Peter Licht: "Emotionale, hört die Signale!"

9.12.2019, 11:39 Uhr
Peter Licht:

© Foto: Christian Knieps

Eigentlich heißt der Sänger und Autor ja anders, früher zeigte er auch sein Gesicht nicht. Mittlerweile scheint der Musiker das etwas lockerer zu sehen. Bei Konzerten hat sich der Kölner allerdings noch nie versteckt. Am 12. Dezember holt er seinen im Sommer in der Katharinenruine ausgefallenen Auftritt in der Tafelhalle nach.

"Wenn wir alle anders sind" heißt das aktuelle Album von Peter Licht. Darauf macht der Gewinner des Publikumspreises beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2007 das, was er unschlagbar und wie kein anderer in der Welt der deutschen Pop-Musik kann. Nämlich (zumeist) eingängige Songs mit absurd-hintersinnigen Texten. "Erst wenn der letzte Chips gegessen ist, werdet ihr sehen, dass man Chips nicht essen kann" – mit diesem Satz beginnt die Scheibe und man neigt dazu, zu fragen: "Hä?!"

Aber bekanntlich ist der Scherz das Loch, durch das die Wahrheit pfeift, und so bleibt es bei Peter Licht nie, naja, sagen wir fast nie, bei banaler Blödelei. Wir erinnern uns: Er erklärte schon im Jahr 2006 den Kapitalismus, "den alten Schlawiner", für tot — noch vor der Finanzkrise. Dieses Mal dichtet der kühne Reimer die Internationale um. "Emotionale — Hört die Signale" heißt das Lied, "die hinterfotzigen Systeme kommen jetzt ans Licht", singt er. Zu einer Melodie, die, würde man sie ohne Text hören, auch aus einer hübschen Liebes-Ballade sein könnte.

Überhaupt ist das musikalisch alles hoch abwechslungsreich, was uns der Dichter hier serviert. Indie-Pop, Elektro-Pop, Folk, Reggae-Einsprengsel: Alles da. Auch mit Autotune experimentiert er ungeniert herum.

"Die Realität hat das Absurde überholt", sagte Peter Licht kürzlich in einem Interview. Was er meisterhaft beherrscht, ist das, was gesellschaftliche Realität ist oder was wir dafür halten, auseinander zu bauen, wie wild Sinnfäden zu spinnen und etwas sehr eigenes, sehr besonderes daraus zu machen. Und das ohne Häme und Zynismus. Guter Mann, gutes Album.

InfoDonnerstag, 12. Dezember, 20.30 Uhr, Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62, Karten unter Telefon 09 11/2 16-27 77.

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