Schenken mit gutem Gewissen

19.12.2012, 12:00 Uhr
Schenken mit gutem Gewissen

© Stefan Hippel

Das „Fenster zur Welt“ im Haus der Katholischen Stadtkirche in der Innenstadt ist eines der Geschäfte, deren Sortiment für fairen Handel steht. Der weiträumige Laden ist wie eine Wundertüte vollgepackt mit Geschenkideen für ziemlich jeden Geschmack und Geldbeutel: schicke Accessoires — Tücher, Handtaschen, ausgefallener Schmuck; Geschenkboxen mit fair gehandelten Lebensmitteln, Keramik, reizvoller Nippes, Textilien, Spielsachen und vieles mehr. Längst warten die fair gehandelten Produkte mit ausgefeiltem, modernem Design für den europäischen Markt auf. Und auch die Qualität stimmt.

Schenken mit gutem Gewissen

© Stefan Hippel

Die Waren werden in verschiedenen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas von Hand gefertigt in Initiativen, die sich soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben haben. In der 1977 gegründeten indischen Vereinigung für gerechte Vermarktung „EMA“ haben sich Handwerkerinnen und Handwerker in Westbengalen organisiert. Sie stellen unter anderem Seide her und verarbeiten sie zu Schals und Tüchern, wie sie im „Fenster zur Welt“ verkauft werden. Das verschafft ihnen ein halbwegs auskömmliches Einkommen.

Wie EMA sitzt auch die gemeinnützige Vertriebsorganisation „Sasha“ in der Hauptstadt Westbengalens, Kolkata. Sasha arbeitet mit Kooperativen, Selbsthilfegruppen und Familienunternehmen — Produzenten aus verschiedenen Kunsthandwerksbereichen in Westbengalen und anderen Provinzen — zusammen. Von dort kommen die feinen Lederwaren, die im Laden offeriert werden — Geldbeutel, Brieftaschen, in Leder gebundene Notizbücher.

Größere Unabhängigkeit

Die Lederhandtaschen haben unter anderem die Mitglieder von „AMWA“, gefertigt, ein Netz afrikanischer Frauen, das Bildung und Information in die Gesellschaft trägt. Die seit 1972 in Nordstemmheim ansässige Organisation des partnerschaftlichen Handels, „El Puente“ (Die Brücke) vermarktet Produkte von Kleinbetrieben und Kooperationen in Afrika, Asien und Lateinamerika direkt und ohne Zwischenhandel. Das bedeutet mehr Geld und größere Unabhängigkeit beispielsweise für die peruanischen Frauen, die für den Export Filzhausschuhe produzieren und warme Pullover stricken.

Ganz oben auf dem Wunschzettel Jugendlicher stehen Klamotten. Eine erste Adresse für fair gehandelte Textilien ist der Glore Concept Store in der Altstadt. Laut Ladeninhaber Bernd Hausmann verlangt Glore höhere Sozialstandards als gemeinhin üblich. Und die Hersteller dürften ihre Arbeitnehmer nicht mit den jeweils gesetzlich vorgegebenen Mindestlöhnen abspeisen: Sie müssen existenzsichernde Löhne zahlen.

Schönes zum Spielen

Auch das Spielzeug auf dem Gabentisch muss nicht unbedingt aus Fabriken kommen, in denen menschenunwürdige Zustände herrschen. Die Firma Bruder in Fürth produziert nach eigenen Angaben 99,5 Prozent ihrer Kunststofffahrzeuge in Deutschland. Und im Diakonie-Laden in Johannis gibt es Schönes zum Spielen, aus heimischen Hölzern gearbeitet und mit lebensmittelechten Farben gestaltet von behinderten Menschen in den Betrieben des fränkischen Werkstättenverbands.

Seit eh und je beliebt als Weihnachtsgeschenk ist Schmuck aus Edelmetallen. Gold zu fairen Bedingungen? Da muss man noch ziemlich weit laufen, um genau zu sein bis nach Karlsruhe zu Wiebke Goos in die Galerie Goldaffairs. Die Schmuckdesignerin verwendet ausschließlich Gold, das in Argentinien umweltschonend ohne chemische Zusätze als kleine Nuggets im Fluss von Hand ausgewaschen wird. Und für das die Goldwäscher einen fairen Preis erzielen. Er liegt um rund 20 Prozent höher als der herkömmliche. „Das fertige Schmuckstück selbst verteuert sich jedoch höchstens um zehn Prozent“, sagt Goos.

In der Nürnberger Galerie Voigt findet sich eine kleine Kollektion aus fair gehandeltem 900er Gold. Die Schmuckdesignerin Petra Dosch arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren damit.

Mit und ohne Chemie

Juwelier Christoph Kuhnle aus Fürth hatte sich vor der Anfrage dieser Zeitung nicht mit dem Thema „faires Gold“ beschäftigt. Jetzt aber lasse es ihn nicht mehr los, sagt er: „Wir planen für das nächste Jahr eine eigene Schmuckkollektion, und die wird auf jeden Fall aus Fair Trade Gold sein.“

Derzeit gibt es zwei Siegel für fair gehandeltes Gold. „Fair Trade and fair Mined Ecological Gold“ kennzeichnen Gold, das unter fairen Bedingungen für die Arbeiter gewonnen wird in Minen, die komplett ohne Chemikalien arbeiten. „Fair Trade and fair Mined Gold“ bezeichnet Gold, das zwar unter fairen Bedingungen für die Arbeiter gewonnen wird, jedoch unter Einsatz von Chemie.

Windeln mit Service

Wer zu Weihnachten nicht mit Gold und edlen Steinen klotzen will, kann auch kleinere faire Brötchen backen. Junge umweltbewusste Eltern mit sozialem Anspruch freuen sich garantiert über fair gehandelte waschbare Stoffwindeln aus biologischem Anbau. Der Windeldienst „Frische Windeln“ im Zentrum von Erlangen verkauft und vermietet sie, und er holt die gebrauchten ab, wäscht sie und bringt sie wieder.
 

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