365-Euro-Ticket

Schüler-Tickets: Eltern bleiben auf Kosten sitzen

3.6.2021, 05:50 Uhr
Bild mit Seltenheitswert: Lediglich in der letzten Woche vor den Pfingstferien konnten zumindest die Grundschüler wieder für ein paar wenige Tage zur Schule. Die anderen blieben und bleiben daheim.

© Marijan Murat, dpa-tmn Bild mit Seltenheitswert: Lediglich in der letzten Woche vor den Pfingstferien konnten zumindest die Grundschüler wieder für ein paar wenige Tage zur Schule. Die anderen blieben und bleiben daheim.

Seit Mitte Dezember sitzen die meisten zuhause. Anders als etwa Abschlussklassen konnten viele Nürnberger Schüler wegen der hohen Corona-Inzidenz nicht einmal im Wechsel unterrichtet werden. Lediglich in der letzten Woche vor den Pfingstferien konnten zumindest die Grundschüler wieder für ein paar wenige Tage zur Schule. Die anderen blieben daheim und werden wohl auch weiterhin nicht jeden Tag zur Schule gehen können, wenn die Werte nicht nachhaltig weiter sinken.


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VAG wehrt sich

So auch Sabine Pfeuffers elfjährige Tochter, die seit Monaten nicht zur Schule gehen darf. Wie andere Familien auch, beklagt die Mutter, das 365-Euro-Ticket im Grunde umsonst gekauft zu haben. "Das Ticket wurde von den Eltern ausschließlich für den Fahrtweg zur Schule erworben", wie die Nürnbergerin sagt. Ein Argument, dass die VAG nicht gelten lassen will.

Denn das 365-Euro-Ticket sei vom Grundgedanken her nicht nur als Schulwegticket, sondern auch als eine Art Mobilitätskarte für junge Menschen gedacht, die besonders auch für Freizeit und Einkaufswege verbundweit genutzt werden könnten. Ein im September 2020 gekauftes Ticket gelte noch bis Ende August 2021. "Und bei dem Preis von einem Euro pro Tag hat sich das Ticket dann schnell amortisiert", so Barbara Lohss, Pressereferentin der VAG.


Verlängerung des Tickets für die Dauer der Schulschließungen: Mutter startete Petition


Sabine Pfeuffer konnte dies nicht überzeugen. Sie startete eine Online-Petition. "Da kein alternatives Schülerticket angeboten wird und dieses Ticket daher als Schülerticket beworben wird, will ich eine Verlängerung des Tickets um die jeweilige nutzungsfreie Zeit der Schulschließungen erreichen." 300 Unterschriften konnte sie sammeln. Doch allzu viele Hoffnungen macht sie sich nicht. Denn unlängst hat ihr Oberbürgermeister Marcus König eine unmissverständliche Antwort auf ihr Schreiben vom Januar zukommen lassen. Hierin verweist er nicht nur, ähnlich wie die VAG, auf den Mehrwert des Tickets jenseits von Fahrten zur Schule oder zur Ausbildungsstätte.

Er betont vor allem, dass der Stadt die Hände gebundenen seien. Und dies hat seinen Grund in der besonderen Förderung des 365-Euro-Tickets, das im vergangenen August die Schüler-Monatskarte ablöste. Das Ticket wird nicht nur durch die Stadt pro Jahr mit etwa 3 Millionen Euro bezuschusst, sondern auch der Freistaat Bayern fördert es.


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"Der Freistaat knüpft seine Förderung allerdings ausdrücklich daran, dass es sich um ein Jahresticket handelt", so OB König. Eine Verlängerung oder Erstattung ist nicht möglich. Die Tarifbestimmungen besagen, dass die Kosten eines 365-Euro-Tickets VGN nach dem ersten Geltungstag grundsätzlich nicht mehr erstattet werden können.

König verweist aber auch darauf, dass das Ticket nicht sofort gezahlt werden muss. "Als besonderen Service, den es außerhalb unserer Stadt noch nicht gibt, ermöglicht die Stadt Nürnberg eine monatliche Zahlweise für das Jahresticket." Das sei "eine deutliche Erleichterung gerade für Eltern mit mehreren Kindern in Schule oder Ausbildung". "Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Wochen die Schulen nach und nach hoffentlich wieder in Wechsel- oder Präsenzunterricht gehen können", so OB König.


Für Eltern, die das Ticket ausschließlich für den Schulweg erworben haben, ist es ein schwacher Trost. Bis zu den Sommerferien sind es nur noch knapp acht Wochen. Kleiner Trost: Das Ticket gilt im Gegensatz zur Karte verbundweit und auch während der Sommerferien. Doch das dürfte eben nur für die Schüler und Azubis interessant sein, die das Ticket auch tatsächlich in ihrer Freizeit nutzen.

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