Schnüffler am Nürnberger Flughafen

30.1.2010, 00:00 Uhr
Schnüffler am Nürnberger Flughafen

© Hippel

Die Bemerkung, dass sich in Handtaschen von Frauen wahre Abgründe auftun, können sich die Herren vom Flughafen nicht verkneifen. Die Röntgenbilder an der Sicherheitsschleuse bringen das Innenleben unbarmherzig ans Licht. «Orange, Geldbeutel, Kamera, Handy, Münzen, Stifte, Bonbondose, Spraydose, Papier«, zählt Thomas Braunreiter auf und deutet auf die Konturen auf dem Bildschirm. So sieht die harmlose Variante aus.

160 Mitarbeiter sorgen für Sicherheit

Braunreiter gehört zur Sicherheitsgesellschaft am Nürnberger Flughafen. 160 Mitarbeiter sollen sicherstellen, dass niemand Waffen oder Sprengstoff in den Flieger schmuggelt. Manchmal hat es etwas für sich, dass ihr Arbeitsplatz in der Provinz liegt und nicht in München. Als Staatssekretärin Katja Hessel zu Besuch ist, passieren kaum Fluggäste die Schleuse. Es gibt weder Hektik noch Stress. Es geht entspannt zu.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Passagier, der Alarm auslöst, wie in München einfach im Trubel verschwinden kann, scheint nicht sehr hoch. Der Nürnberger Flughafen sei überschaubar, sagt Hessel. Am Ende des Kontrollgangs befinden sich zudem Türen, die im Fall des Falls auf Knopfdruck schließen. Solche Türen habe München nicht, fährt die FDP-Politikerin fort. Außerdem wird in Nürnberg nicht arbeitsteilig kontrolliert. Stattdessen begleitet ein Kontrolleur den Passagier von Anfang bis Ende. «Hier wäre das nicht passiert«, meint Hessel schließlich und spielt auf die Panne am Münchner Flughafen an. Wie berichtet, hatte ein Laptop Sprengstoffalarm ausgelöst. Der Besitzer des Computers ging dem Personal durch die Lappen. Stundenlang war der Betrieb lahmgelegt.

«Schnüffelgerät« durchleuchtet Laptops

Kontrolleur Thomas Braunreiter hat mit Laptops so seine Erfahrungen. «Durch die asiatischen kann man fast durchschauen.« Soll heißen: Die Röntgenstrahlen dringen in die Tiefe vor. Um sicherzugehen, dass kein Sprengstoff darin versteckt ist, wischt Braunreiter trotzdem mit einem speziellen Teststreifen über die Laptop-Unterseite. Kleinste Sprengstoffpartikel würden daran haften. Der Streifen wird von einem sogenannten Detektionsgerät untersucht; ein «Schnüffelgerät«, so nennt es Braunreiter. Es reagiert auf winzigste Spuren.

Vergleichbare Geräte könnten in Zukunft die Kontrolle von Flüssigkeiten übernehmen. Der EU-Verkehrskommissar will den Flughäfen eine Frist bis Ende April 2014 setzen, um neue Kontrollgeräte einzuführen, die Flüssigsprengstoffe aufspüren. Die strengen Regeln für Flüssigkeiten im Handgepäck könnten dann wieder gelockert werden.

Die Industrie ist nicht weit genug

«Das wird das große Problem werden in den nächsten Jahren«, prophezeit Klaus Kreitinger von der Regierung von Mittelfranken, bei der das Luftamt Nordbayern angesiedelt ist. Solche Geräte gebe es noch nicht. Die Industrie ist noch nicht so weit. Außerdem könnte es am Nürnberger Flughafen - dort findet die Kontrolle im ersten Stock statt - zu Statikproblemen kommen, wenn dort aufgerüstet werden muss.

Sprengstoff ist Kontrolleur Braunreiter noch nicht untergekommen. Passagiere mit Messern und Pistolen allerdings schon. Einmal traute der 42-Jährige seinen Augen kaum: Ein Fluggast hatte Schlangen im Handgepäck.