Radl-Rambos und Fahrrad-Flegel sollen bluten

9.8.2012, 06:10 Uhr
Ein Hamburger Polizist schreibt einen Radfahrer auf, der eine rote Ampel missachtet hat. Die Hansestadt leitet die Bund-Länderkommission, die den Bußgeldkatalog überarbeitet.

© dpa Ein Hamburger Polizist schreibt einen Radfahrer auf, der eine rote Ampel missachtet hat. Die Hansestadt leitet die Bund-Länderkommission, die den Bußgeldkatalog überarbeitet.

Rüpel-Radfahren geht es an den Kragen. Unter Führung der Hamburger Innenbehörde ist eine Arbeitsgruppe des Bundes und der Länder gerade dabei, den Bußgeldkatalog für Fahrradfahrer zu verschärfen. Viele Experten kritisieren, dass die bisherigen Verwarngelder zwischen fünf und 35 Euro keine abschreckende Wirkung haben.

Pro: Härtere Strafen? Na endlich!

Contra: Radler sollten unterstützt und nicht verängstigt werden

Höhere Bußgelder für Radfahrer? Ihre Meinung ist gefragt.

So werden für freihändiges Fahren lediglich fünf Euro fällig, Fahren ohne Licht kostet ebenso wie in der Fußgängerzone 10 Euro, telefonieren ohne Freisprecheinrichtung 25 Euro. Autofahrer sühnen dasselbe Vergehen mit 40 Euro und einem Punkt in Flensburg. Im Herbst soll über das Bundesverkehrsministerium über die Vorschläge entscheiden.

In einer Dekra-Studie beklagen drei Viertel aller Befragten, dass sich Radfahrer häufig über die Vorschriften hinwegsetzen. Selbst wenn man häufige Radler befragt, ändert sich diese Einschätzung kaum. Gefährlicher werden die Straßen deswegen jedoch nicht. In Nürnberg liegt die Zahl der Unfälle mit Radfahrern in den vergangenen Jahren relativ konstant zwischen 700 und 750. Allerdings  sind die Radler bei zwei Drittel dieser Unfälle die Verursacher.

 

 

Jens Ott, Vorsitzender des ADFC Nürnberg, hält nichts von dem Hamburger Vorstoß. Er vermutet einen populistischen Vorstoß und für eine Erhöhung der Bußgelder keinen triftigen Grund erkennen. "Die Bußgelder für Radfahrer sind bewusst geringer gehalten, weil die Folgen nach einem Unfall ebenfalls geringer sind." Zwar sei die Anzahl der Rad-Unfälle in der letzten Zeit gestiegen, das liege aber daran, daran, dass mehr Leute mit dem Zweirad unterwegs seien. "Es gibt keine Gründe, die Bußgelder zu erhöhen."

2400 Kontrollen pro Jahr

Die Arbeitsgruppe will nur die Verwarngelder bis 35 Euro in Angriff nehmen. Die darüber beginnenden Bußgelder, zum Beispiel 45 Euro für das Überfahren einer roten Ampel, sollen nicht angerührt werden. Der ADAC ist schon mal skeptisch. Auch diese erhöhten Beträge würden nicht wirklich weh tun, so ein ADAC-Sprecher. Effektiver wären eine bessere Aufklärung und vor allem mehr Kontrollen.

Die Polizei in Nürnberg spricht jährlich rund 2400 Verwarnungen aus. Die Beamten bringen durchschnittlich 50 Vergehen nach Kontrollen zur Anzeige. Diese führt sie hauptsächlich in der Fußgängerzone durch, entsprechend ist Fahren in diesem Bereich auch das häufigste Delikt.

 

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