Insekten auf dem Vormarsch

Schädling oder nützlich? Was man über "Ohrenkneifer" wissen muss

1.9.2021, 10:43 Uhr
Weltweit gibt es rund 1000 verschiedene Arten von Ohrwürmern, in Europa leben etwa 30.

© Jonathan Wright, picture alliance / dpa Weltweit gibt es rund 1000 verschiedene Arten von Ohrwürmern, in Europa leben etwa 30.

Dass Ohrenkneifer in menschliche Ohren krabbeln und dort das Trommelfell zerbeißen oder Eier ablegen, ist eine Legende. Die Insekten sind dafür viel zu schwach und für den Menschen deshalb vollkommen harmlos. Vielmehr haben Ohrwürmer, von denen es weltweit über 1000 verschiedene Arten gibt, die hauptsächlich in den Tropen leben, ihren Namen vermutlich aus der Naturheilkunde. Früher wurden die Insekten in getrockneter, pulverisierter Form als Heilmittel gegen Ohrenschmerzen oder Schwerhörigkeit eingesetzt.

Ohrwürmer sind nachtaktiv

Am Tag verstecken sich die rot-braunen Krabbeltierchen meist unter Steinen oder Pflanzen und schützen dort vor allem ihre Brut. In diesen Tagen kann man aber vermehrt beobachten, dass sie in der Abenddämmerung aus ihren Verstecken kriechen und auf Hausfassaden, Gartenmöbeln oder auch im Haus herumkrabbeln.

"Es gibt bei uns mehrere Arten von Ohrwürmern, die eine recht versteckte Lebensweise haben. Oft fallen Sie uns erst bei der Ernte von Obst oder Gemüse auf", sagt Wolfgang Dötsch, Geschäftsführer des Bund Naturschutz Nürnberg. Und er erklärt: "Im Ökogarten schätzt und fördert man sie als Blattlausjäger." Ohrenkneifer sind deshalb grundsätzlich Nützlinge, weil sie überwiegend für den Garten schädliche Blattläuse auf dem Speiseplan haben.

Aber auch Pflanzenteile schmecken den Insekten; Obst nur, wenn die Schale bereits geschädigt ist und sie den Gängen anderer Schädlinge folgen. "Die Ernährung der Ohrwürmer ist durchaus vielfältig, heuer haben sich viele Blattlausarten aufgrund des Regens aber schlecht entwickelt. Daher könnte hier eine wichtige Nahrungsquelle weggefallen sein", so Dötsch.

Ohrenkneifer leben überwiegend in Gärten oder Parks und sind wärmeliebend. "Grundsätzlich dürften sowohl zu heiße als auch zu kalte, regnerische Jahre für sie ungünstig sein", sagt der Experte.

Verirren sich Ohrenkneifer in die Wohnung, hat das Umweltbundesamt einen Tipp, wie man die kleinen Tierchen wieder los wird: mit einer selbstgebauten Falle. Hierfür wird ein Blumentopf mit Stroh, Holzwolle oder Heu ausgestopft und mit der Öffnung nach unten dort hingestellt, wo die Insekten gesichtet wurden. "Wenn es hell ist, verstecken sich die Tiere dort und können dann nach draußen gebracht werden", so die Experten.

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