Schuhe hat man nie genug

31.5.2011, 17:28 Uhr
Schuhe hat man nie genug

Der kleine Laden in der Neuen Gasse hinter dem Hans-Sachs-Platz ist brechend voll. Brini Rodehau, die mit ihrem Schuh-Eldorado aus der Schweppermannstraße dorthin gezogen ist, hat selbst nicht mit so viel Andrang gerechnet. Glitzernd, rosa und liebevoll dekoriert ist der neue Laden. Aber zwischen all den jungen Frauen, die zur Einweihung im neuen Brinissima nach den neuesten Schuhtrends suchen, sieht man die hübschen Treter schon fast nicht mehr.

Eines haben alle Mädels gemeinsam: einen gewaltigen Schuhtick. „Ich hab’ bestimmt 60 Paar daheim“, erzählt Anna Warzecha stolz, „nur mein Freund schimpft jedes Mal, wenn ich wieder mit einer Tüte aus einem Schuhgeschäft heimkomme.“ 60 Paar Schuhe, zugegeben, das ist mehr, als man als Frau wirklich braucht, aber an diesem Tag ist sie mit ihrem Tick nicht allein. Den passenden Tipp, wie sie ihren Partner besänftigen kann, gibt es auch gleich. Einfach nicht verraten, wie viele Schuhe sie wirklich gekauft hat. Sollte er sich dann doch über ihm unbekannte Treter wundern, so hilft ein „Schatz, die hab ich doch schon ewig, weißt Du das nicht mehr?“ meist Wunder.

Männer kaufen zwei Paar Schuhe im Jahr

„Meine Freundin hat zwei Schuhschränke voll“, jammert ein junger Mann, der sich von seiner Liebsten zum Shoppen hat überreden lassen und noch nie einen Überblick über ihren Schuhfundus hatte. „Aber zum Glück wohnen wir nicht zusammen“, zwinkert er, dann müssten ihre Schuhe wohl in den Keller umziehen. Ihm selbst reichen vier Paar. Ein paar Fußballschuhe, ein Paar für die Arbeit, schicke Turnschuhe und eines für Drecksarbeiten wie den Ölwechsel. Damit entspricht er dem Durchschnittsmann. Der kauft in Deutschland nämlich laut Fachhandel gerade mal zwei Paar pro Jahr.

Zwei Paar, das schaffen die Mädels im Brinissima in einer Stunde. Da werden Pailetten-Pumps und Schleifchensandalen probiert, wird über Blümchen-Wedges und Wildleder-Highheels beratschlagt, gebunkert, dass nur keine andere einem die Schuhe vor der Nase wegkaufen kann. Da wird sinniert und überlegt, welche Schuhe nun zu welchem Outfit passen würden. „Ich hab zu jeder Bluse die passenden Schuhe“, erzählt eine der Schuhsüchtigen stolz.

An bestimmte Modegesetze muss man sich in dieser Saison nicht halten. Erlaubt ist, was gefällt, gern auch mal ausgefallene Modelle. Die sind natürlich nicht immer bequem. 13-Zentimeter-Absätze sind eben keine Birkenstock-Sandalen. „Im Notfall muss ich die Schuhe daheim mit ein Paar Wollsocken einlaufen“, gesteht eine Kundin, „das hilft gegen drückende Riemchen.“

Meistens, aber nicht immer. Eine aktuelle Umfrage hat ergeben, dass jede dritte Frau auch Schuhe kauft, die eigentlich gar nicht richtig passen. Einfach nur, weil sie eben so chic sind. Da wird dann zu Hause mit Lederweit-Spray und Socken gearbeitet, die Schuhe verbleiben trotzdem im Dornröschenschlaf im Schrank. Damit sind die Frauen aber nicht allein, auch jeder sechste Mann hat aus modischen Gründen schon einmal unbequeme Treter gekauft.

Aber woher kommt nun die Liebe der Frauen zu ihren Schuhen? „Das Tolle an Schuhen ist, dass sie nicht kneifen, wenn man ein wenig zunimmt“, grinst eine. Den Frust, den viele bei der Suche nach einer neuen Jeans haben, kann man sich bei Schuhen also sparen.

Da kann es schnell passieren, dass man mehr Geld ausgibt, als man eigentlich eingeplant hat, und einkauft, bis die Karte glüht. All jenen Mädels, die beim Anblick ihres Kontostands in Tränen ausbrechen, sei hier ein Zitat von Carrie Bradshaw ans Herz gelegt: „Ich investiere mein Geld da, wo ich es sehen kann – in meinem Kleiderschrank“.

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