,Regenbogen-Gaudi‘: Homosexuelle feiern CSD

28.7.2009, 00:00 Uhr
,Regenbogen-Gaudi‘: Homosexuelle feiern CSD

© Hippel

Zu einem weiteren Flaggenstreit soll es nicht kommen. Also prüft Oberbürgermeister Ulrich Maly gerade, ob es «irgendeine städtische Beflaggungsordnung» gibt, die gegen die geplante Geste spricht. Sollte das nicht der Fall sein, wird sich «sicherlich ein Fahnenmast am Rathaus finden». Daran wird dann - solange in Nürnberg der Christopher-Street-Day (CSD) gefeiert wird - die «Regenbogenfahne» wehen. Als sichtbares Zeichen, dass die Stadt die Ziele der Schwulen und Lesben unterstützt.

Ziele der Homosexuellen

Zu diesen Zielen gehört die völlige eheliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren - bislang ist es Homosexuellen lediglich möglich, ihre Verbundenheit in Form einer «eingetragenen Lebenspartnerschaft» deutlich zu machen. Das soll sich ändern, einen entsprechenden Gesetzentwurf treiben insbesondere die Grünen voran.

Homosexuelle sollen außerdem uneingeschränktes Adoptionsrecht erhalten - bislang ist es ihnen nur möglich, Stiefkinder zu adoptieren. Oder: Artikel 3 des Grundgesetzes soll ergänzt werden um den Passus, dass niemand wegen seiner sexuellen Identität diskriminiert werden darf. Dies führte laut Ralph Hoffmann vom schwul-lesbischen Zentrum «Fliederlich» auch dazu, dass dies bei Flüchtlingen als Fluchtgrund anerkannt würde.

CSD findet zum 12. Mal statt

Es gibt also genügend politische Forderungen, um zur Demonstration aufzurufen, in Nürnberg mittlerweile zum zwölften Mal. Das CSD-Motto in diesem Jahr: «in Bewegung». Wenngleich aus Homosexuellensicht noch manches im Argen liegt, ist andererseits schon vieles erreicht worden - so müssen Homosexuelle in Bayern ab August nicht mehr den Weg über einen Notar gehen, um ihre Lebenspartnerschaft eintragen zu lassen. Sie können direkt zum Standesamt. Dort wird es aber keinen «schwulen Freitag» oder ähnliches geben, wie Maly betont. «Wir haben uns für absolute Gleichbehandlung entschieden.»

Historische Straßenschlacht mit der Polizei

Seinen Ursprung hat der CSD im 28. Juni 1969. Damals gab es in der New Yorker Christopher Street einen Aufstand durch die Homosexuellen. Der Gängeleien durch die Polizei überdrüssig, begannen sie, sich zu wehren, es kam zu Straßenschlachten. Der CSD erinnert an jenen Tag, «schrill und selbstironisch», wie es Maly nennt, der mit Christine Stahl von den Grünen die CSD-Schirmherrschaft übernahm. Das Programm: Zum Auftakt wird am morgigen Mittwoch, 29. Juli, ab 19.30 Uhr im Filmhauskino ein Film über den CSD in Jerusalem gezeigt. Am Freitag, 31. Juli, wird bei Fliederlich (Breite Gasse 76) diskutiert. Auf dem Podium: Vertreter der wichtigsten politischen Parteien.

Am Samstag zieht ab 13 Uhr die CSD-Demo vom Berliner Platz zum Jakobsplatz, wo bis 21 Uhr ein Straßenfest gefeiert wird. Ab 22 Uhr ist CSD-Party in der Diskothek «Nachtpalais». Am Sonntag startet um 10 Uhr an der Lorenzkirche eine Stadtführung mit dem Titel «Homosexuelle unter dem Hakenkreuz»; ab 11.30 Uhr ist ökumenischer Gottesdienst in St. Lorenz; und nachmittags soll es auf dem Hans-Sachs-Platz noch etwas «Regenbogen-Gaudi» geben.