Pfadfinder tauschen Tücher in Schweden

7.8.2011, 14:43 Uhr
Pfadfinder tauschen Tücher in Schweden

© Stephan Spree

Die Zeit ist schnell verflogen. Fast alle haben eine weite Heimreise vor sich. So viel wie möglich will ein jeder in den letzten Tagen noch erleben, scheint es. Adressen der neugewonnen Freunde einsammeln, Halstücher tauschen und noch einmal richtig feiern. Kaum noch einer der Jugendlichen ist am Halstuch sicher einer Nation zuzuordnen, weil sie das ihres eigenen Landes gegen ein anderes getauscht haben. Besonders beliebt: das rote schweizer Tuch mit dem lustigen Kuhmuster oder das grüne der Iren. Letzte Chance noch einen Badge, einen Aufnäher von einer Nation zu ergattern, die mit möglichst wenigen Teilnehmern am Jamboree vertreten ist: Island oder Neuseeland zum Beispiel.

Dieses 22. Welt-Pfadfindertreffen bei Kristianstad in Südschweden ist das bisher größte. Noch nie kamen so viele 15 bis 18-Jährige Pfadfinder aus der ganzen Welt zusammen, noch nicht einmal beim Jubiläumsjamboree vor vier Jahren in England, wo Sir Robert Baden Powell vor 104 Jahren diese weltweite Jugendbewegung gegründet hat. Seit 1920 finden regelmäßig, normaler Weise alle vier Jahre, solche Treffen statt. Powell, der ehemalige britische General, wollte, dass sich Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Welt mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Fähigkeiten kennen und schätzen lernen.

Menschen aus aller Welt kennenlernen

Das ganze Treffen ist auf Begegnung ausgerichtet. „And maybe that stranger coming your way is just waiting to be a friend“ heißt es im Jamboree-Song „Changing the world“. Die Jugendlichen aus verschiedenen Ländern haben zusammen am Programm teilgenommen, waren gemeinsam wandern, haben für und miteinander gekocht und gefeiert. Kontakte knüpfen ist nirgends so einfach wie hier. Jeder will möglichst viele Leute kennenlernen und gerne ein bisschen mit möglichst tollen eingetauschten Aufnähern angeben. Leuten die Hand schütteln, die von der anderen Seite der Erde kommen, das findet die 13-jährige Sandra Körpick vom Stamm Max Kolbe aus Nürnberg echt cool. „Jeder ist offen und freundlich und will gerne neue Leute kennenlernen,“ sagt sie.

Pfadfinder tauschen Tücher in Schweden

© Stephan Spree

Das Jamboree ist ein riesiges Festival mit unterschiedlichsten Aktivitäten, in diesem Jahr auf einem ehemaligen Militärgelände an der Ostküste Schwedens, das für zehn Tage eine große Zeltstadt war – mit Krankenhaus, Apotheke, Supermarkt, Kiosken und Cafés. Klettern, Schnitzen, Chi Gong, an einer Seilbahn entlang sausen, Karaoke singen – es gab so viel zu erleben, dass nicht für alles Zeit blieb.

Die Pfadfinder sind ein friedvolles Volk

Es gab auch ein festes Jamboree-Programm, bei dem sich die Jugendlichen mit Themen wie Menschenrechten, Frieden, unterschiedlichen Kulturen oder Ökologie befasst haben. Das alles aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sonder immer spielerisch. „If it isn`t fun, it isn’t scouting“ (Wenn es keinen Spaß macht, dann ist es nicht Pfadfinderei), hatte einer der schwedischen Pfadfinderchefs bei der großen Eröffnungszeremonie gesagt.

Sein offizielles Ende findet ein Jamboree mit der Abschlusszeremonie. Der schwedische König Karl Gustav XVI, selbst ein überzeugter Pfadfinder, reichte symbolisch die Fahne des Weltpfadfinderbundes weiter an Vertreter Japans. Dort wird in vier Jahren das nächste Jamboree stattfinden. „Take what you learn with you and change the world“ (nehmt mit, was ihr gelernt habt und verändert die Welt), hatte Simon Rhee, Chairperson of the world scout bureau bei der Eröffnung gefordert. Ein hoher Anspruch. Den nehmen die Jugendlichen ernst. „Bewusster zu leben ist schon ein erster Schritt“, findet der 14-jährige Samuel Scheuer vom Nürnberger Stamm St. Josef. Johannes Beyerlein aus Bubenreuth hat bei einem Workshop schon einige Idee gesponnen, was sein Stamm für mehr Frieden in der Welt tun könnte. Was möglich ist, hat er beim Jamboree erlebt. „Es ist krass zu sehen, dass es funktionieren kann, wenn 150 Nationen auf einem Zeltplatz friedlich zusammenleben, ganz ohne Streit.“

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