Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken sorgt für Ansturm auf Läden

12.1.2021, 19:55 Uhr
Bereits kurz nach der Ankündigung waren in vielen Läden die Regale leer.

© Katja Kiesel Bereits kurz nach der Ankündigung waren in vielen Läden die Regale leer.

"Innerhalb von zehn Minuten waren alle Masken weg", sagt die Mitarbeiterin eines Drogeriemarktes in der Karolinenstraße. Sie habe sofort Nachschub geordert, "aber ein Lieferdatum steht leider nicht fest". Ähnlich sieht es in der Filiale einer anderen Kette in der Südstadt aus, auch hier wurden die Mitarbeiter nach eigenen Angaben regelrecht überrannt. Sie habe gerade noch eines der letzten Päckchen ergattert, sagt eine Kundin, die in der Innenstadt fündig wurde. "Zum Glück, schließlich muss ich jeden Tag mit Bus und S-Bahn in die Arbeit fahren."

Dass sie das jetzt Hals über Kopf nur noch mit einer FFP2-Maske tun darf, findet die 46-Jährige gar nicht gut." Sie habe sich auch mit den einfachen Alltagsmasken in den oft relativ leeren Zügen sicher gefühlt, betont die Nürnbergerin. "Ich fühle mich durch diese Vorgabe gegängelt."

Linke befürchtet Beschaffungs-Chaos

Kritik kommt auch von Seiten der Linken, die die neue und aus ihrer Sicht überstürzt eingeführte Maskenpflicht aus sozialer Sicht für problematisch halten. "Offensichtlich hat die bayerische Staatsregierung bei ihrer Entscheidung Menschen mit geringem Einkommen nicht im Blick gehabt", kritisiert der Nürnberger Stadtrat Titus Schüller. Die Preise von bis zu fünf Euro pro Stück könnten sich viele Menschen nicht leisten, so der Politiker, der da die Stadt Nürnberg gefordert sieht.

"Das Sozialamt, das Jobcenter und die Tafeln müssen umgehend kostenfrei FFP2-Masken abgeben, um die Möglichkeit des Einkaufens und der Nutzung der Öffis für alle Menschen zu gewährleisten." Schüller fürchtet zudem ein "Chaos", weil sich binnen weniger Tage zahlreiche Menschen mit den Masken eindecken müssen.

Noch kein Engpass

In den Apotheken dagegen werden die Vorräte jedoch offenbar nicht so schnell ausgehen. Wilhelm Bouhon, Inhaber der Mohren-Apotheke an der Lorenzkirche, ist noch entspannt: "Wir haben noch einige Masken und sind gut bevorratet. Die Nachfrage war heute zwar höher, aber es laufen permanente Nachbestellungen und aktuell befürchte ich keinen Engpass." Seine Kundin Stefanie Verfürth freut sich, dass sie noch zwei Doppelpackungen bekommen hat. "Als ich heute Mittag gehört habe, dass sie ab nächster Woche zur Pflicht werden, habe ich extra noch einmal bei der Apotheke vorbeigeschaut", so die 45-jährige. "Ich pendle zwar nicht, brauche sie aber natürlich zum Einkaufen".

Auch andere Apotheken sind noch gut versorgt. Er habe derzeit noch rund 8000 Exemplare auf Lager, sagt Werner Vogelhuber, der gemeinsam mit seiner Frau in Nürnberg und Schwabach sechs Apotheken führt. "Weitere 20.000 kann ich innerhalb von 24 Stunden ordern." Zwar hat auch Vogelhuber die gestiegene Nachfrage registriert, doch mit Engpässen in der Versorgung rechnet er nicht. "Wir haben einen zuverlässigen Lieferanten."

Vor einigen Apotheken in der Innenstadt bildeten sich lange Warteschlangen.

Vor einigen Apotheken in der Innenstadt bildeten sich lange Warteschlangen. © Katja Kiesel

Wer eine FFP2-Maske nur zum Einkaufen oder für eine kurze Bahnfahrt trägt, muss sie laut Vogelhuber auch nicht nach einmaligem Gebrauch entsorgen. Nur wenn sie komplett durchfeuchtet sei oder unangenehm rieche, dürfe die Maske nicht mehr verwendet werden. Doch dass das bei einem kurzfristigen Gebrauch nicht so schnell der Fall sein wird, davon geht offenbar auch die Bundesregierung aus, die über 60-Jährige und andere Risikogruppen mit kostenlosen FFP2-Masken versorgt. Sie haben von Dezember bis Ende März Anspruch auf 15 Exemplare - laut Vogelhuber entspricht das einer Maske pro Woche.

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