Privater Investor soll den "Marientorzwinger" retten

Irini Paul

Lokalredaktion

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23.4.2021, 05:51 Uhr
Seit Oktober tut sich in der einstigen Traditionsgaststätte "Marientorzwinger" nichts mehr, auch die beliebte "Zwinger"-Bar ist schon lange dicht.

© Stefan Hippel, NN Seit Oktober tut sich in der einstigen Traditionsgaststätte "Marientorzwinger" nichts mehr, auch die beliebte "Zwinger"-Bar ist schon lange dicht.

Es ist ein echtes Filetstück in der Gastro-Szene. Wenn auch nur noch von der Lage und dem Ensemble her. Direkt an der Nürnberger Stadtmauer ist der "Marientorzwinger" - ähnlich wie die nur wenige hundert Meter entfernte "Restauration Kopernikus" – ein idyllisches Plätzchen in der Stadt. Doch seit November 2018 ist die einstige Traditionsgaststätte mit dem schönen Biergarten auf der Mauer dicht.

Pächter wechselten oft

Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als würde die "Tucher"-Bräu lediglich einen neuen Pächter suchen. Das wäre nichts Neues gewesen, schließlich hatte der "Marientorzwinger" alle paar Jahre einen Pächterwechsel verkraften müssen - was dem Ruf als fränkisches Traditionslokal nicht gerade zuträglich war. Begründet hatte die "Tucher" die häufigen Wechsel stets auch mit den hohen Auflagen durch den Denkmalschutz. Zuletzt hatte die Enchilada-Gruppe den "Zwinger" betrieben. Mit einem kulinarischen Angebot zwischen Schäuferle, Flammkuchen und Currywurst, Bier und Cocktails.

Doch seit der Schließung hat sich nichts mehr getan. Grund ist, dass der Marientorzwinger saniert werden muss. Und zwar eigentlich durch die Stadt. Denn das Anwesen gehört ihr, wobei das Liegenschaftsamt das Anwesen an "Tucher" verpachtet hat, die wiederum lokal an Betreiber verpachtet. Allerdings ruht das Pachtverhältnis zwischen "Tucher" und der Stadt, da das Gebäude aufgrund des baulichen Zustands nicht mehr nutzbar ist, wie Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas betont. Der Marientorzwinger sei so einfach nicht "verpachtungsfähig".

Doch eine Sanierung ist teuer, weil eben nicht nur die Küche saniert werden muss, wie es Ende 2018 noch den ersten Anschein hatte. Zudem wartet noch eine weitere Maßnahme auf die Stadt an dieser Stelle.

Statische Zwänge

Da war die Welt noch in Ordnung. Der weitläufige Biergarten mit altem Baumbestand machte im Sommer den besonderen Charme des  "Marientorzwinger" aus.

Da war die Welt noch in Ordnung. Der weitläufige Biergarten mit altem Baumbestand machte im Sommer den besonderen Charme des  "Marientorzwinger" aus. © Stefan Hippel

"Der Marientorzwinger besteht aus zwei Teilen – im Süden der Teil mit der Gaststätte, der muss aus hygienischen Gründen komplett saniert werden. Und wir haben den Nordteil, am Durchbruch der Katharinengasse. Da wird der Mauerabschluss in einer eigenen Maßnahme aus statischen Gründen saniert", so Nürnbergs Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich. Zudem werde ein Turm wieder aufgebaut, eine Grünanlage errichtet und erweitert. Am Ende soll so etwas wie ein "Stadtmauermuseum" entstehen, so Ulrich weiter.

Am südlichen Teil des Marientorzwingers kommt die Stadt nicht vorbei. Bliebe der gastronomische Bereich, von dem sich nicht nur die Stadtrats-SPD, sondern auch die CSU im Stadtparlament baldmöglichst eine rasche Widerbelebung wünschen und inzwischen entsprechende Anträge an die Stadtverwaltung gestellt haben.

Enorme Investition

Doch es ist eine enorme Investition, die sich für die Stadt als Eigentümerin bei einer gastronomischen Nutzung kaum rechnet. Und selbst wenn sie das Geld dafür aufbringen könnte und wollte, eine schnelle Lösung gäbe es auch so nicht. "Unsere Baudienststellen, die die Sanierung unter anderem planen, organisieren und ausschreiben müssten, sind auf Jahre voll ausgelastet", sagt Wirtschaftsreferent Fraas. Im Moment hätten der Bau und die Sanierung von Schulen, Horten und Kitas "absolute Priorität".


Langer Stillstand



Nach fast zehn Jahren Stillstand soll im kommenden Jahr wieder Bier im "Tucherbräu am Opernhaus" fließen.

Nach fast zehn Jahren Stillstand soll im kommenden Jahr wieder Bier im "Tucherbräu am Opernhaus" fließen. © Andrea Nash, NNZ

Die vollen Auftragsbücher der Baudienststellen und die gesetzten Prioritäten sind auch der Grund dafür, warum es Jahre dauerte, bis man endlich mit der Sanierung einer weiteren historischen Immobilie der Stadt in die Planung gehen und schließlich auch mit dem Sanieren beginnen konnte. Das "Tucherbräu am Opernhaus", das lange Zeit zu den gastronomischen Aushängeschildern der Stadt gehörte. "Es lag also nicht an einer etwa zu langsam arbeitenden Stadtverwaltung", wie Fraas betont. Es steht bereits seit 2012 leer. Immerhin erfüllte es in den vergangenen Jahren gute Dienste als Nachtasyl für wohnungslose Menschen.

Seit vergangenem Juli saniert nun das städtische Hochbauamt endlich die Immobilie am Kartäusertor 1. Die Stadt investiert dafür rund 5,3 Millionen Euro. Und es geht voran, wie Baureferent Ulrich betont: "Daran arbeiten wir seit Monaten, da stockt nichts." Im kommenden Jahr soll hier wieder Bier fließen – zehn Jahre nach der Schließung.

Stadt bleibt Eigentümerin

Aus dieser Erfahrung der langen Vorlaufzeit heraus, aber eben und vor allem aus Kostengründen, will die Stadt nun einen anderen Weg gehen und sucht nach einem privaten Investor. Dieser soll den Marientorzwinger in Erbpacht bekommen und sanieren. Der Charme an der Sache wäre für die Stadt, dass sie Eigentümerin der Immobilie bleibt, der private Investor hingegen steuerliche Vorteile nutzen könnte, etwa durch Denkmalschutzabschreibungen. Die öffentliche Hand könne dies nicht, wie Fraas betont.

Ein weiterer Vorteil sei, dass eine Sanierung mit einem privaten Investor deutlich schneller gehe, da dieser sich nicht an so viele Regularien – wie etwa das Vergaberecht - zu halten habe, wie die öffentliche Hand.

Derzeit läuft das so genannte Interessenbekundungsverfahren, auch werden bereits erste Gespräche mit Interessenten geführt, wie es heißt. "Ziel ist es, dass der Marientorzwinger weiter gastronomisch genutzt werden soll", so Fraas. Er dürfte damit vielen Nürnbergern aus der Seele sprechen.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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