Raus aus der Baracke: Hier zieht jetzt Nürnbergs Polizei ein

20.11.2014, 05:59 Uhr
Ein lichtdurchflutetes Atrium bricht das Gebäude auf. Stephan Buchner hat den Umzug der Inspektion organisiert.

© Eduard Weigert Ein lichtdurchflutetes Atrium bricht das Gebäude auf. Stephan Buchner hat den Umzug der Inspektion organisiert.

Die Parkplätze sind noch nicht gepflastert, Kabel hängen aus den Wänden. In den Haftzellen im Keller sind die Toiletten nicht montiert. Es gehört Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass am Dienstag alles fertig ist.

„Wir sind optimistisch“, verlautet es aus dem Staatlichen Bauamt. Zweckoptimismus pur, denn das Umzugsunternehmen ist bestellt. Am Dienstag rücken die ersten Lkw an. Rund 800 Kartons und 80 Rollcontainer werden von der Gartenstadt nach Langwasser gefahren. Darin: Akten, Computer und persönliche Habseligkeiten.

Der Umzug ist keiner wie jeder andere. Die Inspektion Süd kann nicht einfach zusperren, der Dienst muss weitergehen. Polizisten einer anderen Einheit gehen deshalb während des Umzugs zusätzlich auf Streife, damit die Inspektion einsatzfähig bleibt. Der Plan sieht so aus: Die alte PI Süd in der Saarbrückener Straße ist am Dienstag bis 13 Uhr besetzt. Danach wird der Schalter umgelegt, dann soll der Betrieb über die Oppelner Straße 229 laufen. Dann werden auch die Telefone umgestellt.

Wer die alte Wache in der Gartenstadt kennt, die zuletzt eher an eine Baracke erinnerte, der wähnt die Polizisten ab sofort im Luxusdomizil. Wobei „Luxus“ relativ ist. Denn im Neubau sind Standards verwirklicht worden, die andere Inspektionen längst haben: scheinbar banale Dinge wie funktionierende Duschen, geräumige Umkleiden, großzügige Büros und Aufenthaltsräume. Sogar Legehennen hätten mehr Platz als die Beamten in der alten Inspektion Süd, sagen Leute, die die Verhältnisse kennen.

Neubau kostet 10,7 Millionen Euro

Der kompakte Stahlbetonbau, der vom Berliner Architekturbüro Geier und Maass entworfen wurde, lässt selbst an trüben Novembertagen viel Licht herein. Das Passivhaus hat eine gläserne Decke und ist im Innern mit einem lichtdurchfluteten Atrium aufgebrochen. Dieses windet sich wie eine Spirale nach oben. Dadurch entstehen Terrassen auf den einzelnen Etagen.

Darum herum gruppieren sich die Räume. Das Zimmer des Chefs ist schallisoliert, damit kein Wort nach draußen dringt. Der Waffenraum ist elektronisch gegen Einbruch gesichert. Die Fenster an der Wachzentrale sind schusssicher, und der schlichte Raum mit dem sperrigen Namen „Jugendverwahrraum“, in dem Jugendliche in Gewahrsam genommen werden, ist verglast, damit die Polizisten die Insassen im Blick haben.

10,7 Millionen Euro kostet der Neubau laut Bauamt, etwas mehr als geplant. Dem Spatenstich ging ein jahrelanger Kampf voraus. „Wir freuen uns wirklich sehr“, sagt Klaus Wild, stellvertretender Leiter der Inspektion. Die derzeit 150 Polizisten der Wache sind für 170.000 Einwohner im Stadtsüden zuständig. Ab 2015 werden Fischbach, Brunn, Netzstall und Birnthon dann auch nicht mehr von der Inspektion Ost betreut, sondern von der Inspektion Süd, weil die näher liegt. Die PI Süd ist auch in Zukunft unter der Nummer (0911) 9 48 20 erreichbar. Sollte die Telefonverbindung während des Umzugs gestört sein, dann einfach die 110 wählen.

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