Rote Rosen gehen weg wie die warmen Semmeln

14.2.2009, 00:00 Uhr
Rote Rosen gehen weg  wie die warmen Semmeln

© Gerullis

Bei «Blumen Pfann« in der Ostendstraße 206 ist schon einen Tag vor dem Valentinstag die Hölle los. Die Kunden stehen dicht an dicht. Und doch geht es ganz entspannt zu. Alle warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Etliche holen ihre bereits vorbestellten Sträuße ab oder wählen unter den bereits gebundenen aus. Andere lassen sich beraten.

Bereits am frühen Morgen haben Marion und Georg Pfann und ihre Mitarbeiterinnen alle Schnittblumen und das Beiwerk vorbereitet. Zwischen drei und fünf Minuten dauert es, bis ein Strauß gebunden ist.

Die Renner des Tages sind einzelne langstielige samtrote Rosen. Sie gehen weg wie die warmen Semmeln. 400 Stück hat Georg Pfann fürs erste geordert, dazu in etwa die gleiche Anzahl an kurzstieligen Rosen. Sollten sie nicht reichen, muss sein Vater Fritz losfahren und Nachschub organisieren. Vor einigen Jahren habe ein Herr gleich 60 langstielige Rosen mit großen Köpfen gekauft, erinnert sich Georg Pfann. Sie sind besonders bei jungen Männern en vogue, ungeachtet dessen, dass aufgrund der Jahreszeit und der erhöhten Nachfrage zum Valentinstag der Preis dafür mit 3,20 bis fünf Euro heftig ins Kraut schießt.

Trotz der kriselnden Wirtschaft wollen 34 Millionen Deutsche auch in diesem Jahr am Valentinstag ihr Herzblatt wieder beschenken und dafür im Durchschnitt 24 Euro ausgeben. Das ergab eine repräsentative Umfrage von VTNS Infratest unter 2000 Menschen. Besonders in der jüngeren Generation der 30- bis 39-Jährigen ist der Valentinstag sehr populär. Zirka 77 Prozent von ihnen nehmen ihn zum Anlass, um ihren Liebsten ein Geschenk zu machen. Ganz anders die Generation 60plus. Hier sind es nur knapp 45 Prozent. Am beliebtesten sind nach wie vor die klassischen Blumen (77 Prozent), gefolgt von Süßigkeiten (63 Prozent). Damit liegen Georg und Marion Pfann voll im Trend. «Meine Frau bekommt einen bunt gemischten Strauß«, sagt er. Und sie hat in den Strauß für ihren Mann großzügig Süßigkeiten hineingebunden.

«Natürlich stehen die rote Rosen für die Liebe«, sagt Marion Pfann. «Aber auch weiße Rosen sind wegen der edlen Farbe und Eleganz sehr gefragt.« Sie drücken ebenfalls Hochachtung und Liebe aus. Als Alternative für die teuren Rosen empfiehlt die Floristin Frühjahrsboten aus ihrer Gärtnerei im Knoblauchsland: Tulpen, Primeln, Narzissen und Hyazinthen. Goldgelbe Töne erinnern an Sonne und Licht. Die Farbe Blau bedeutet Treue. Orchideen symbolisieren Reichtum und Wertschätzung, aber auch Fruchtbarkeit und Kindersegen.

Ob die Dame den besonders üppigen Strauß, den ihr geschiedener Mann mit viel Bedacht für sie ausgesucht hat, in seinem Sinne interpretiert hat, ist nicht überliefert. Marion Pfann jedenfalls wünscht es ihrem Kunden.

Während des Jahres kaufen hauptsächlich Frauen Blumen. Heute jedoch ist der Laden ganz in Männerhand und der Absatz etwa zweieinhalb Mal so hoch wie an gewöhnlichen Verkaufstagen. Zwischen 200 und 250 Kunden frequentieren zum Valentinstag das Geschäft von Marion und Georg Pfann, einer Gärtnerdynastie, die bis in das Jahr 1904 zurückreicht.

Vor 105 Jahren eröffnete Fritz Pfann in der Winklerstraße seine erste Samenhandlung. Heute werden im Betrieb seines Urenkels vier- bis fünftausend Tulpen verarbeitet. «So ein Strauß mit Frühlingsblühern hält eine Woche«, sagt Georg Pfann. Allerdings sollte man ihn nicht neben einer Obstschale platzieren. Die Früchte geben das Reifegas Ethylen ab. Das bewirkt, dass Blüten und Blätter schneller welken.

«Wissen Sie eigentlich woher der Valentinstag kommt«, fragt seine Frau zwischendurch. Der Legende nach geht der Tag der Liebenden auf Bischof Valentin von Terni zurück. Er soll Verliebte christlich getraut haben, darunter Soldaten, denen nach damaligem kaiserlichen Befehl eine Heirat verboten war. Und er soll ihnen Blumen aus seinem Garten geschenkt haben.

Die vor ihm geschlossenen Ehen standen, wie es heißt, unter einem glücklichen Stern. Valentin aber starb am 15. Februar 269 als Märtyrer. Er wurde wegen seines christlichen Glaubens enthauptet.

US-Soldaten brachten nach dem Zweiten Weltkrieg den Brauch nach Deutschland. 1950 veranstaltete man in Nürnberg den ersten «Valentinsball« und der Valentinstag wurde so offiziell eingeführt.

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