Peter Konrad tritt für die Nürnberger AfD an

4.10.2018, 13:51 Uhr
„Ich habe unterschätzt, wie man bei dieser Partei in Sippenhaft genommen wird“: AfD-Landtagskandidat Peter Konrad.

© Eduard Weigert „Ich habe unterschätzt, wie man bei dieser Partei in Sippenhaft genommen wird“: AfD-Landtagskandidat Peter Konrad.

Wenn er wieder irgendwo lese, die AfD sei „rechtsradikal“ oder gleiche der NSDAP, sagt Peter Konrad, „dann trifft mich das“. Er bekommt plötzlich feuchte Augen. Das Interview, dem er spät und mit Skepsis zugesagt hat, wühlt ihn auf, und das nicht nur einmal.

Peter Konrad und die Alternative für Deutschland – das scheint eine Beziehung mit Hindernissen zu sein. Weder die AfD, wie die Medien sie spiegeln, noch die AfD, die er in drei Jahren Mitgliedschaft von innen kennengelernt hat, sei zu 100 Prozent seine Partei, bekundet er im Gespräch mit der NZ. „Wir werden tabuisiert und stigmatisiert, als Verlierer, Rassisten und Umstürzler verunglimpft“, beklagt er. Wie solle ihn diese „Sippenhaft“ nicht verletzen, wo er doch einen angehenden Ingenieur aus Afrika jahrelang durch sein Studium in Deutschland begleitet habe?

Aber: Auch die Führungsriege verhalte sich teils ungehörig. „Ich finde es ganz wichtig, dass man sich am rechten Rand abgrenzt. Eine völkisch-nationalistische AfD hat keine Chance.“ Und manche Positionen, etwa die Leugnung des Klimawandels oder die Ausgrenzung von Muslimen, lägen ihm fern. „Forderungen wie die ,islamfreie Schule‘ finde ich furchtbar.“

Der 43-Jährige will die bürgerlich-gemäßigte Seite der Partei vertreten. „Ich glaube, wir sind unter den 30 000 Mitgliedern in der Mehrheit.“ Der Anhänger von Alice Weidel und Jörg Meuthen findet: „Eine zu weit nach links gerückte Gesellschaft bekommt man nur zurück in die bürgerliche Mitte, wenn man ein konservatives Angebot macht, das die Union nicht mehr bietet.“ Angela Merkel habe noch die Grünen links überholt. „Und die CSU hat uns verbal rechts überholt.“

Konrad kam über die Eurokritik zur AfD; er plädiert für einen Ausschluss zahlungsunfähiger EU-Staaten. Zum Beitritt bewog ihn dann die Grenzöffnung 2015. Bundespolitisch sei das „ein Offenbarungseid“ gewesen. „Die Eckpfeiler unseres Zusammenlebens, Rechtsstaat, Demokratie, Meinungsfreiheit und Eigentumsrecht, stehen hintan, wenn etwas moralisch Höherwertiges dazwischenkommt.“ Seine Beunruhigung darüber wolle er teilen. „Politik stillt meinen intellektuellen Wissensdurst.“

Privatleben soll „apolitisch“ bleiben

Der Bauingenieur und Informatiker lebt und arbeitet in Würzburg. Dass er als Direktkandidat in Nürnberg antritt, schildert er als Selbstverpflichtung, mit der er hadert. Noch als Vorsitzender des Kreisverbands Nürnberg-Süd-Schwabach habe er die Kandidatur angenommen. Dann ging der Verband durch einen Rechtsstreit im älteren Kreisverband Nürnberg auf. Konrad fühlt sich seitdem wie ein Schwimmer im Haifischbecken. „Ich mach’s nur für die Sache.“ Der räumliche Abstand zu seinem Wohnort kommt ihm dabei entgegen. Sein Privatleben wolle er „apolitisch“ lassen. Denn, ja, manche Freunde und Verwandte hielten die AfD für problematisch. Im Bundestagswahlkampf habe er am Straßenstand Todesdrohungen bekommen.

Auch deshalb findet man im Internet keine Spur dieses Mannes, der sich als Volksvertreter bewirbt. Von Facebook halte er nichts, erklärt er. Seine Homepage schalte er erst kurzfristig frei. 60 000 Faltblätter seien im Druck, zwei Wochen reichen ihm zum Wahlkampf. Sein Hauptthema ist die Digitalisierung. „In Schulen muss Programmieren wie eine Fremdsprache unterrichtet werden, Start-ups brauchen mehr Förderung.“ Konrad spricht sich außerdem für die Trennung von Staat und Religion aus, für den Wertedialog mit moderaten Muslimen, den Kampf gegen Extremismus von rechts und links, die stärkere Förderung von Wohneigentum und mehr Volksentscheide.

Die AfD steht vor ihrem ersten Einzug ins bayerische Parlament. Peter Konrad erhofft sich keine Revolution davon. Aber „Leute ohne Stallgeruch, die wissen, wie es wirklich ist, im Sturm der Globalisierung ihr Geld zu verdienen. Und denen man zuhören kann, ohne sich fremdzuschämen“. Auf seinem Plakat macht er sich genau das zum Motto: „Bürger in die Politik!“

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