Rasende Raritäten, passionierte Tüftler

3.4.2012, 00:00 Uhr
Rasende Raritäten,  passionierte Tüftler

Bereits morgens um 9 ist die Klasse G auf der Strecke – BMW M3 und BMW 330i, Opel Corsa, Audi S3 und Porsche Cayman – seriennahe Fahrzeuge, bei denen nur kleinere Veränderungen am Fahrwerk und bei den Sicherheitseinrichtungen erlaubt sind. Diese müssen der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) entsprechen und TÜV-legalisiert sein.

Rasende Raritäten,  passionierte Tüftler

© Sportfoto Zink

Ab 11 Uhr heißt es Bahn frei für die Klasse F – die mildeste Tuningstufe mit Änderungen, die im wesentlichen gemäß der StVZO sind und TÜV-legalisiert. Eine Zulassung ist nicht unbedingt erforderlich. Wenn keine vorhanden ist, dann reist das Auto mit dem Hänger an. Mehr noch als bei der Gruppe F darf bei der Gruppe H (Hobby) in die Substanz des Fahrzeuges eingegriffen werden. Unter anderem entscheidet der Teilnehmer, ob er mit Slicks (profillose Reifen) fährt, mit nagelneuen Reifen oder irgend etwas dazwischen. Alles das macht die Gruppe H für Fahrer und Zuschauer so interessant. Um ein konkurrenzfähiges Fahrzeug zu erstellen, braucht es neben genügend Taschengeld auch technischen Sachverstand und Kreativität.

Die größte Freiheit haben die Autoschrauber in der Gruppe FS (Freestyle) Da bleibt von einem Serienfahrzeug kaum mehr etwas übrig. Jedoch auch hier ist, wie bei allen anderen Fahrzeugklassen, die Sicherheitstechnik penibel vorgeschrieben: Sitze, Gurte Überrollkäfig, Feuerschutzwand, Feuerlöscher. Was für den Laien so locker daherkommt, folgt in Wirklichkeit einem strengen Regelwerk, dessen Beachtung vom Veranstalter peinlich genau kontrolliert wird.

Rasende Raritäten,  passionierte Tüftler

Für die Freestyler geht’s ab 13 Uhr los. Vorher ist erst mal Mittagspause. Pause? Von wegen. Jetzt laufen die „Renn-Taxis“. Wer will, kann als Beifahrer erleben, wie es ist, mit 120 Sachen über den Parcours zu fegen.

Karin Rauh ist wild entschlossen, schließlich hat sie bereits Formel-1-Erfahrung – als Zuschauerin. Schutzhelm auf, denn ohne ihn geht gar nichts auf der Slalomstrecke, und rein ins Vergnügen. Die weiße C-Kadett-Limousine mit Bernd Wensauer am Steuer schießt mit aufheulendem Motor und quietschenden Pneus los, zick-zack durch die Tore, rast auf die Kurve zu, schlingert. Gleich wird sie aus dem Kurs getragen! Aber nein, sie prescht mit unverminderter Geschwindigkeit durch die Tore. Kaum zwei Minuten, und der Spuk ist vorbei. Karin Rauh steigt aus dem Auto. Kreidebleich? Keineswegs. „Affengeil“ sagt sie. „Am liebsten würde ich gleich nochmal mitfahren. Das war noch nicht richtig schnell.“

Birgit Wensauer, die Frau des Piloten, steht derweil gelassen am Start. Seit vier Jahren fährt das Ehepaar Automobil-Renn-Slaloms. „Wir haben Benzin im Blut, unsere Väter sind schon gefahren.“ Die Erfahrung des Limits, wann bricht das Fahrzeug aus, das sei das Reizvolle an dem Sport. Rambos sind auf der Strecke nicht gefragt. Wer sein Fahrzeug blitzschnell und geschickt um die Pylonen herumbewegen will, muss es perfekt beherrschen. Die Hütchen kommen Schlag auf Schlag auf das Fahrzeug zu. Sowie der Pilot das Tor angefahren hat, konzentriert er sich im Bruchteil einer Sekunde auf das nächste.

Rasende Raritäten,  passionierte Tüftler

Willy Schoberts Slalom sieht eher aus wie eine Spazierfahrt. Trotzdem ist er hinterher ordentlich geschlaucht. „Ganz schön schwierig fürs erste Mal“, sagt er. „Wir müssen noch viel machen am Fahrzeug.“ Wenig später hängt ein roter Opel Corsa mit Stufenheck am Abschlepphaken. Ein Wimpernschlag ohne volle Konzentration beim Slalom der Fahrzeugklasse H, und die Rarität war in der Leitplanke gelandet. Dem Piloten ist nichts passiert.

Der Automobil-Slalom ist Familiensport geworden. Bei den Mitgliedern des 1. NAC sind alle Altersstufen vertreten. Hans Rosbach ist 86 und als Organisator beim Slalom mit von der Partie. Weil Kinder nicht in den „Renn-Taxis“ mitfahren dürfen, chauffiert der Vorsitzende des 1. NAC, Rennleiter Rudolf Huttner, seinen sechsjährigen Enkel Steve sowie den siebenjährigen Alexandros und den neunjährigen Tom höchstselbst. Die drei sind hin und weg: „Aufregend, voll cool, die Geschwindigkeit!“
 

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