Obdachlosenlager an der Wöhrder Wiese verwüstet

21.2.2017, 05:54 Uhr
Das sehr wohnlich eingerichtete Obdachlosen-Lager unter der Franz-Josef-Brücke an der Wöhrder Wiese wurde verwüstet.

© Stefan Hippel Das sehr wohnlich eingerichtete Obdachlosen-Lager unter der Franz-Josef-Brücke an der Wöhrder Wiese wurde verwüstet.

Neben dem Fußabstreifer stehen zur Begrüßung der Gäste noch zwei Schalen Erika und heruntergebrannte Kerzen. Doch die Ordnung in der Freiluftwohnung hat enorm gelitten. Irgendwer hat hier gewütet, seiner Zerstörungswut freien Lauf gelassen. Die Einrichtung des Wohnzimmers und des Schlafbereichs ist kaputt, Schränke, Tische und Matratzen liegen kreuz und quer. Bei der Polizei liegt weder eine Anzeige wegen Sachbeschädigung noch wegen Körperverletzung vor, heißt es auf Anfrage.

Ein Mann mit Rollator steht vor dem vom Beton der Brücke eingerahmten Chaos. Er wisse mehr darüber, sagt er, gehöre zur Szene. Sein Spitzname lautet Xucen. Conni, sagt er, war hier sieben Jahre lang der "Chef". Doch der 64-Jährige habe aus gesundheitlichen Gründen in die Klinik gemusst und seine "Wohnung" anderen überlassen. Die aber hätten hier alles "zusammengerissen". Warum? "Das weiß ich auch nicht." Die Gruppe lebe jetzt unter der Theodor-Heuss-Brücke in der Nähe des Westbades.

Offentlichkeitsarbeiter der Obdachlosen

Ilse Weiß vom Sozialmagazin Straßenkreuzer reagiert betroffen auf die Nachricht. Gewusst habe sie davon noch nicht. "Es gibt etwa 50 Menschen, die in Nürnberg draußen schlafen. Doch dieser Ort leistete Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Obdachlosigkeit", sagt sie. Der Platz lag direkt am Fuß- und Radweg zwischen Wöhrder Wiese und Multiplexkino Cinecittà. Gegenüber ist die U-Bahnstation Wöhrder Wiese. Jeder, der hier vorbeikam, hat die Szenerie wahrnehmen können.

Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) ist darüber informiert. "Offensichtlich wurde noch Müll dazugestellt. Ratten hat man dort auch schon gesehen", sagt Sör-Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl. Der Eigenbetrieb der Stadt will den Platz am Mittwoch aus Sicherheitsgründen räumen und die Sachen entsorgen.

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