Schlaganfall

Schlaganfall: Mehr Patienten können heute gerettet werden

10.5.2021, 14:56 Uhr
Das Gehirn wird durch einen Schlaganfall in seiner Durchblutung gestört - entsprechend eingeschränkt können hinterher beispielsweise Sprache und Motorik sein.

© julos/imago, NNZ Das Gehirn wird durch einen Schlaganfall in seiner Durchblutung gestört - entsprechend eingeschränkt können hinterher beispielsweise Sprache und Motorik sein.

Gesündere Lebensgewohnheiten und frühzeitigere Behandlung von Risikofaktoren haben das bewirkt. Die Gesamtzahl der Betroffenen liegt wiederum auf anhaltend hohem Niveau, weil die Bevölkerung immer älter wird.

Katheter entfernen Blutgerinnsel

Gleichzeitig haben Schlaganfall-Patienten heute bessere Aussichten auf Therapieerfolge. "Die Kathetertechniken zur Entfernung von Gefäßverschlüssen sind hier in der Region so gut etabliert, dass wir vor allem die Zahl der Patienten, die früher schwerste Schädigungen davontrugen, drastisch reduzieren konnten. Das ist ein eindrucksvoller Fortschritt", sagt Erbguth, der auch Präsident der Deutschen Hirnstiftung ist.


Gefürchtete Komplikation: Schlaganfall durch Corona-Infektion


Rätsel gibt weiterhin die mutmaßlich nennenswerte Zahl unentdeckter Schlaganfälle als indirekte Folge der Corona-Pandemie auf. Krankenhäuser weltweit sahen seit Frühjahr 2020 Rückgänge beim Patientenaufkommen, bedingt durch Ängste, Terminverschiebungen, aber auch "Aussitzen" akuter Erkrankungen während der Kontaktbeschränkungen. Die Zahl der stationären Behandlungen in Deutschland ging übers gesamte Jahr um 13 Prozent zurück, Kliniken verzeichneten zwischen sieben und zehn Prozent weniger Schlaganfälle und Herzinfarkte, die größten Einbrüche gab es auf dem Höhepunkt der ersten und zweiten Corona-Welle. Wo sind diese Unsichtbaren abgeblieben?


Ärzte warnen: Herzinfarkt-Patienten kommen zu spät ins Krankenhaus


Vor allem leichtere Schlaganfälle seien seltener gemeldet worden, sagt Erbguth. "Diese Menschen blieben unterm Radar. Diejenigen von ihnen, bei denen Risikofaktoren beseitigt werden müssten, werden gelitten haben. Oder später einen erneuten, heftigeren Schlaganfall bekommen." Ein positiver Effekt sei andererseits gewesen, dass vorübergehend mehr Menschen von den Notaufnahmen ferngeblieben seien, die nur leichte Alltagsbeschwerden hatten.


Schlaganfall: Zahlen und Fakten

- Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex, ist eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Ursache ist meist die Verstopfung einer Arterie durch ein Blutgerinnsel oder Verkalkung. Seltener löst ein gerissenes Blutgefäß im Hirn oder ein anderes Gefäßproblem den Schlaganfall aus.

- Das Gehirn wird in beiden Fällen nicht mehr ordnungsgemäß mit Sauerstoff versorgt. Die Folge: Gewebe stirbt ab, es kommt zu Lähmungen, Sinnes- und Sprachausfällen.

- Der Schlaganfall ist immer ein Notfall, bei dem die sofortige Behandlung in einer Spezialeinheit ("Stroke Unit") bleibende Behinderungen vermeiden kann.

- Zu den Risikofaktoren zählen neben einem höheren Lebensalter Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.

- Etwa jeder vierte Schlaganfall endet tödlich. Jedes Jahr ereignen sich in Deutschland schätzungsweise 260.000 Schlaganfälle. Sie sind die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine im Erwachsenenalter erworbene Behinderung.


"Schlaganfall-Erfolgserlebnisse": Facebook-Gruppe aus Nürnberg hilft sich bei der Nachsorge


Prof. Frank Erbguth ist am 10. Mai von 18 bis 20 Uhr am Expertentelefon der Deutschen Hirnstiftung zum Thema "Schlaganfall" zu sprechen. Anmeldung nötig unter info@hirnstiftung.org (030) 5 31 43 79 36.

Keine Kommentare