Rennweg: Dicke Luft belastet das Kinderhaus "Mammut"

28.5.2014, 07:00 Uhr
Rennweg: Dicke Luft belastet das Kinderhaus

© Jo Seuß

Auf den ersten Blick scheint im Familienzentrum Mammut, das die Stadt Nürnberg 2012 für fast acht Millionen Euro errichten ließ, alles in Ordnung zu sein. Das zweigeschossige Gebäude zieren freundliche gelbe, orangene und rote Farbflächen sowie silberne Metallgitter, die verschoben werden können. Draußen laden mehrere Spielflächen samt einer großen Kletterrutsche in Form eines Mammuts zum Toben ein. Drinnen sorgen jede Menge Fenster für viel Licht — aber eben auch für gehörig Wärme in den Räumen auf der Südseite.

Über 30 Grad Celsius wurden jetzt schon im Mai gemessen. Vergangenen Sommer sei es so heiß und stickig gewesen, dass die Gruppen vier Monate in kühlere Räume geflüchtet seien, sagt Jörg Bittlinger, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats im „Mammut“-Komplex. Da es Begehungen, Gespräche und Versprechungen gegeben habe, sei man ruhig und kooperativ geblieben. Unter „Anlaufschwierigkeiten“ nahm man auch mehrfache Personalwechsel und zusätzliche Konzepttage des Trägers, der Kinderhaus gGmbH, in Kauf.

Man habe auf Besserung gehofft, heißt es im zehnköpfigen Elterngremium. Doch die Mängelliste blieb lang: keine ausreichende Entlüftung der Räume auf der Südseite im zweiten Stock, zu viele Außenflächen ohne Schatten, ein ungeeigneter Spielplatz für Krippenkinder und unzureichender Schallschutz im Treppenhaus.

Offener Brief an OB

In einem offenen Brief an OB Ulrich Maly, die Stadtratsfraktionen und die betreffenden Behörden will der Gesamtelternbeirat nun auf die Problematik aufmerksam machen. Das Fass zum Überlaufen haben aber nicht nur unerfüllte Zusagen gebracht, sondern vor allem eine für September geplante Nutzungsänderung, die im Hintergrund von Kinderhaus und Jugendamt bereits beschlossen worden ist. Denn weil von den 100 Kindergartenplätzen nur 70 besetzt sind, zugleich der Bedarf beim Hort sehr hoch ist, gibt es im „Mammut“ abgesehen von unverändert 24 Krippenplätzen ab September 76 statt 50 Hortplätze und nur noch 74 Kindergartenplätze.

Wegen der vielen ungelösten Probleme ist der Gesamtelternbeirat „geschockt“ von diesem Ansinnen. Durch die Veränderungen würde es künftig keine kühleren Ausweichräume mehr für die Kindergartengruppen im ersten Stock geben. „Sehr verärgert“ sind Bittlinger & Co. über den Umstand, dass sie „vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“, ohne dass vorher konkret über die Veränderung geredet wurde.

Stefan Dürr, einer der beiden Geschäftsführer der Kinderhaus gGmbH, räumt ein, dass es wirtschaftliche Gründe für die Erhöhung des Hortkontingents gibt. Beim Beheben der Raumluft- und Hitzeprobleme sieht er die Stadt als Bauherrn in der Pflicht. Angeregt hat er den Einbau einer Lüftungsanlage. Das Hochbauamt hält gezieltes Lüften der Räumlichkeiten ab dem frühen Vormittag für ausreichend.

Durchzug und Frischluft

Während Kinderhaus-Mitarbeiter jetzt regelmäßige Temperatur-Messungen durchführen müssen, gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wie das Problem noch gelöst werden könnte. Im Hochbauamt wird über den Einbau von zwei Querstäben nachgedacht, um das Sicherheitsproblem bei den Fenstern im laufenden Betrieb zu beseitigen. Pädagogen sehen aber trotzdem die Gefahr, dass Kinder über Podeste hochklettern und abstürzen könnten. Aus diesem Grund werden die meisten Fenster tagsüber nur gekippt, was für zu wenig Durchzug und Frischluft sorgt.

Klar ist: Die Lage ist angespannt, doch Christian Rester vom Jugendamt verteidigt die Erhöhung der Hortplätze: „Es verliert niemand etwas, wir sehen eine Optimierung des Hauses“. Zudem hat der Träger aus seiner Sicht „viel getan“.

Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum sichert immerhin zu, dass Anfang August im Außenbereich ein weiteres Spielgerät und bis Mitte September noch zwei Sonnensegel installiert werden. Der Gesamtelternbeirat bleibt vorerst skeptisch und sieht das Vertrauensverhältnis erschüttert. Man hofft nun auf die Hilfe der Politik, damit im „Mammut“ endlich Ruhe einkehrt.

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