Roth/Schwabach

Schnelle Hilfe bei der Erziehungsberatung

15.6.2018, 16:07 Uhr
Schnelle Hilfe bei der Erziehungsberatung

© Robert Schmitt

Jährlich steigende Fallzahlen prägen die Arbeit der zehn Psychologen und Sozialpädagogen, die in der Rother Hauptabteilung und in der Filiale im Evangelischen Haus in Schwabach 6,5 Vollzeitstellen ausfüllen. Waren es 2009 682 Hilfesuchende, die zu den beiden Beratungsstellen kamen, konnten 2017 919 Fälle gezählt werden. 17 mehr als 2016. Dabei stand die Erziehungsberatung für fast 2000 Personen als Ansprechpartner bereit.

Die Erziehungsberatungsstellen in Roth und Schwabach sind ökumenisch organisiert. Caritas und Diakonie sind die Träger. Finanziert werden deren Angebote überwiegend von der Stadt Schwabach und dem Landkreis Roth. Einen kleinen Anteil steuert der Freistaat bei. "Unsere Arbeit ist ausschließlich mit guter und kompetenter personeller Ausstattung möglich", sagt Leiterin Elfriede Schweinzer, sieht diese Voraussetzung aber dank des Engagements der Träger und der Finanzierungspartner als gegeben an. "Erst vor wenigen Jahren haben wir eine personelle Aufstockung erhalten", lobt die Diplom-Psychologin die Stadt und den Landkreis.

Hohe Akzeptanz

Obwohl man mittlerweile durchaus erneut eine Belastungsgrenze erreicht habe, könne man Familien immer noch schnell helfen. "Die Wartezeiten betragen zwischen zwei und vier Wochen", so Schweinzer. "Krisenfälle können wir sofort oder innerhalb eines Tages bearbeiten". Ihrer Meinung nach ist es dem Beraterteam 2017 wieder gut gelungen, seine Fähigkeiten kompetent zum Wohle der beratenen Familien einzusetzen. "Die wachsenden Anmeldezahlen verdeutlichen die hohe Akzeptanz der Erziehungsberatungsstelle in unserer Region", findet Schweinzer.

Neben der Beratung gebe es einen regen Austausch mit Schulen, Kindergärten, Ärzten und dem Jugendhilfenetz sowie Fachvorträge. Relativ neu sind die Online-Beratungen für Eltern und Jugendliche. Sechs Stunden pro Woche ist eine Mitarbeiterin per Chat und Mail erreichbar.

Zuständig sei man für alle Altersstufen: vom ersten Lebenstag an bis zum jungen Erwachsenen im Alter von 27 Jahren. Vom Umgang mit Schreibabies und der Gefahr eines Schütteltraumas bis zu Fällen von Missbrauch, Sucht, Entwicklungsstörungen oder Problemen beim Berufseinstieg. Steigende Nachfrage stellt Schweinzer bei den Kindergruppen fest. Allerdings sei ein Ausbau mit dem gegenwärtigen Personal nicht leistbar. In diesen Gruppen werden die Themen "Soziale Kompetenz" sowie "Scheidung und Trennung" intensiv und spielerisch bearbeitet.

Scheiternde Ehen

Denn der Trend zu Anmeldungen wegen des Scheiterns von Ehen und Beziehungen sei konstant hoch. "Vielen getrennten Eltern gelingt es überhaupt nicht mehr, tragfähige Umgangsregelungen für ihre Kinder zu finden", sagt Schweinzer. Entsprechend hoch seien die vom Familiengericht angeordneten Beratungen. Ebenso auffällig sei die Zahl der begleiteten Umgänge gestiegen. "Es kostet häufig viel beraterische Arbeit, mit den Eltern Lösungen zu erarbeiten, die helfen, den Kontakt zu beiden Elternteilen im Sinne des Kindes aufrecht zu erhalten", hat Schweinzer in der Beratungsarbeit festgestellt, die auch in Außenstellen geleistet wird. In Wendelstein und Thalmässing existiert sie bereits. Für Greding wird sie bald aufgenommen.

Die Fallzahlen steigen also seit Jahren. Prävention bleibt dringlich. Die Beratung wird an einigen Stellen komplizierter. Dennoch konnte fast der Hälfte aller Familien 2017 innerhalb eines Monats geholfen werden. Knapp 13 Prozent der Fälle werden innerhalb von sieben bis zwölf Monaten abgeschlossen. Lediglich 7,17 Prozent der Beratungen laufen länger als ein Jahr. Dabei haben 62,51 Prozent der Hilfesuchenden zwischen zwei und zehn Kontakte mit ihrer Beraterin.

Der Anteil an Migrantenfamilien lag 2017 bei 18,3 Prozent aller Beratungsfälle. Gegenüber 2016 ist er damit um zwei Prozent gestiegen. Im Landkreis Roth beträgt er 16 Prozent. In Schwabach liegt er mit 26 Prozent deutlich höher. Bei der Beratungstätigkeit konnten die Mitarbeiter feststellen, dass in annähernd allen Migrantenfamilien deutsch gesprochen wird. Lediglich bei weniger als vier Prozent der Klienten wird überwiegend die Heimatsprache gepflegt. Auffällig ist, dass der Migrationsanteil bei den begleiteten Umgängen nach Scheidung und Trennung deutlich erhöht ist. Im Landkreis Roth liegt er bei 38, in Schwabach bei 45 Prozent.

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