Rundgang durch Nürnberger Stoffläden

8.5.2009, 00:00 Uhr
Rundgang durch Nürnberger Stoffläden

© Uwe Niklas

Neben bunten Baumwollstoffen und Literatur findet sich in ihrem Laden Zubehör rund ums kreative Handarbeiten. Der große Teil kommt aus der Region, es gibt aber auch Touristen, die im Internet auf das Fachgeschäft aufmerksam wurden. Wer nicht über das Internet und dazugehörigen Online-Shop auf die 52-Jährige aufmerksam geworden ist, hat vielleicht eine Visitenkarte auf einer der vielen Messen mitgenommen, auf der Gerda Petry ihre Stoffkunstwerke regelmäßig zeigt. «Ich häng‘ an der Nadel«, sagt sie lachend und zeigt, wie sie aus vielen kleinen Stoffquadraten farblich harmonische Bilder gestaltet. Am liebsten lässt sich die Veitsbronnerin von Kunstwerken des Österreichers Friedensreich Hundertwasser inspirieren.

Vor über zehn Jahren fing Gerda Petry bei einem Volkshochschul-Kurs mit dem Quilten an, widmete mehr und mehr Zeit diesem Hobby und machte es 2003 schließlich zum Beruf. Nach einer Kinderpause konnte sie nicht mehr in ihrem alten Beruf als Molkereilaborantin arbeiten und eröffnete das Geschäft.

Stoffgeschäftsinhaberin aus Leidenschaft ist auch Carmela Gambato. Die gebürtige Sizilianerin kommt aus einer regelrechten Schneiderinnen-Dynastie und hat schon als junges Mädchen ihre Puppen mit Selbstgenähtem ausstaffiert. Nachdem ihre drei Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, erfüllte sich die gelernte Schneiderin ihren Lebenstraum und eröffnete «La Stola« am Hallplatz. Exklusive Stoffe italienischer Designer liegen im Schaufenster. Ihre Kundinnen sind vorwiegend Frauen mit gesellschaftlichen Verpflichtungen: Ob für den Opernball oder eine prunkvolle Hochzeit: Die Damen lassen sich aus den Stoffen von Frau Gambato vom Schneider edle Roben anfertigen, oder greifen selbst zur Nähmaschine. «Wer über fünfzig ist und keine Figur wie eine Barbie-Puppe hat, tut sich schwer, ein passendes Abendkleid zu finden«, so die Erfahrung der Geschäftsinhaberin.

Seit 2002 führt sie ihren Laden, der vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt wurde, und sogar Schneider aus Regensburg und Würzburg anzieht. Ihr Geheimnis sei ihre erlesene Auswahl, meint Carmela Gambato, die regelmäßig zu den Modemessen nach Mailand reist. Dort ordert sie die aktuellen Stoffe und bringt die Trends aus der Modemetropole mit nach Nürnberg: «Dieses Jahr sind es die Farben royalblau, gelb und türkis, kombiniert mit glitzernden Accessoires.«

Eine große Vielfalt bietet das Stoffzentrum Rudolf Maderer in der Peterstraße an. Über 8000 verschiedene Stoffe liegen in großen Ballen auf Tischen und in Regalen, rund 4000 Sorten Knöpfe und jede Menge Nähzubehör sind in dem traditionsreichen Familienbetrieb in der Südstadt zu finden. Seit 1960 besteht das Geschäft, das Ralf Maderer 1994 von seinem Vater übernahm und nun zusammen mit seiner Mutter erfolgreich weiterführt. «In diesem und im vergangen Jahr ist die Nachfrage wieder gestiegen«, hat der 41-Jährige beobachtet.

Nähbegeistert sind nicht nur ältere Menschen. Auch viele junge Leute setzten sich regelmäßig hinter die Nähmaschine, etwa Teilnehmer von Rollenspielen oder Mittelalterveranstaltungen. «Die machen ihre Kostüme selbst«, so Maderer. Andere verschönern ihre Wohnung mit neuen Vorhängen oder Tischdecken und Künstler und Kultureinrichtungen ordern größere Mengen Stoff für Veranstaltungen. So machte eine Künstlerin aus hellem Pannesamt romantische Stuhlhussen für eine Hochzeit. In der Egidienkirche wurde aus 300 Quadratmeter wasserblauem Futterstoff ein Meer, dass bei der Blauen Nacht 2006 bei einer Performance geteilt wurde.

Neben der großen Auswahl an Materialien schätzen die Kunden nach Einschätzung Ralf Maderers vor allem die günstigen Preise: «Unser Laden ist zwar etwas abgelegen, aber in der Stadt sind die Mieten und damit auch die Stoffe teuer«, so der Geschäftsinhaber.

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