Schach ist etwas für Kinder

27.6.2006, 00:00 Uhr

Wenn er bei der Stange bleibt, kann er bald genauso viel Spaß haben wie sein Clubkamerad Juri. Der ist sechs Jahre alt und schon ein alter Hase, der im Schach regelmäßig die Achtjährigen «verprügelt“. Mit Leidenschaft dabei ist auch Pascal. Der Zehnjährige bezwingt im königlichen Spiel selbst Erwachsene. Gleich in seinem ersten Mannschaftskampf brachte er den König seines 50-jährigen Gegners in ausweglose Bedrängnis: schachmatt.

Gerade turnt er auf seinem Stuhl herum, die braunen Kulleraugen gebannt auf das Brett geheftet: «Wie kannst du in so einer Stellung nur verlieren?“ Sein Schachpartner schaut betreten. Pascal hilft: «Warte, ich zeig’ dir was . . .“ Die Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache. Und sie sind ehrgeizig. Jeder Zug wird genau überlegt: Wie kann ich angreifen oder den rollenden Angriff verstärken? Was macht mein Gegner aus meinem Zug? Logisches Denken, Weitblick, Umsicht, Beharrlichkeit — alles ein Kinderspiel für die kleinen Schachfreunde.

Georg (7) ist soeben zum zweiten Mal von Alexej (11) geschlagen worden. Macht nichts — diesmal. Im Turnier ist das anders. Da gibt es auch Tränen, wenn einer verliert. Bei den Spielen in der Seniorenliga aber heißt es für die Kleinen: Wach bleiben! Wer es gewöhnt ist, abends um 8 Uhr ins Bett zu gehen, dem kann es durchaus passieren, dass er beim Turnier Freitag nachts um zehn mitten im Spiel einfach kurz einschläft. «Ein böses Foul, wenn der Gegner schläft und gewinnt“, ulkt Peter Erlbeck. Er ist der stellvertretende Vorsitzende des Schachclubs Schwarz-Weiß Süd und verantwortlich für die Jugendarbeit.

Die Mädchen kommen nur sporadisch

Vor ihm liegt die Anwesenheitsliste. Immer donnerstags ab 18 Uhr spielen die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 19 Jahren im Schulungsraum der Schule. 26 Namen stehen auf der Liste, 17 davon mit vielen Kreuzchen dahinter. «Der harte Kern“, sagt Erlbeck. Die fünf Mädchen gehören nicht dazu. Sie kommen nur sporadisch.

Die meisten der Buben und Mädchen sind in Deutschland geboren. Ihre Eltern aber kommen aus aller Herren Länder, aus den ehemaligen GUS-Staaten, aus der Türkei, aus Äthiopien, aus den USA. Und jeder spielt mit jedem Schach: ein völkerverbindendes Kräftemessen des Verstandes und des Verstehens.

Georg hat soeben sein Hausaufgabenheft zurückbekommen. Jawohl, auch beim Schach gibt es Hausaufgaben. Und manchmal sind sie ganz schön schwer. «Gut, dass ich den Radiergummi dabei habe“, meint Georg und tilgt geübt seine Fehler auf dem Diagramm. Wenig später kommt ein Nachzügler. Unschlüssig schaut er hierhin und dorthin. Alle sind in ihre Partie vertieft. «Georg, spiel du mit ihm“, sagt Erlbeck. «Spielen ist jetzt wichtiger als die Hausaufgabe.“ Ein weiteres Brett wird geholt; König, Dame, Läufer, Springer, Türme werden in Stellung gebracht. Ein neues interessantes Spiel kann beginnen. Uschi Aßfalg

Kontakt: Peter Erlbeck, Tel. 48 75 10, E-Mail: peter.erlbeck@t-online.de

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