«Rangers» wachten zuerst auf

14.6.2010, 00:00 Uhr
«Rangers» wachten zuerst auf

© Zink

Vor einer imposanten Kulisse von über 600 Zuschauern wollen die Spieler viel und bringen, vor allem in der ersten Hälfte, denkbar wenig. Das Ergebnis ist ein unansehnliches Mittelfeld-Geplänkel, angereichert mit diversen kleineren Fouls und gewürzt mit Fehlpässen en masse. Willi Windirsch sieht’s nach guten 20 Minuten noch gelassen. »Wir wussten, dass es nicht leicht wird, die Enttäuschung aus den Köpfen zu bekommen. Gegen Flügelrad haben wir uns einiges ausgerechnet. Jetzt müssen wir halt die ,Rangers‘ schlagen«, erklärt der Abteilungsleiter des VfL.

Leichter gesagt als getan. Die Spieler meiden die Strafräume wie der Teufel das Weihwasser. Ab der 30. Minute erarbeitet sich der VfL ein leichtes Übergewicht. Markus Rusnak und Sven Kiefer kurbeln das Spiel an. Christoph Drescher rackert in der Spitze. Dies wiederum ruft die Unmut der zahlenmäßig überlegenen »Rangers«-Schlachtenbummler hervor. »Ihr steht bloß rum und schaut«, heißt es Richtung Mannschaft. Doch der Angriffswirbel aus Langwasser erschöpft sich schnell wieder. Unter dem Strich gibt es zwei leidlich gefährliche Weitschüsse.

Nach dem Wiederanpfiff scheint nur die Pausenpredigt von ESV-Coach Christian Hüttl gewirkt zu haben. Seine Elf legt los wie die Feuerwehr und erarbeitet sich Chancen im Halbminuten-Takt. Zuerst hebelt Robert Dockter den Ball knapp über das Gehäuse. Dann hat Sturmführer Mark Wolf zwei Hundertprozentige hintereinander. Nach einem genialen Pass von Andreas Ochota steht Wolf mutterseelenallein vor Torwart Maximilian Schmidt. Den schießt er zuerst an, den Abpraller setzt der Glücklose an den Außenpfosten.

Ein solches Liegenlassen von Großchancen hat andere Partien schon gekippt. Nicht so diesmal. In der 52 Minute tankt sich der starke Ochota durch und schiebt den Ball flach und unhaltbar ins rechte Eck. Das Tor feiern die Zuschauern mit einem einsamen Böller. Diese Aktion wiederum zieht den Unmut des ansonsten umsichtig pfeifenden Unparteiischen Sven Laumer nach sich. Doch der Knall weckt offensichtlich die Kicker des VfL Nürnberg aus ihrer Schockstarre. Langsam fangen diese wieder an, am Spiel aktiv teilzunehmen. Das zurückliegende Team erarbeitet sich eine Reihe an Chancen, die jedoch teilweise dilettantisch verstolpert werden. Das Fehlen des gesperrten Torjägers Namik Meibullaev kann man nicht kompensieren.

Nach ungefähr einer Stunde fängt das Spiel an, in Richtung »rustikal« umzuschlagen. Schmerzverzerrte Gesichter gibt es im Minutentakt, Schiri Laumer belässt es meist bei Ermahnungen. Dann eine Überraschung von ESV-Trainer Hüttl. Er nimmt mit Ochota den besten Mann aus dem Spiel. Da wollen die VfL-Verantwortlichen offensichtlich nicht zurückstehen und wechseln mit Drescher ihren agilsten Angreifer aus.

In der 80. Minute reichen drei Stationen, um die endgültige Entscheidung herbeizuführen. Ein präziser Abschlag von VfL-Torwart Arthur Ockert findet Robert Dockter. Dieser passt punktgenau auf Außenstürmer Michael Osiecki. Eine Körpertäuschung, und der Ball liegt zum zweiten Mal im VfL-Gehäuse. Der Rest ist mehr oder weniger ein Schaulaufen ohne Feindberührung. Nach dem Schlusspfiff ist Trainer Hüttl die Erleichterung deutlich anzusehen: »Meine Mannschaft ist erst nicht richtig ins Spiel gekommen. Es dauerte lang, bis der Schalter umgelegt werden konnte. Wir freuen uns sehr, endlich wieder Kreisliga spielen zu können. Für die kommende Saison heißt die Marschroute: Schnell viele Punkte sammeln und dann schauen, was am Ende dabei rauskommt.«

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