Rad-Korso am Frankenschnellweg: 400 Klima-Aktivisten wollen Verkehrswende

13.11.2020, 19:21 Uhr
"Die Intensivbetten der Erde sind längst belegt", steht auf einem der Plakate der Demonstranten.

© Stefan Hippel, NNZ "Die Intensivbetten der Erde sind längst belegt", steht auf einem der Plakate der Demonstranten.

Jemand hat auf dem Boden unzählige Kreuze gemalt. Mit bunter Straßenkreide. Im Abstand von nahezu exakt 1,5 Meter liegen die Zeichen voneinander entfernt. Es sind Markierungen für jeden der Teilnehmer, die, ausgestattet mit Mund-Nase-Schutz, nach und nach mit Fahrrädern auf dem Kornmarkt ankommen. Denn Fridays for future hat nach der Auftaktkundgebung am heutigen Abend zu einer Fahrraddemo durch die Stadt aufgerufen. 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen. "Würdet ihr euch bitte jeweils auf ein Kreuz stellen", weist eine Ordnerin an. "Und cool, dass ihr da seid", schiebt sie nach.

Zu gefährlich, zu starke Verkehrsbehinderung

Teil des Tourenplans ist auch die Fahrt auf einem 750 Meter langen Abschnitt des Frankenschnellwegs, sagt Sebastian Böhm, einer der Veranstalter. Doch das städtische Ordnungsamt hatte den Aktivisten Anfang der Woche einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zu gefährlich, zu starke Verkehrsbeeinträchtigung, lautete die Begründung. Doch dabei wollten es die Veranstalter nicht belassen. Sie klagten. Erst vor dem Verwaltungsgericht in Ansbach. Ohne Erfolg. Dann gingen sie in die nächste Instanz, zogen vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München. "Dort haben wir recht bekommen, heute ganz frisch kam die Entscheidung", freut sich Böhm. Eine Auflage hat ihnen der BayVGH aber gemacht: Die Fahrraddemo muss zügig auf dem Schnellweg voran kommen.

Soweit die Formalien. Hans Luntz vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) ergreift bei der Auftaktveranstaltung das Wort. Er spricht von einer "Lebensgefahr" für jeden Radfahrer, der von St. Leonhard in die Nürnberger Südstadt kommen will. "In dieser Ecke gibt es keine Radverkehrsverbindung", schimpft der stellvertretende Vorsitzende des VCD Nürnberg. Kritik übt er auch an den Plänen für den Frankenschnellweg, die der städtische Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) nach 20 Jahren heute noch nicht fertig habe. In 13 Jahren werde der Ausbau des Frankenschnellwegs frühestens fertig sein - sofern dieser überhaupt komme. Bis dahin, so Luntz, soll der Radwegeausbau etwa in der Fürther Straße warten. "Das ist einfach unzumutbar."

"Noch neun Personen in Haft"

"Klima schützen ist kein Verbrechen", sagt auf der Bühne Aktivist Nico. Er schlägt einen Bogen zur Rodung im Dannenröder Wald in Hessen. Auch hier soll eine Autobahn gebaut werden, deren Pläne schon vor 60 Jahren ihren Anfang nahmen, sagt er. "Bei den Protesten im Dannenröder Wald, einer genehmigten Kundgebung, sind einige Teilnehmer inhaftiert worden. Nach meiner Kenntnis sind heute noch neun von elf Personen in Haft", behauptet er.

Für die Veranstalter von Fridays for future ist klar: "Statt den Verkehr endlich vom motorisierten Individualverkehr auf Bus, Bahn und Rad umzustellen, wird die schädliche Infrastruktur sogar noch ausgebaut. Der Ausbaustopp des Frankenschnellweges gehört deswegen zu unseren Kernforderungen."

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