Schnupperkurse für Wissbegierige

18.12.2006, 00:00 Uhr
Schnupperkurse für Wissbegierige

geht das überhaupt? Wer ohne Hochschulreife ein Studium aufnehmen will, tut sich vor allem in Bayern schwer. Doch über einen kleinen Umweg kann der Traum vom Studium wahr werden. Als erste Hochschule in Deutschland bietet die FernUniversität Hagen interessierten Personen ohne Abitur an, sich in der beruflichen Bildung zu qualifizieren und damit gleichzeitig eine Zugangsberechtigung zu erwerben. Möglich ist das über das so genannte Akademiestudium.

«Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, studieren zu können, ohne das Abi nachholen zu müssen oder meine Arbeit aufzugeben“, sagt Manuel Biewald, Sachbearbeiter für International Roaming aus Nürnberg. Der gelernte Energie-Elektroniker ist voll berufstätig - und Akademiestudent der Elektrotechnik und Informationstechnik im dritten Semester: «Ich nutze das Studium, um die so genannte Zugangsprüfung zu absolvieren.“

Diese Prüfung ermöglicht es, einen Studiengang ohne formale Hochschulzugangsberechtigung aufzunehmen. Voraussetzung für diesen Weg in ein Universitätsstudium ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Mindestalter von 22 Jahren und eine mindestens dreijährige Berufserfahrung - vorab müssen im Akademiestudium Leistungen für den gewünschten Studiengang erbracht werden. Eine Alternative, die sich für Manuel Biewald lohnt: «Mein Beruf macht mir viel Spaß, aber mein persönlicher Ehrgeiz ist sehr groß. Nach der Zugangsprüfung werde ich neben meinem Job das reguläre Studium in diesem Fachbereich beginnen.“

Horizont erweitern

Doch das Akademiestudium ist nicht nur für Personen ohne Hochschulreife gedacht. Gerade für Berufstätige ist es zudem eine gute Möglichkeit, eventuelle Wissenslücken zu schließen oder den Horizont zu erweitern - schließlich kann das Akademiestudium an der FernUni zeitlich und vom Aufwand her gut mit einem Job vereinbart werden. Peter Oberländer aus Burg Lengenfeld hat vor zwei Jahren sein Diplom-Studium an einer Präsenzuniversität abgeschlossen. Heute studiert der 31-jährige Maschinenbauingenieur neben seinem Vollzeit-Job in der Automobilbranche bereits im dritten Semester BWL als Akademiestudent: «Ich hatte schon immer einen Bezug zu betriebswirtschaftlichen Themen, außerdem finden sich mit der BWL starke Schnittpunkte in meinem Beruf.“

Das Akademiestudium soll als Grundlage für den wirtschaftswissenschaftlichen Zusatzstudiengang für Ingenieure dienen, den er ebenfalls an der FernUni Hagen in einigen Semestern beginnen möchte. Das Studium absolviert Peter Oberländer, um eine langfristige Zusatzqualifikation zu erlangen: «Das wirtschaftliche Hintergrundwissen ist in meinem Beruf auf jeden Fall von Vorteil.“

Das Akademiestudium ist auch für Personen, die sich rein aus persönlichem Interesse weiterbilden möchten, eine Möglichkeit. So bei Michaela Rolph aus Roth. Die zweifache Mutter gab mit der Geburt ihres ersten Kindes ihre Arbeit im Sekretariat einer Betriebsberatung auf und besucht im Rahmen des Akademiestudiums als eine Art Gasthörer Lehrveranstaltungen in den Bereichen Wirtschaftsrecht und Bachelor of Laws: «Ich bin sehr interessiert an Wirtschaft und Recht, und es ist mir wichtig, mich neben der Kindererziehung geistig zu fordern.“

Lernzeit selbst einteilen

Die 39-Jährige hat bereits andere Weiterbildungsangebote ausprobiert, jedoch war sie dort an feste Termine gebunden: «Ich möchte mir meine Lernzeit lieber selbst einteilen, was mit dem Akademiestudium gut möglich ist. So kann ich mich auch nachts um 22 Uhr oder früh um fünf hinter die Bücher klemmen und in Ruhe lernen.“ Ob Michaela Rolph irgendwann auf ein Vollzeit-Studium wechseln wird, weiß sie noch nicht. «Das halte ich mir noch offen. Momentan brauche ich einfach was für meinen Kopf.“

Drei Personen, drei verschiedene Gründe für die Aufnahme des Akademiestudiums - eben für diese individuell unterschiedlichen Ziele ist das Akademiestudium konzipiert. Neben der Zugangsprüfung und der beruflichen sowie persönlichen Weiterbildung kann das Akademiestudium - ähnlich dem Frühstudium - jungen Menschen zudem der beruflichen Orientierung dienen und hochbegabten Schülern die Möglichkeit bieten, bereits neben der Schule Leistungsnachweise zu erbringen.

Das Akademiestudium - ein Trend, der boomt: Am Studienzentrum Nürnberg sind momentan 237 Akademiestudierende eingeschrieben. Den größten Anteil machen dabei die Wirtschaftswissenschaften und die Kultur- und Sozialwissenschaften aus. «Die Kosten für das Akademiestudium und die Betreuung sind zwar etwas höher als für ein reguläres Studium, dennoch lohnt es sich in den meisten Fällen“, sagt auch Myrén Neumann vom Studienzentrum in Nürnberg. Dem geben auch die befragten Studenten einstimmig Recht: «Wir sind mit den Angeboten des Akademiestudiums und dem Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als zufrieden.“

Mehr Informationen zum Akademiestudium und der FernUniversität Hagen gibt es im Internet unter www.fernuni-hagen.de. Das Studienzentrum in Nürnberg ist unter Tel. 51 41 15 erreichbar.

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