Praktiker im Klassenzimmer

19.5.2009, 00:00 Uhr
Praktiker im Klassenzimmer

© Horst Linke

Waltraud Kürsten lässt gleich zum Auftakt keine Zweifel aufkommen. «Was glaubt ihr, auf welche Fächer es besonders ankommt?», fragt die Mitarbeiterin der Firma M-net Telekommunikation. Sie ist gekommen, um den 39 Jugendlichen im Klassenzimmer der Beruf Bürokaufmann/-frau näherzubringen und erläutert die einzelnen Ausbildungsstationen im Betrieb. «Mathe?», «Deutsch?» Die Schüler wissen, worauf es ankommt. Zumindest aus Sicht des Unternehmens.

100 Bewerbungen pro Lehrstelle

«Welche Noten erwarten Sie in diesen Fächern von einem Bewerber?», will ein Junge wissen. «Gute Noten braucht ihr in Deutsch und Mathe. Und gut heißt: eine Zwei.» Die Reaktionen lassen prompt Rückschlüsse zu, wo der eine oder die andere in diesen Fächern steht. «Auf diese Noten achte ich», betont Kürsten. Denn bei über 100 Bewerbungen auf eine Lehrstelle muss sie aussieben.

Noch ist es früh genug, zu reagieren. 80 Hauptschüler lassen sich bis Mittwoch Berufsfelder vorstellen. Dafür kommen sie um 17 Uhr ins Schulhaus. Seit drei Jahren bereitet Tanja Lomb diese Tage vor. Auf der Liste stehen Tierpfleger, Brandmeister, Physiotherapeut, Schreiner oder Maler- und Lackierer. Infos gibt es auch zum Schlosser, Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik oder die Medizinische Fachangestellte.

Ausprobieren ist der beste Anfang

Da trifft es sich gut, so Konrektorin Renate Bauer, dass die Schüler gerade Berufspraktika absolviert haben und jetzt weitere Bereiche kennenlernen. Theresa Rieger (14) hat sich bei Thilo Dunker ins Klassenzimmer gesetzt. Der Konditor arbeitet beim Café Mengin in Erlangen und bildet aus. Torten hat er nicht dabei, wohl aber Bücher als Anschauungsmaterial. Während nebenan ein mittlerer Abschluss gefragt ist, kommen hier Quali-Absolventen zum Zuge. Ein Junge, der ein Bäcker-Praktikum gemacht hat, zeigt Interesse. «Komm und probier es aus», ermuntert ihn Dunker.