Projekt zum Erhalt der Artenvielfalt: So geht es dem Leben in und auf den Rother Riesen

1.12.2020, 06:00 Uhr
Projekt zum Erhalt der Artenvielfalt: So geht es dem Leben in und auf den Rother Riesen

© Foto: Margareta Kozik

In Heideck steht einer der landkreisweit bedeutsamsten Alteichenbestände. Rund um das Schloss Kreuth können die Bäume auf eine langjährige Geschichte zurückblicken. Sie sind nicht so augenfällig wie die Eichen am Hutanger in Eysölden oder die Schnittlinger Eiche in Spalt, und doch bergen sie einen verborgenen Schatz: eine schier unglaubliche Artenvielfalt.

Eremit, Eichenbock, Hirschkäfer, Schwarz- und Buntspecht, Kleineule, Eichhörnchen, Eichelhäher und Abendsegler – alle teilen sich die großen, alten Eichen. Die einheimischen Riesen, das sind die Stiel- und die Traubeneiche, bieten Lebensraum für bis zu 1500 verschiedene Tierarten.

Daher stehen Schutz, Erhalt und Entwicklung der landkreisweit bedeutsamen Alteichenbestände im Fokus des Projektes "Erhalt von Alteichen im Landkreis Roth", das der Landschaftspflegeverband im Auftrag der Bezirksregierung umsetzt.

Von 2017 bis 2020 bot der Landschaftspflegeverband elf Gemeinden und für 367 Eichen (in 35 Beständen) Beratung und Maßnahmen zum Erhalt an. Ursprünglich war man von nur rund 100 Exemplaren ausgegangen, deren Zahl sich in Zusammenarbeit mit vielen Partnern jedoch schnell vergrößerte.

Als Teil der Biodiversitätsstrategie stellen das Land Bayern und der Bezirk Fördergelder für diese wertvollen Lebensräume zur Verfügung.

Keine andere heimische Baumart beherbergt ein größeres Spektrum an Insektenarten und Totholzkäfern. Die große Anzahl der Tierarten, die von oder auf der Eiche leben, ist mit ihrer langen Entwicklungsgeschichte zu erklären: Zwölf Millionen Jahre sind die Eichen im europäischen Raum bereits anwesend. Viele der auf alten Eichen heimischen Arten stehen heute auf der Roten-Liste, weil sie sehr selten geworden sind und in ihrem Bestand als gefährdet gelten. Manche Arten sind in ganz Europa so selten, dass man für sie Schutzgebiete, die sogenannten NATURA 2000-Gebiete ausweist. Je älter eine Eiche, desto reicher und vielfältiger der Lebensraum für Hirschkäfer, Schwarzspecht & Co.

Alte Eichen sind Zeugnis der Kultur. Wie in Heideck, wo die Bauernkinder meist froh waren, wenn sie unter den Alteichen das Vieh hüten mussten. Denn dann brauchten sie zu Hause nicht am Hof und im Stall mithelfen. Da die Schafe, Gänse, Rinder und Ziegen früher von einem Hirten gehütet wurden, spricht man auch heute noch von "Hutungsflächen". Die Eichen standen zur damaligen Zeit frei und bildeten breite Kronen, die Tier und Mensch Schatten spendeten. Erst seit Aufgabe der Beweidung siedelten sich Sträucher und andere Bäume an, die heute mit den Alten Eichen um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Da die rund 250 bis 350 Jahre alten Eichen diese Konkurrenzsituation nicht gewöhnt sind, ist es heute wichtig behutsam einzugreifen und von Zeit zu Zeit Gehölze zu entfernen.

Dies geht nur wenn alle Beteiligten zum Schutz der Alten Eichen zusammenarbeiten: Landschaftspflegeverband, Regierung, Gemeinden, Untere Naturschutzbehörde, Forst, Landesbund für Vogelschutz, Landwirte, Jagdgenossenschaften, Verbände und Privateigentümer.

Wie in Heideck engagiert man sich auch in anderen Gemeinden des Landkreises Roth für den langfristigen Schutz der Baumriesen und setzt ein Zeichen für den landesweiten Biotopverbund. So wurden im Rahmen der Initiative Kopfeichen in Hilpoltstein gepflegt, ein Eichenwald in Allersberg darf nun in Ruhe altern, Eysöldens alte Huteeichen stehen nun in blühenden Wiesen und von der Schnittlinger Eiche kann man wieder in das Spalter Hügelland blicken. Sowohl die acht Eichen rund um das Schloss Kreuth in Heideck, als auch Eysöldens alte Huteeiche und die Schnittlinger Eiche sind von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Roth ausgewiesene Naturdenkmale, die zwei Mal pro Jahr begutachtet und bei Bedarf auch gepflegt werden.

Erstmalig im Jahr 2020 setzte eine professionelle Fotografin die Baumriesen in Szene, ein renommierter Kartierer nahm die Tierwelt der Käferarten in und an den Alten Eichen unter die Lupe. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet.

INFOWer bei seiner Eiche im Landkreis Unterstützung wünscht oder weitere Alteichen für das Projekt melden möchte (ab 60 bis 70 Zentimeter Durchmesser), kann sich an Nicole Menzel vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken wenden. Telefon (0981) 4653 3527, Mail: menzel@lpv-mfr.de

Keine Kommentare