"Ich kann es nicht mehr alleine händeln"

Nürnbergs Oberbürgermeister wehrt sich gegen Hass-Kommentare wegen Regenbogen-Zebrastreifens

Franziska Holzschuh

Leitung Lokalredaktion Nürnberg

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5.8.2023, 15:06 Uhr
Gemeinsam mit Bürgermeister Christian Vogel weihte Oberbürgermeister Marcus König (links) den Regenbogen-Zebrasteifen ein. Dafür schlägt ihm nun viel Kritik und sogar Hass entgegen. 

© Sven Heublein / Stadt Nürnberg Gemeinsam mit Bürgermeister Christian Vogel weihte Oberbürgermeister Marcus König (links) den Regenbogen-Zebrasteifen ein. Dafür schlägt ihm nun viel Kritik und sogar Hass entgegen. 

Es sind eigentlich nur ein paar bunte Streifen, die auf die Königstraße gemalt wurden: Die Regenbogenfarben sollen, passend zur Pride Week, für eine offene Stadtgesellschaft stehen. Doch dieses Zeichen der queeren Gemeinschaft erhitzt in den sozialen Netzwerken manche Gemüter.

Unter den Bildern, die Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König auf Facebook und Instagram dazu abgesetzt hat, sammeln sich Hassnachrichten. Es ist so ausgeartet, dass König seinen Instagram-Post für Kommentare gesperrt hat. "Ich kann es nicht mehr alleine händeln", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Ich kann nicht mehr gewährleisten, dass mir nicht doch noch etwas durchrutscht." Er wolle aber keinesfalls Beleidigungen oder ähnliches stehen lassen.

Zu einem solchen Schritt sah sich König schon lange nicht mehr gezwungen, in der Corona-Zeit musste er aber schon mal die Kommentarfunktion dicht machen, weil Hass und Hetze überhand nahm. Zwei Tage lang haben er und sein Team Kommentare nun beantwortet und manches gelöscht. 300 Antworten haben sich allein bei Instagram gesammelt. "Das hat nichts mehr mit Nürnberg zu tun", sagt König. "Die kommen aus ganz Deutschland."

Auf Facebook wird auch heftig kommentiert

Sein Facebook-Post ist noch offen, auch da sind inzwischen schon über 400 Kommentare zu sehen - viele hat König aber auch hier gelöscht oder verborgen.

Dass er Zielscheibe von Hass wird, ist für den Oberbürgermeister nicht neu: Erst vor kurzem hatte König einen üblen Brief öffentlich gemacht, in dem nicht nur er, sondern auch seine Familie mit dem Tod bedroht wurde. Ganz so heftig waren die Kommentare unter dem Regenbogen-Post nicht, sagt König. Aber er sichte gerade noch, "zwei oder drei geben wir sicher an die Polizei weiter".

Es gibt aber auch Bestärkendes. "Lassen Sie sich nicht irritieren", schreiben User. Andere feiern König für seine deutlichen Statements für die queere Community. Es wird aber auch inhaltliche Kritik geübt: Etwa, warum die Stadt Geld für die Aktion ausgeben müsse. Aber auch hier ist König klar: Die Bemalung habe 5000 Euro gekostet, sagt er. "Wir geben viel Geld aus für die gesamte Gesellschaft. Und wir wollen auch Sichtbarkeit für die queere Gesellschaft zeigen."

Er betont, an seinem Engagement festhalten zu wollen: "Ich will in einem freien Land leben und ich erwarte, dass man tolerant ist." König wird - trotz der Anfeindungen - wieder beim diesjährigen CSD mitlaufen. "Ich stehe für eine tolerante Stadtgesellschaft", betont er. "Mein Motto ist: Wir alle sind Nürnberg. Da gehört die queere Community natürlich dazu."