wird überlegt, ob eine Messehalle als Ausweichspielstätte in Frage kommt. König favorisiert ein Probebühnenzentrum auf dem Richard-Wagner-Platz, das auch langfristig benötigt wird. Die Verwaltung könnte im angrenzenden Siemens-Haus unterkommen und auch der Innenhof der Kongresshalle käme mit einem Zeltdach als Spielstätte in Frage. Das Kulturreferat sucht derzeit außerdem noch nach leerstehenden Hallen. Für Kulturbürgermeisterin Julia Lehner hat der vorübergehende Verlust der Plüschsessel im Opernhaus auch Charme: "Wir haben die Chance, ein ganz anderes Publikum anzusprechen."

Als Alternativen wird auch überlegt, ob auf dem Karl-Pschigode-Platz oder an der Grasersgasse eine vorübergehende Ersatzspielstätte gebaut werden kann. "Wenn wir für die Ausweichspielstätte Gelder ausgeben, dann möchte ich, dass wir auch danach noch einen Nutzen haben", sagt König. Auf fünf bis zehn Jahre wird der Zeitraum für die Sanierung geschätzt. Der OB möchte für das Opernhaus eine Kommission gründen, um den Freundeskreis der Oper, die Bedarfsträger und andere Unterstützer zusammenzubringen.


Warum Nürnbergs Konzertsaal jetzt wohl eine Luftnummer bleibt


Die Probleme mit dem Brandschutz will König schnell beheben, damit erst in drei bis fünf Jahren mit der grundlegenden Sanierung begonnen werden muss. Seit 2012 hatte die Feuerwehr das Opernhaus im Blick und war als Brandwache bei Aufführungen stets vor Ort. Die Anforderungen an den Brandschutz wurden in den vergangenen Jahren ständig erhöht, so dass jetzt gehandelt werden muss. Die Debatte darüber setzt den Stadtrat unter Zugzwang.

Auf der Prioritätenliste stehen auch das Pellerhaus, die Kongresshalle, die Burg Hoheneck und die Meistersingerhalle. Alle Objekte müssen saniert werden – nacheinander. "Wir müssen Dinge schieben, wir müssen Dinge einsparen aber wir müssen immer auch in die Attraktivität Nürnbergs investieren", sagt König.

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